Eine Israel-Flagge hängt am historischen Rathaus in Stade. © picture alliance/dpa | Georg Wendt Foto: Georg Wendt

Mehrere Attacken auf Israel-Flaggen in Niedersachsen

Stand: 13.10.2023 06:50 Uhr

An mehreren Orten in Niedersachsen sind israelische Flaggen Ziel von antisemitischen Angriffen geworden. In Stade etwa ging eine Gruppe Männer ins Rathaus, wo sie eine Scheibe zerschlugen, um an die Flagge zu gelangen.

Zeugen hatten am Mittwochabend gemeldet, dass eine Gruppe von zwei bis vier Männern im geschätzten Alter von 16 bis 20 Jahren das zu der Zeit noch geöffnete historische Rathaus von Stade betreten hat. Die jungen Männer sollen im Obergeschoss eine Fensterscheibe eingeschlagen haben, um an die Fahne zu kommen, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag dem NDR Niedersachsen. Weitere zehn bis zwölf Menschen hätten in der Fußgängerzone die Aktion beobachtet und gefilmt. Von außen und innen sei laut Polizei erfolglos versucht worden, die israelische Nationalflagge herunterzureißen.

Aktion gegen Israel-Flagge in Stade: Zeugen gesucht

Als mehrere Streifenwagen am Rathaus eintrafen, hätten die Täter die Flucht ergriffen, hieß es. Eine sofort eingeleitete Fahndung blieb laut Polizei bislang ohne Erfolg. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen wegen Hausfriedensbruch und gemeinschaftlicher Sachbeschädigung übernommen. Die Verletzung von Flaggen und Hoheitszeichen ausländischer Staaten ist dem deutschen Gesetz zufolge eine Straftat und nicht nur Sachbeschädigung. Zeugen, die den Vorfall in Stade beobachtet haben oder Hinweise dazu geben können, werden gebeten, sich bei der Polizeiinspektion unter der Telefonnummer (04141) 10 22 15 zu melden. Stade unterhält eine Partnerschaft mit der israelischen Stadt Givat Shmuel.

Fahnen hissen - aber am Abend besser wieder abnehmen

"Ich verurteile das Eindringen in unser Rathaus auf das Schärfste und hoffe, dass die Polizei die Täter ermittelt", teilte Bürgermeister Sönke Hartlef (CDU) am Donnerstag mit. "Selbstverständlich zeigen wir weiterhin unsere Solidarität mit Israel und lassen die Fahne trotz und gerade wegen dieses Angriffs weiterhin am historischen Rathaus wehen", sagte Hartlef. Stades Landrat Kai Seefried (CDU) rief alle Bürgermeisterinnen und Bürgermeister des Landkreises auf, ebenfalls eine Israel-Flagge an ihren Rathäusern zu hissen. "Angesichts der Vorfälle allerdings auch verbunden mit der Empfehlung, diese Flaggen nachts wieder abzunehmen, um weitere Angriffe zu vermeiden", heißt es auf der Homepage des Landkreises. Auch in Stade werde die Flagge nicht mehr nachts gehisst werden, sagte ein Sprecher der Stadt.

Vorfälle auch in Drochtersen und Syke

Fahnenmaste stehen vor dem Rathaus in Syke. © NonstopNews
In Syke sollen Unbekannte laut Polizei versucht haben, eine Israel-Flagge anzuzünden.

Auch in anderen Städten in Niedersachsen gab es Angriffe auf israelische Flaggen. In Drochtersen im Landkreis Stade haben Unbekannte in der Nacht auf Donnerstag vor dem dortigen Rathaus eine an einem Flaggenmast befestigte Nationalflagge von Israel entwendet, wie die Polizei Stade mitteilte. Die Diebe hätten dazu das Flaggenseil des Mastes durchtrennt und konnten so die Flagge herunterlassen und mitnehmen, hieß es. Vor dem Rathaus in Syke (Landkreis Diepholz) fand ein Mitarbeiter am Mittwochmorgen eine am Boden liegende Flagge. Unbekannte sollen versucht haben, das Hoheitszeichen anzuzünden, teilte die Polizei mit.

In Braunschweig konnten Tatverdächtige gefasst werden

In Braunschweig hatten am Dienstagabend vier junge Männer eine Israel-Flagge vor dem Rathaus in ihren Besitz gebracht. Die Täter im Alter von 16 bis 19 Jahren konnten Polizeiangaben zufolge kurze Zeit später gefasst werden. In Goslar haben Unbekannte vor der Kaiserpfalz eine israelische Flagge vom Fahnenmast gerissen und entwendet. Die Täter konnten entkommen. In Bremerhaven verschwand in der Nacht auf Dienstag eine israelische Flagge vor dem Museum Deutsches Auswandererhaus. Die Polizei geht auch hier von Diebstahl aus. Auch in Mecklenburg-Vorpommern kam es zu Attacken auf israelische Fahnen.

Weitere Informationen
In Braunschweig sind rund 440 Menschen zu einer Solidaritätskundgebung für Israel zusammengekommen. © NDR

Braunschweig zeigt sich mit Israel solidarisch

Vor dem Rathaus hatten sich rund 440 Menschen versammelt, um ihr Mitgefühl mit den Menschen in dem Land auszudrücken. (12.10.2023) mehr

Behrens nennt Attacken "verachtenswert und beschämend"

Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD) teilte am Donnerstag mit, sie empfinde es "als hochgradig verachtenswert und beschämend, dass es in unserem Bundesland gleich mehrfach zu Sachbeschädigungen und Diebstählen an den aus Solidarität mit den Opfern des Hamas-Terrors gehissten Israelflaggen gekommen ist". Die niedersächsische Polizei werde alles tun, um die Täter zu identifizieren und zur Verantwortung zu ziehen, so Behrens.

Weitere Informationen
Stephan Weil (SPD), Ministerpräsident von Niedersachsen, im niedersächsischen Landtag. © picture alliance/dpa Foto: Julian Stratenschulte

"Unfassbare Grausamkeiten": Weil bekundet Solidarität mit Israel

In einer Regierungserklärung hat der Ministerpräsident ein Ende des Terrors gefordert. Gleichzeitig warnte er vor Antisemitismus. (11.10.2023) mehr

Ein Polizist in Isreal vor brennenden Autos © dpa-Bildfunk

22-Jährige aus Niedersachsen stirbt bei Hamas-Angriff in Israel

Die Studentin aus Otersen (Landkreis Verden) hatte mit ihrem Freund einen Kibbuz in der Nähe des Gazastreifens besucht. (11.10.2023) mehr

Eine Überwachungskamera an einer grau verputzten Außenwand. © Screenshot
1 Min

Angriffe in Israel - Reaktionen aus Niedersachsen

In Israel gibt es Tote und Verletzte auf beiden Seiten. Niedersachsen will die Sicherheit von jüdischen Einrichtungen hier erhöhen. (08.10.2023) 1 Min

Jederzeit zum Nachhören
Ein alter Kran im Lüneburger Hafenviertel. © NDR Foto: Julius Matuschik
8 Min

Nachrichten aus dem Studio Lünbeburg

Was in Ihrer Region wichtig ist, hören Sie in dem Mitschnitt der 15.00 Uhr Regional-Nachrichten auf NDR 1 Niedersachsen. 8 Min

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Lüneburg | 12.10.2023 | 13:30 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Terrorismus

Mehr Nachrichten aus der Region

Menschen sitzen in der Gondel eines Riesenrads in Lüneburg. © NDR Foto: Marie Schiller

Berufsorientierung mal anders: Ausbildungsplatzsuche im Riesenrad

Angehende Auszubildende und Arbeitgeber führten Bewerbungsgespräche - ausnahmsweise einmal in einer Riesenradgondel. mehr

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen