Fernüberwachung Tausender Windräder weiter eingeschränkt
Der Betrieb Tausender Windkraftanlagen in Europa ist wegen einer Störung der Satellitenverbindung weiter eingeschränkt. Allein beim Anlagen-Hersteller Enercon aus Aurich sind 5.800 Anlagen betroffen.
Enercon arbeite mit Hochdruck an einer Lösung, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Die Windräder in ganz Zentraleuropa liefen noch und lieferten auch Strom, seien aber für eine Überwachung und Steuerung aus der Ferne nicht mehr erreichbar. Normalerweise greift Enercon per Satellit auf Anlagen in entlegenen Gebieten zu, in denen es kein Breitband-Internet gibt. Das sei derzeit nicht möglich. Grundsätzlich könnten sich die Anlagen autark und selbstständig regulieren. Sollte jedoch ein Störfall auftreten, müsste Personal direkt zu den betroffenen Anlagen geschickt werden, um diese zu prüfen. Enercon versuche mit den Providern des Satelliten-Kommunikationsnetzwerks, die Störung zu beheben. Parallel sollen alternative Kommunikationsanbindungen eingerichtet werden, hieß es in einer Mitteilung vom Dienstag.
US-Satellitenbetreiber Viasat arbeitet fürs Militär
Die Störung des Satellitennetzwerks KA-SAT trat den Angaben zufolge am vergangenen Donnerstag auf - am Tag der Invasion des russischen Militärs in der Ukraine. Einen Zusammenhang hat die US-Betreiberfirma Viasat bislang nicht hergestellt. Allerdings vermutet das auch für militärische Dienste aktive Unternehmen eine Hacker-Attacke als Ursache. "Unsere Untersuchung des Ausfalls dauert an, aber bisher gehen wir davon aus, dass er durch ein Cyber-Ereignis verursacht wurde", teilte Viasat dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" mit. Man versuche derzeit, die Ursache zu ermitteln und den Dienst für die betroffenen Kunden wiederherzustellen. Der Grünen-Europapolitiker Niklas Nienaß geht davon aus, dass im Falle einer russischen Verantwortung nicht deutsche Windräder, sondern die ukrainische Internetversorgung lahmgelegt werden sollte. Doch hingen die deutschen Anlagen eben mit dran. "Der Vorfall zeigt, dass elementare Bereiche unserer Gesellschaft heute abhängig von Satellitentechnologie sind", sagte er weiter.
Warnung vor vermehrten Cyber-Angriffen
Angesichts des Angriffs Russlands auf die Ukraine und vermehrter Cyber-Angriffe auf ukrainische Ziele warnen deutsche Sicherheitsbehörden vor möglichen Attacken auch auf deutsche Behörden und Unternehmen. Auch Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) hält Cyber-Attacken für möglich. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) sprach von einer "erhöhten Bedrohungslage für Deutschland". Weil Windkraftanlagen zur kritischen Infrastruktur zählen, prüfen BSI und Bundesnetzagentur nach eigenen Angaben den Vorfall. Enercon stehe in engem Kontakt mit der Behörde, hieß es.
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