RAF-Depot in Seevetal entdeckt? LKA untersucht Fundstücke
Waldarbeiter haben bei Seevetal womöglich einen Erdbunker der Roten Armee Fraktion (RAF) entdeckt. In einem vergrabenen Fass lagen Behälter mit Flüssigkeiten und Schriftstücke aus den 80er-Jahren.
Das niedersächsische Landeskriminalamt (LKA) rechnet damit, frühestens Ende der Woche erste Ergebnisse der kriminaltechnischen Untersuchungen bekannt geben zu können, wie eine Sprecherin am Montag dem NDR in Niedersachsen sagte. Die Ermittler vermuten, dass es sich um ein Versteck der RAF aus den frühen 80er-Jahren handelt. Die Ermittler in Hannover erhalten mittlerweile Unterstützung vom Bundeskriminalamt.
Ist dies der 15. entdeckte Erdbunker der RAF?
RAF-Experten gehen davon aus, dass die Linksterroristen in Deutschland 18 Erdbunker angelegt haben, in denen sie Geld, gestohlene Ausweisdokumente und Waffen versteckten. 14 wurden bisher gefunden. Sie waren an zentral gelegenen wichtigen Verkehrsknotenpunkten entdeckt worden. Auch Seevetal ist mit seiner Anbindung an die A1, A7 und A39 ein Verkehrsknotenpunkt.
Keine weiteren Depots im Wald entdeckt
Von Freitagnachmittag bis Samstagabend waren Polizei, Feuerwehr und Experten des LKA in dem Waldstück bei Seevetal im Einsatz. Unter anderem suchten sie das Gebiet weiträumig nach weiteren Depots ab - ergebnislos. Ein mobiles Laborteam des LKA untersuchte noch vor Ort die in den Behältern entdeckten Flüssigkeiten. Laut LKA-Angaben vom Montag handelt es sich dabei um handelsübliche Chemikalien. Genauere Informationen gebe es noch nicht. Untersucht werden die Stoffe im Kriminaltechnischen Institut in Hannover.
DNA oder Fingerabdrücke nachweisbar?
Unter den Schriftstücken waren offenbar auch Anleitungen, wie bei Bombenanschlägen besonders viele Menschen verletzt und getötet werden können, berichtet das NDR Fernsehmagazin Hallo Niedersachsen. Auch diese Beweismittel werden im Kriminaltechnischen Institut auf Spuren untersucht. Einige Teile werden auch bei der Polizei Harburg kriminaltechnisch untersucht. Möglicherweise seien noch DNA oder Fingerabdrücke nachweisbar, so das LKA. Waffen wurden in dem Depot nicht gefunden.
Keine Hinweise auf Staub, Garweg und Klette
Das LKA geht derzeit nicht davon aus, dass der Fund Hinweise auf den Aufenthalt der drei untergetauchten Ex-RAF-Mitglieder Ernst Volker Staub, Burkhard Garweg und Daniela Klette liefert. "Wir können es aber nicht komplett ausschließen", sagte die Sprecherin. Das LKA hatte im vergangenen Jahr einen europaweiten Fahndungsaufruf gestartet. Zwar gab es daraufhin Hinweise, eine heiße Spur ergab sich jedoch nicht.
RAF-Terroristen töteten 34 Menschen
Die RAF hatte mehr als 20 Jahre mit Gewalt gegen das angeblich "imperialistische System" der Bundesrepublik gekämpft. Von 1971 bis 1993 töteten Terroristen 34 Menschen, darunter auch Repräsentanten von Wirtschaft und Politik wie Generalbundesanwalt Siegfried Buback und Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer. Im April 1998 verkündete die RAF ihre Auflösung.
