Letzte Landtagssitzung - viele Abgeordnete nehmen Abschied
Für 42 Abgeordnete war die Plenarsitzung am Freitag die letzte. Denn sie kandidieren nicht erneut für den Landtag. Entsprechend emotional war es gut zwei Wochen vor der Landtagswahl.
Immerhin haben viele von ihnen mehrere Jahre im niedersächsischen Parlament verbracht - so auch Johanne Modder (SPD). Die Sozialdemokratin war 20 Jahre lang Abgeordnete. Aber nicht nur das: Sie hat es als erste Frau an die Spitze der SPD-Fraktion geschafft. "Da bin ich auch ein bisschen stolz drauf", sagte sie in ihrer letzten Landtagsrede. Emotionale Momente - denn Modder musste durchaus mit den Tränen kämpfen. Vor allem als sie ihrer Familie dankte, wurde ihre Stimme zittrig. "Wir sollten nie vergessen, dass uns zu Hause ganz viele den Rücken freihalten und vieles aushalten müssen." Wer in die Politik wechselt, der muss häufig auch Opfer bringen. Für die Sozialdemokratin steht fest, die Bodenhaftung dürfe man dabei aber nie verlieren. Und so erinnerte sie an viele persönliche Momente: "Ich kam nach Hause und dachte, ich hätte die Welt bewegt. Und dann sagte mein Mann, hier haben wir das nicht so mitgekriegt."
Landtagspräsidentin Andretta hofft auf bessere Frauenquote
Auch für Gabriele Andretta (SPD), die erste Frau an der Spitze des Landtages, ist die 144. Sitzung die letzte. "Das Amt bedeutet mehr zu sein als die Petersilie auf dem Büffet", bilanziert die Landtagspräsidentin. Es gehe nicht nur um die repräsentative Wirkung, sondern auch darum zu gestalten. Andretta gilt als Kämpferin für Gleichberechtigung und Parität. Sie ist sicher: "Wenn eine Frau an der Spitze ist, dann bedeutet das auch, dass Frauen alles werden können." Die Tatsache, dass nur 29,2 Prozent der Abgeordneten in dieser Legislatur Frauen sind, ist ihr dabei ein besonderer Dorn im Auge. Sie hofft, dass die Quote nach der Wahl am 9. Oktober besser ausfallen wird.
Damman-Tamke erinnert sich an Wahl von Wulff
Die letzten drei Sitzungstage vor der Landtagswahl sind eine Reise durch Erinnerungen. Auch für Helmut Damman-Tamke, der seit 2003 für die CDU stritt. Für ihn war der Wahlsieg von Christian Wulff das schönste Erlebnis. "Wir hatten damals eine Stimmung in der Fraktion, dass wir glaubten, wir könnten fliegen." Damals verlor die SPD die absolute Mehrheit. Die CDU kam auf 48,3 Prozent - Ergebnisse, von denen die Parteien heute nur noch träumen können. Doch Damman-Tamke findet auch kritische Worte. Es sei nicht gelungen, den großen gesellschaftlichen Konflikt zu lösen, wie man Tiere halten wolle. "Obwohl die Landwirte mittlerweile viel weiter sind als die Politik. Aber die Politik schiebt sich gegenwärtig den Schwarzen Peter zu. Das ist am Ende von 20 Jahren relativ frustrierend", zeigt er sich nachdenklich.
Schwarz geht nach mehr als 36 Jahren
Die Mühlen im Politikbetrieb mahlen langsam. Das weiß auch der langjährige Sozialpolitiker Uwe Schwarz (SPD). Mit Blick auf die junge Generation, für die er nun den Weg frei macht, findet er motivierende Worte: "Die kommen ja alle mit ganz viel Idealismus. Und dann schlägt man relativ hart auf, wenn man feststellt, wie kleinteilig die Politik wirklich ist." Schwarz war mehr als 36 Jahre Landtagsabgeordneter. "Das ist eine gewaltige Zeit", sagt er. Immerhin die Hälfte seines Lebens. Da ist eben viel passiert: Mauerfall, Wiedervereinigung, Einführung des Euros. Und eben auch die Wahl von Gerhard Schröder (SPD) zum Ministerpräsidenten. Die habe ihm eines gezeigt: Der Wahlzeitpunkt sei der Höhepunkt. "Von da an geht's ja nur noch um Opposition und Regierung - auch nicht immer sachbezogen."
Kortlang: Politik sei langwierig
Horst Kortlang (FDP) erinnert sich daran, wie sich die erste Plenarsitzung nach der Wahl 2013 angefühlt hat: "Zu Anfang habe ich gedacht, ich bin in der falschen Veranstaltung." Dass es so heiß her gehen könnte, habe er nicht erwartet. Hinter den Kulissen gehe man aber fair miteinander um - das ist ihm wichtig. Auch er hat Tipps für die nachfolgende Generation: "Wenn man als Jungspund in den Landtag kommt, meint man ja, die Welt einreißen zu können. Aber das ist ein bisschen langwieriger, das ist Verhandlungssache."
Busemann wechselt vom Landtag auf die Weide
Bernd Busemann (CDU) zieht ein positives Fazit. Es sei eine tolle Zeit gewesen, sagte er am Freitag, als er zum letzten Mal die Landtagssitzung leitete. Er wolle "dem Nachwuchs eine Chance" geben. Busemann saß 30 Jahre im Parlament, war mal Kultus- mal Justizminister, dann Landtagspräsident und zuletzt Vizepräsident. Da kommen ein paar Erinnerungen zusammen. Zum Beispiel an die Zeit, als er als Kultusminister das Rauchverbot an Schulen einführte. "Was meinen Sie, was da los war - an den Schulen aber auch zu Hause", fragte er in die Runde. Denn seine älteste Tochter, damals Berufsschülerin, griff offenbar selbst gerne mal zur Zigarette und war nur mäßig begeistert. Mit politischen Entscheidungen kann Busemann seine Familie nun nicht mehr erfreuen. Für den Landwirt geht es jetzt nämlich vom Landtag zurück auf die Weide - zurück zu seinen Tieren.