Aktivisten besetzen leere Häuser in Hannover - Polizei räumt
Die Initiative "Sonst besetzen wir" hat am Sonnabend in Hannover für eine bessere Situation von Wohnungslosen organisiert und leer stehende Häuser besetzt. Die Stadt ließ diese noch am Abend räumen.
Ein Dutzend Aktivisten verschaffte sich am Nachmittag Zugang zu den Gebäuden der "Roten Siedlung" im Stadteil Hainholz, wie die Polizei am Sonntag NDR.de sagte. Zunächst hätten Beamte versucht, mit den Besetzern zu reden. Auch ein Vertreter der Landeshauptstadt sei vor Ort gewesen. Später habe die Stadt dann den Auftrag zum Räumen erteilt, wie Polizeisprecher Michael Bertram sagte. Einige Besetzer verließen demnach freiwillig die Räume, die Verbliebenen seien rausgeholt worden. Nachdem ihre Personalien festgestellt worden seien, durften sie gehen. Gegen die Aktivisten würde nun wegen Hausfriedensbruchs ermittelt.
Schulenburger Landstraße wegen Aktion gesperrt
Wegen der Besetzung und rund 40 Sympathisanten, die sich in der Nähe der Gebäude versammelt hatten, war die Schulenburger Landstraße mehrere Stunden gesperrt. Zudem habe es Behinderungen im Stadtbahn-Verkehr gegeben, weil sich einige Personen auf den Gleisen aufgehalten hätten. Ein Polizist sei bei dem Einsatz leicht verletzt worden, habe aber weiterarbeiten können.
Aktivisten beklagen Stillstand bei Plänen für Wohnungslose
Die Initiative wollte mit der Aktion ihren Forderungen Nachdruck verleihen: "Seit nunmehr über eineinhalb Jahren stehen die Häuser in der Schulenburger Landstraße 158, welche sich im Besitz der Landeshauptstadt Hannover befinden, weitgehend leer", heißt es in einer Mitteilung. Trotz vollmundiger Ankündigungen habe die Stadt diese bislang nicht saniert und Wohnungslosen zur Verfügung gestellt. Angesichts der Corona-Pandemie und Temperaturen um den Gefrierpunkt müsse dringend gehandelt werden.
Sozialarbeiter findet Besetzung "legitim", Stadt nicht
Auch ein Sozialarbeiter vom Verein Selbsthilfe für Wohnungslose (SeWo) beklagt, dass es nicht vorangeht. "Es wird seit einem Jahr eine Wirtschaftlichkeitsprüfung gemacht, da haben ich und die SeWo Verständnis dafür, wenn die Menschen sich nehmen, was sie brauchen", sagte er dem NDR in Niedersachsen. "Eine Hausbesetzung ist, das kann ich nur für mich sagen, wenn auch kein legales, so doch ein legitimes Mittel", so der Sozialarbeiter. Ordnungsdezernent Axel von der Ohe sieht das anders: "Hausbesetzungen sind illegal und kein geeignetes Mittel der politischen Auseinandersetzung." Er danke den Einsatzkräften und sei beruhigt, dass die Besetzung ohne größere Eskalation beendet werden konnte.
350 Personen demonstrieren friedlich für Wohnungslose
Zu der Demonstration unter dem Motto "Jetzt besetzen wir" hatten sich am Nachmittag rund 350 Menschen in der Innenstadt versammelt. Diese sei friedlich verlaufen, so die Polizei weiter. Die Veranstalter sprachen von 800 Teilnehmern.
