Für mehr Nachhaltigkeit: Zweite Chance für Retouren-Pakete
In Garbsen haben zwei Schwestern ihren dritten Retouren-Automaten aufgestellt. Darin verkaufen sie Pakete, die zurückgeschickt wurden. Die Überraschung macht für viele den Reiz aus.
Die Pakete und Tüten im "Secret Packs" Automaten am Einkaufszentrum Garbsen können alles enthalten, von teurer Technik bis zu günstigen Klamotten. Die drei Retouren-Automaten der Schwestern Corinna und Constanze Krumrey sind beliebt. Im Mai 2024 haben sie den ersten in Garbsen-Havelse aufgestellt, kurz darauf einen zweiten in Pattensen. Den dritten in Garbsen haben sie vor wenigen Wochen in Betrieb genommen.
Die Pakete, die im Automaten landen, wurden entweder zurückgeschickt, nie abgeholt oder konnten nicht zugestellt werden. Eine Untersuchung der Universität Bamberg zeigt, dass Deutschland Retouren-Europameister ist: 2022 ging jedes vierte Paket zurück. Kleidung und Schuhe werden am häufigsten retourniert.
Vier Prozent der Retouren werden im Handel entsorgt
"Wir wissen selbst nicht, was in den Paketen drin ist. Wir kaufen Paletten bei unterschiedlichen Lieferanten", erklären die Schwestern. Für die Händler ist die Bearbeitung von Retouren teils zu aufwändig, deswegen verkaufen sie diese ungeöffnet.
Für die jungen Unternehmerinnen steht die Nachhaltigkeit im Vordergrund, denn ein Teil der retournierten Pakete könnte von den Händlern vernichtet werden. "Wir geben den Paketen eine zweite Chance, denn jemand anderes könnte den Inhalt noch gebrauchen", sagt Corinna Krumrey. Im deutschen Online- und Versandhandel werden rund vier Prozent aller retournierten Pakete entsorgt, so die Studie der Universität Bamberg. Das entspricht etwa 20 Millionen Produkte pro Jahr.
Über zehntausend Pakete in zehn Monaten verkauft
Corinna und Constanze Krumrey machen das neben ihren Vollzeitjobs als Grundschullehrerin und tiermedizinische Fachangestellte. Auf die Idee sind die 29-jährigen Zwillinge gekommen, als sie einen Bericht über einen Retouren-Automaten in Süddeutschland gesehen haben. Abends und am Wochenende kümmern sie sich um die neuen Pakete, schwärzen die Adressen aus Datenschutzgründen und befüllen die Automaten. Für die Anschaffung der Automaten investieren sie jeweils sieben- bis achttausend Euro, dazu kommen noch Mietkosten für die Stellfläche. In den ersten zehn Monaten haben sie an ihren drei Automaten über zehntausend Pakete verkauft.
Normalerweise besteht kein Rückgaberecht
Unter ihren Kunden sind sowohl junge Menschen als auch Senioren. Ob in den Päckchen Sachen sind, die die Kunden wirklich gebrauchen können, ist Zufall. Die Betreiberinnen Corinna und Constanze Krumrey wissen nicht, was mit den Paketen nach dem Kauf passiert. Sie vermuten, dass die Kunden viele Artikel im Internet weiterverkaufen, da der Warenwert den Kaufpreis des Retouren-Pakets nach ihrer Aussage oft deutlich übersteige.
Als Qualitätskontrolle tasten sie die Pakete ab: "Wenn uns das Päckchen zu klein und leicht vorkommt, öffnen wir es. Und wenn da zum Beispiel nur zwei Kabelbinder drin sind, dann sortieren wir das auch aus," erklären die Schwestern. Laut Verbraucherzentrale, gibt es kein Rückgaberecht bei Retouren-Automaten, wenn einem der Inhalt des Pakets nicht gefällt. Wenn das Produkt kaputt ist, gelten jedoch die normalen Gewährleistungsrechte.
Immer mehr Retouren-Automaten in Niedersachsen
Mittlerweile stellen viele verschiedene Betreiber solche und ähnliche Automaten auch in Hannover, Langenhagen, Wunstorf und Neustadt am Rübenberge auf. Auch in Delmenhorst und im Harz lassen sich diese Automaten finden. Eine genaue Übersicht der Automaten gibt es nicht. Es kommen auch regelmäßig neue Automaten hinzu.
Für Corinna und Constanze Krumrey sind die Retouren-Automaten bisher ein erfolgreicher Nebenjob. Sie prüfen, ob sie in Zukunft noch weitere Automaten in der Region Hannover aufstellen werden.
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