Stand: 09.02.2017 15:01 Uhr

Weil wirft Piëch Verbreitung von "Fake News" vor

Als schlichtweg falsch bezeichnet Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) die jüngsten Aussagen des früheren Volkswagen-Aufsichtsratsvorsitzenden Ferdinand Piëch. Dieser hatte im Konflikt um die Aufarbeitung des Abgas-Skandals mehrere aktuelle Aufsichtsräte des Konzerns schwer belastet. "Ich bedauere, dass ein Mann mit unbestreitbaren Verdiensten wie Ferdinand Piëch inzwischen zu Mitteln greift, die man neudeutsch nur als 'Fake News' bezeichnen kann", sagte Weil. Es sei bekannt, dass Piëch im Streit aus dem VW-Gremium ausgeschieden sei. "Möglicherweise besteht da ein Zusammenhang", so der Ministerpräsident.

VIDEO: VW-Abgasskandal: Weil attackiert Piëch (3 Min)

Grüne und Linke wollen Piëch in U-Ausschuss vorladen

Angesichts der neuen Anschuldigungen wollen Grüne und Linke Piëch als Zeugen im Untersuchungsausschuss des Bundestags zum Diesel-Skandal vorladen. "Da Herr Piëch im Zentrum der aktuellen Auseinandersetzung steht, kann er sich auf eine Vorladung gefasst machen", sagte der Ausschuss-Vorsitzende Herbert Behrens (Linke). Der Ausschuss muss über eine Vernehmung Piëchs allerdings noch entscheiden.

Weil bereits im März 2015 informiert?

Videos
Ferdinand Piëch
1 Min

VW-Skandal: Piëch belastet Aufsichtsräte

Der frühere Aufsichtsratschef Piëch will die vier VW-Aufsichtsräte schon früh über den Dieselbetrug informiert haben. Einer der Beschuldigten: Niedersachsens Ministerpräsident Weil. 1 Min

Piëch hat Medienberichten zufolge angegeben, dass mehrere Aufsichtsräte viel früher als bisher bekannt von Hinweisen auf Abgas-Manipulationen in den USA erfahren hatten. Demnach will der 79-Jährige bereits im März 2015 Ministerpräsident Weil, Betriebsratschef Bernd Osterloh, den früheren IG-Metall-Chef Berthold Huber und Anteilseigner Wolfgang Porsche über Hinweise auf Diesel-Manipulationen informiert haben. Mitte September 2015 war der Skandal dann öffentlich bekannt geworden. Weil wies die Vorwürfe erneut zurück. "Sie sind nicht bewiesen und nicht beweisbar", so Weil.

"Darstellung ist schlichtweg falsch"

"Mir sind diese Vorwürfe seit einigen Monaten bekannt", sagte Weil am Mittwochabend gegenüber dem NDR Fernsehen. "Sie sind einer unabhängigen Prüfung unterzogen und als unglaubwürdig bewertet worden." Es habe im Frühjahr 2015 von keiner Seite Hinweise an ihn gegeben, dass VW unzulässigerweise Einfluss auf Schadstoffwerte nehme, so der Ministerpräsident weiter. "Davon habe ich erst am 19. September 2015 erfahren. Jede anderslautende Darstellung ist schlichtweg falsch." Auch Ex-Metaller Huber und Betriebsratschef Osterloh reagierten gereizt: "Hätte uns Dr. Piëch in Kenntnis gesetzt, dann hätten wir das Unternehmen und die Belegschaften vielleicht vor großem Schaden bewahren können."

Aufsichtsrat will "Maßnahmen und Ansprüche" gegen Piëch prüfen

Der Aufsichtsrat wies Piëchs Anschuldigungen zudem in einer gemeinsamen Stellungnahme "mit allem Nachdruck" zurück. In der Mitteilung verweist er wie Weil auf eine Untersuchung der Kanzlei Jones Day, die "keine Anhaltspunkte für die Richtigkeit dieser Behauptungen ergeben" habe. Zudem kündigte das Gremium an, dass der Vorstand "mögliche Maßnahmen und Ansprüche gegen Herrn Piëch sorgfältig prüfen" werde.

Weitere Informationen
Ferdinand Piech. © picture alliance / dpa Foto: Julian Stratenschulte

VW-Skandal: Piëch belastet Winterkorn mit Aussage

Im VW-Skandal hat Ferdinand Piëch vor der Staatsanwaltschaft ausgesagt. Laut "Spiegel" belastet erEx-Chef Winterkorn. Der Konzern schweigt zu dem Bericht. (03.02.2017) mehr

Piëch will Winterkorn, dann Aufsichtsrat informiert haben

Erst kürzlich hatte das Nachrichtenmagazin "Spiegel" berichtet, dass Piëch den damaligen Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn belastet hat. Piëch gab demnach an, Ende Februar 2015 von einem Informanten den Hinweis erhalten zu haben, dass der Autobauer Abgaswerte manipuliere und deswegen ein großes Problem in den USA habe. Damit habe er Winterkorn konfrontiert - und dies daraufhin besagten Aufsichtsratsmitgliedern mitgeteilt, wie die "Bild" nun berichtet.

Mächtiger Kritiker war einst mächtigster Mann im Konzern

Der 79-jährige Piëch ist Miteigentümer von Porsche und damit auch Volkswagen-Großaktionär. Piëch war bis April 2015 langjähriger VW-Aufsichtsratschef und galt als mächtigster Mann im Konzern. Nach einem internen Machtkampf mit dem damaligen VW-Vorstand Winterkorn trat er schließlich von seinem Posten zurück. Winterkorns Unterstützer waren damals das Land Niedersachsen als Großaktionär und der Betriebsrat.

Weitere Informationen
VW-Fahrzeuge fahren am Betriebsgelände des Fischunternehmens "Deutsche See" in Bremerhaven vorbei. © dpa Foto: Ingo Wagner

Großkunde verklagt VW auf 11,9 Millionen Euro

Die Fischmanufaktur Deutsche See aus Bremerhaven verklagt VW im Diesel-Skandal auf 11,9 Millionen Euro. Indes steht Ferdinand Piëch wieder im Fokus: Drohen ihm Schadenersatzforderungen? (05.02.2017) mehr

Der Auspuff eines VW-Passats ist am 25.09.2015 vor dem Volkswagenwerk in Wolfsburg zu sehen. © dpa - Bildfunk

Die VW-Abgas-Affäre: Eine Chronologie

Der Abgas-Skandal hat VW in die schwerste Krise der Firmengeschichte gestürzt. Was ist bislang geschehen? mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 09.02.2017 | 13:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

VW

Mehr Nachrichten aus der Region

Einsatzkräfte der Feuerwehr stehen nach einer Explosion vor einem Wohnhaus in Dassel. © Kreisfeuerwehr Landkreis Northeim

Einfamilienhaus explodiert: 83-Jähriger stirbt in den Flammen

Am Donnerstagmorgen zerbarsten plötzlich die Fenster des Hauses in Dassel. Die Ursache ist noch unklar. mehr

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen