Nach Tour durch Hannover: Ministerium prüft Wolfsabschuss
Nach der Sichtung eines Wolfs in der Innenstadt von Hannover zieht das niedersächsische Umweltministerium in Betracht, das Tier töten zu lassen.
Eine entsprechende Ausnahmegenehmigung werde vorbereitet, sagte eine Sprecherin des Umweltministeriums dem NDR in Niedersachsen. Dies erfolge in Zusammenarbeit mit den Unteren Naturschutzbehörden. Umweltminister Olaf Lies (SPD) sei besorgt, sagte die Sprecherin. Nur weil bei der am Dienstag erfolgten Sichtung des Wolfs nichts passiert sei, heiße dies nicht, dass das auch bei künftigen Besuchen des Tieres so sein werde. Welche Bedingungen für eine mögliche Abschussgenehmigung gelten - etwa, ob nach dem Wolf aktiv gesucht werden soll und ob er auch geschossen werden darf, wenn er nicht wieder im Stadtgebiet auftaucht - war zunächst nicht bekannt.
Ministerium rät zur Wachsamkeit
Den Wolf zu vergrämen, also ihn dauerhaft zu vertreiben, zieht das Ministerium nicht in Betracht. Man könne nicht in Wohngebieten und vor Kindergärten mit Gummigeschossen schießen. Den Menschen in Hannover rät die Ministeriumssprecherin dazu, wachsam zu sein. Jede mögliche Sichtung soll, auch wenn man sich nicht sicher sei, an die Polizei oder das Wolfsbüro gemeldet werden.
Rüde lief acht Kilometer durch die Stadt
Der Wolf war am Dienstagmorgen von mehreren Zeugen gesehen worden. Über eine Videoaufnahme habe ein Rüde bestätigt werden können, hieß es in einer Mitteilung aus dem Ministerium. Laut eines Bewegungsprofils sei das Tier rund acht Kilometer in der Nordstadt und den Stadtteilen Hainholz, Burg und Ledeburg unterwegs gewesen. Weil es anschließend keine weiteren Sichtungen gab, ging das Ministerium davon aus, dass der Wolf das Stadtgebiet wieder verlassen hat.
Etwa 350 Wölfe leben in Niedersachsen
Der Wolf ist in der EU eine streng geschützte Art; Abschüsse sind nur unter strengen Auflagen in Einzelfällen erlaubt. Niedersachsen hatte erst vor wenigen Monaten Wölfe ins Jagdrecht aufgenommen. Einfach abgeschossen werden dürfen Wölfe dadurch aber auch nicht. Das ist nur in Einzelfällen nach Genehmigung möglich. Umweltminister Lies hatte sich zuvor dafür ausgesprochen, einzelne Wölfe, wenn nötig, zu töten. Landesweit leben derzeit 39 Wolfsrudel und vier sesshafte Einzelwölfe, was etwa 350 Wölfen entspricht.