Streit ums Grundwasser: Coca-Cola verwirft Brunnenbau-Pläne
Über rund fünf Jahre sorgten Brunnenbau-Pläne des Unternehmens Coca-Cola im Landkreis Lüneburg für Proteste. Nun hat der Konzern sein Vorhaben überraschend gekippt.
Man werde keinen Antrag für einen dritten Brunnen bei Reppenstedt (Landkreis Lüneburg) stellen, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Der Protest aufgrund von Sorgen um das Grundwasser in der Region habe keine Rolle gespielt, sagte ein Sprecher. Stattdessen verweist das Unternehmen auf eine sinkende Nachfrage nach Mineralwasser. Seit zwei Jahren werde bundesweit weniger Mineralwasser verkauft - und man erwarte, dass sich dieser Negativ-Trend fortsetzt, so der Sprecher. Daher brauche man den dritten Brunnen nicht.
BI "Unser Wasser" bleibt skeptisch
Ein Schlussstrich ist das aber nicht unbedingt - das Unternehmen hält sich eine kleine Hintertür offen: Ob Coca-Cola an dem umstrittenen Standort irgendwann einen neuen Anlauf startet, sei nicht ausgeschlossen, aber sehr unwahrscheinlich, sagte der Sprecher. Die Bürgerinitiative (BI) "Unser Wasser", die seit Jahren gegen den Brunnen kämpft, freut sich über das Ende der Brunnenbau-Pläne. Für die wertvolle Ressource Grundwasser in der Region Lüneburg sei dies eine gute Nachricht, sagte BI-Sprecherin Marianne Temmesfeld. Allerdings bleibt sie skeptisch: Sie kündigte an, dass die BI Coca-Cola weiter genau beobachten werde.
Investition in Höhe von einer Million Euro
Erst im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen über Monate einen Pump-Versuch am favorisierten Standort bei Reppenstedt durchgeführt. Mehr als eine Million Euro hatte Coca-Cola nach eigenen Angaben in den geplanten dritten Brunnen investiert. Geplant war die Errichtung eines Brunnens, um jährlich bis zu 350 Millionen Liter Wasser aus 195 Metern Tiefe zu fördern.
Wird der dritte Brunnen nun zugeschüttet?
Mit seinem Tochterunternehmen Apollinaris betreibt das Unternehmen in Lüneburg bereits zwei Brunnen. Das geförderte Wasser wird als Mineralwasser abgefüllt und unter dem Namen "Vio" verkauft. Ob und wann der dritte Brunnen nun wieder zugeschüttet wird, ist noch unklar. Der Landkreis Lüneburg als genehmigende Behörde werde Coca-Cola dazu demnächst anhören, hieß es.
Landrat sieht jahrelange Debatte als Gewinn
Die Landtagsfraktion der Grünen wertete das vorläufige Aus für den Brunnen als Erfolg: "Im Sinne der Klimavorsorge ist das ein wichtiger Beitrag", teilte die Fraktion mit. Auch die Lüneburger Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch (Grüne) begrüßte die Entscheidung. Lüneburgs Landrat Jens Böther (CDU) stellte die jahrelange Debatte als Gewinn heraus. So sei auch über die Wertigkeit von Wasser und Grundwasser als Lebensgrundlage diskutiert worden. "Und wir werden die Dinge, die wir daraus entwickelt haben, oder die Sensibilität dafür, auch weiter transportieren", sagte Böther.
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