Merz-Effekt: CDU hofft auf Aufholjagd zur Landtagswahl
Friedrich Merzist zum Vorsitzenden der CDU gewählt worden. Niedersachsens CDU erhofft sich davon Rückenwind für den Wahlkampf. In den Umfragen liegt die Partei weit zurück.
Friedrich Merz, der das Publikum mitreißen kann, soll bei der Aufholjagd helfen. "Ich habe sehr guten Kontakt zu Friedrich Merz", sagt Althusmann. "Er wird in alle Landtagswahlkämpfe erheblich einsteigen. Ich bin optimistisch, dass uns das Rückenwind verleiht." Auch der Cuxhavener CDU-Kreisvorsitzende und frühere Staatssekretär Enak Ferlemann sieht Merz als Glücksfall für den Niedersachsen-Wahlkampf: "Er ist ein absolutes Zugpferd", meint Ferlemann. "Der macht uns die Hallen voll."
Merz für viele ein "Hoffnungsträger"
Die CDU sortiert sich gerade neu. Personalquerelen, der Machtkampf zwischen Söder und Laschet, der missglückte Wahlkampf und schließlich das Debakel bei der Bundestagswahl - das alles wollen die Christdemokraten hinter sich lassen. Und dass der Neuanfang mit Friedrich Merz gelingen kann, daran haben die meisten Kreisvorsitzenden in Niedersachsen keinen Zweifel. "Auch wenn Friedrich Merz nicht der Jüngste ist - seine Art, wie er die CDU führen kann, sehe ich als positives Zeichen", sagt der Chef der Heidekreis-CDU, Gerd Engel. Er bezeichnet Merz als "Hoffnungsträger". Die Hildesheimer Kreisvorsitzende Laura Hopmann erhofft sich von Merz "eine klare Sprache und klare Prioritäten". Nach den langen Merkel-Jahren wünsche sich die CDU "einen anderen Typus" Politiker, glaubt Hopmann. Britta Witte, die CDU-Vorsitzende im Landkreis Harburg, verbindet mit Friedrich Merz "eine klare Haltung", die "über viele Jahre verloren gegangen" sei.
"Die Mitglieder wollten entscheiden. Sie haben entschieden"
Dass Friedrich Merz nun zum neuen Parteichef gewählt wird, beruhigt die Basis in Niedersachsen. Viele Mitglieder und Kommunalpolitiker fühlten sich in den vergangenen Jahren nicht mitgenommen. Dieses Gefühl schwindet nun, die Basis gewinnt wieder an Selbstbewusstsein. Hendrik Rump, der Vize-Vorsitzende der Heidekreis-CDU, wird im Rückblick deutlich: "Man hat lange nicht mehr auf die Basis gehört. Man hat Positionen mit Menschen besetzt, die von der Basis nicht unterstützt wurden." Das räche sich und irgendwann sage die Basis: "Bis hierhin und nicht weiter." Die Zeiten haben sich nun geändert. "Es ist Ruhe eingekehrt", sagt die Harburger Kreisvorsitzende Witte. "Die Mitglieder wollten entscheiden. Die Mitglieder haben entschieden. Personaldebatte beendet. Punkt."
Erleichterung auch bei Hildesheimer CDU
Der Auricher CDU-Kreisvorsitzende Sven Behrens bestätigt, dass die Union auf dem Weg der Besserung ist. Direkt nach der verlorenen Bundestagswahl sei es schwierig gewesen, "den Laden zusammenzuhalten." Aber mit der Personalie Merz sind laut Behrens schon Neumitglieder in die CDU eingetreten. Auch im Landkreis Hildesheim hätten viele "erleichtert" reagiert, sagt Laura Hopmann.
Hopmann: "Konservativ bedeutet nicht altmodisch"
Mit Friedrich Merz verknüpfen die CDU-Mitglieder auch inhaltlich große Erwartungen. Die CDU müsse sich als Partei profilieren, die Klimaschutz und Wirtschaft zusammen denkt, sagen viele. Andere, wie Laura Hopmann, vermissen familienpolitische Akzente. Sie kann sich vorstellen, dass die Union strukturelle Verbesserungen für Eltern anschiebt. "Warum nicht mal darüber nachdenken, Dinge wie Jobsharing steuerlich zu bevorteilen?" Konservativ, betont Hopmann, bedeute nicht altmodisch. "Das muss ausdiskutiert werden: Was bedeutet 'konservativ' im 21. Jahrhundert?" Und wenn es nach Hopmann geht, dann diskutiert sie aktiv mit: Sie kandidiert als eine von sechs niedersächsischen CDU-Vertretern für den Bundesvorstand.
Althusmann: Merz bringt "notwendigen Schwung"
Den Streit abhaken, einen Plan für den Landtagswahlkampf entwickeln, zu alter Stärke zurückfinden: Darum geht es nun für die Niedersachsen-CDU. Der Landesvorsitzende Althusmann ist davon überzeugt, dass seine Partei wieder Oberwasser gewinnt. Merz werde der Partei "den notwendigen Schwung" verleihen. "Wir sind gut beraten, den Blick nach vorne zu richten. Wir haben keine Zeit zu verlieren als Union." Althusmann will, dass die CDU im Bund die Auseinandersetzung mit der Ampel sucht - um daraus auch Honig für die Niedersachsen-Wahl zu saugen.
CDU muss im Bund starke Opposition sein
Auch der Cuxhavener Kreisvorsitzende Ferlemann glaubt, dass die CDU das Blatt in Niedersachsen wenden kann, also dass die Christdemokraten stärkste Kraft werden - mit Althusmann als neuem Ministerpräsidenten. Althusmann habe in den vergangenen Wochen einen "ungeheuren Ehrgeiz" gezeigt und er verkörpere, "dass er gewinnen kann", findet Ferlemann. Die Niedersachsen-CDU und ihr Kandidat seien gut vorbereitet, sagt der Cuxhavener. Wenn die Christdemokraten im Bund starke Oppositionsarbeit machten und sich die Ampel-Regierung Fehler erlaube, sei ein Wahlsieg drin. Ferlemann ist sich sicher: "Die Entscheidung in Niedersachsen fällt über die Stimmung im Bund."
