Prozess in Stade: Schlachthof-Betreiber bekommen Bewährung

Stand: 21.11.2022 15:12 Uhr

Zwei Männer haben in einem Schlachthof im Landkreis Stade kranke Rinder getötet, verarbeitet und verkauft. Das Gericht verurteilte sie wegen Tierquälerei und gewerbsmäßigen Betrugs.

Das Amtsgericht Stade hat die beiden ehemaligen Schlachthofbetreiber zu Haftstrafen von 22 Monaten beziehungsweise elf Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Die Männer hatten nach Auffassung des Gerichts in dem Betrieb in Düdenbüttel (Landkreis Stade) kranke und transportunfähige Rinder an Seilwinden in den Schlachthof gezerrt, sie getötet, ihr Fleisch verarbeitet und verkauft. Das Gericht wertete dies in seiner Urteilsbegründung am Montag nicht nur als Verstoß gegen das Tierschutzgesetz, sondern auch als gewerbsmäßigen Betrug an Verbrauchern.

Vater und Sohn vor Gericht

Zum einen hätten die kranken Tiere überhaupt nicht angeliefert werden dürfen, sondern bereits auf ihren Höfen eingeschläfert werden müssen. Zum anderen wurde das Fleisch aus dem Betrieb bei Stade ohne tierärztliche Untersuchung weiterverkauft - das ist verboten, weil solches Fleisch ein Gesundheitsrisiko darstellen kann. Das Gericht verurteilte den älteren der Angeklagten zu 22 Monaten Haft auf Bewährung und zu 4.000 Euro Geldstrafe. Sein Sohn, der wegen Beihilfe angeklagt war, wurde zu elf Monaten Haft auf Bewährung verurteilt; er muss 1.000 Euro Strafe bezahlen.

System zwischen Tierhaltern und Schlachthof

Dass die Urteile nicht härter ausfielen, lag zum einen daran, dass die Männer zu Prozessbeginn gestanden hatten. Zum anderen waren die Angeklagten nach Überzeugung des Gerichts nicht dafür verantwortlich, dass sich in den Anlieferungen für den Schlachthof auch kranke Tiere befanden. Es sei aber dennoch eine Art System gewesen: Die Züchter konnten ihre kranken Tiere bei dem Schlachthof abladen und dieser machte noch Gewinn damit.

Tierschützer filmten heimlich kranke Rinder

Der Fall aus Düdenbüttel war 2019 publik geworden, nachdem Tierschützerinnen und Tierschützer heimlich gedrehte Videoaufnahmen veröffentlicht hatten. Auf den Aufnahmen sind kranke, verletzte und womöglich sogar tote Rinder zu sehen, die nach ihrer Anlieferung an Ketten in den Schlachthof gezogen werden.

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NDR Info | 21.11.2022 | 14:00 Uhr

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