Elektromobilität in Gefahr? Professoren schlagen Alarm
Die Sparmaßnahmen des Klimafonds-Urteils treffen auch die Batterieforschung - eine wichtige Zukunftstechnologie für Elektromobilität. Forschende wie Arno Kwade von der TU Braunschweig warnen davor.
Zehn Professoren aus ganz Deutschland sehen schwarz für die in den vergangenen zehn Jahren mühevoll aufgebaute Batterieforschung in der Bundesrepublik. In einem Brief an die Bundesregierung warnen sie, dass die Arbeit damit kurz vor dem Ziel abgebrochen würde. Und auch der Vorstandsvorsitzende des Kompetenznetzwerks Lithium-Ionen-Batterien, Burkhard Straube, warnt in dem offenen Brief: "Die von Ihnen geplanten Kürzungen führen zum Ende der deutschen Batterieforschung, mit dramatischen Konsequenzen für den Hightech-Standort Deutschland."
Batterietechnologie wichtig für Elektromobilität
Einer der Unterzeichner ist der Batterieforscher Arno Kwade von der Technischen Universität (TU) Braunschweig. Er konnte nicht glauben, dass die Bundesregierung ausgerechnet in diesem Bereich sparen will. Gilt doch die Batterietechnologie als eine der wichtigsten Zukunftstechnologien des 21. Jahrhunderts. "Nur wenn es leistungsstarke, kostengünstige und umweltschonende Batteriezellen gibt, kann der deutschlandweite Aufbau der Elektromobilität überhaupt gelingen", sagt Kwade.
Recycling von Batterien enorm wichtig
Und an genau dieser Technik wird in Braunschweig gearbeitet. Erst im November 2023 wurde das "Circular Lab" an der Battery Lab Factory Braunschweig (BLB) mit viel Prominenz eröffnet. Hier soll alles von der Batterieproduktion bis hin zum Recycling erforscht werden, um Batterien möglichst nachhaltig in einem Kreislauf zu halten und Rohstoffe immer wieder zu verwenden.
Fachkräfte können nicht mehr ausgebildet werden
Doch nun der Schock. "Nahezu zwei Drittel unserer Stellen sind über das Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert", sagt Professor Kwade von der TU Braunschweig. "Das sind mehr als 100 Mitarbeiter." Und deren Jobs könnten nun durch die Millionenkürzungen auf der Kippe stehen. Und er mahnt weiter: "Wenn keine neuen Projekte mehr angeschoben werden können, fehlt auch der akademische Nachwuchs und langfristig die dringend benötigten Batterie-Fachkräfte in Deutschland."
Folge des Klimafonds-Urteil
"Aufgrund des Urteils des Bundesverfassungsgerichts vom 15.11.2023 war eine Konsolidierung des Klima- und Transformationsfonds (KTF) unerlässlich", schreibt das Bundesforschungsministerium (BMBF) auf Anfrage. Dies betreffe auch die Förderung im Bereich der Batterieforschung. "Wir haben aber sichergestellt, dass alle laufenden Maßnahmen fortgeführt werden können", betont eine Sprecherin. Vor einigen Wochen hat die Bundesregierung tatsächlich nach öffentlichem Druck nachjustiert und weitere 70 Millionen Euro für die Batterieforschung bereitgestellt, damit Nachfolgeprojekte schon in 2024 angeschoben werden können. Ursprünglich waren für Neubewilligungen allerdings mehr als 150 Millionen Euro eingeplant gewesen. Die laufenden Projekte für 2024 sind somit zwar gesichert, wie es aber in den nächsten Jahren weitergeht, ist unklar.
Mehr als eine Milliarde Euro stecken in Batterieforschung
Dabei war die deutsche Batterieforschung lange Zeit auf einem vielversprechenden Weg. Unter dem "Dachkonzept Batterieforschung" hatte allein das Bundesministerium für Bildung und Forschung in den vergangenen 15 Jahren mit mehr als einer Milliarde Euro ein Forschungssystem aufgebaut, um der Konkurrenz aus Japan, Südkorea, China und den USA etwas entgegensetzen zu können. Verteilt über das ganze Land entstanden Kompetenzcluster zur Batterieforschung. Mittendrin die TU Braunschweig, die an sechs der sieben Cluster beteiligt ist.
Letztes Wort noch nicht gesprochen
Das Bundesforschungsministerium bemüht sich derweil um Beruhigung der Situation. "Die Batterietechnologie ist und bleibt für das Bundesforschungsministerium und die Bundesregierung eine wichtige Schlüssel- und Zukunftstechnologie, die wir weiter fördern wollen und auch werden", beteuert deren Sprecherin. Und für den Bundeshaushalt 2025 und die Folgejahre sei auch noch nicht das letzte Wort gesprochen, heißt es aus dem Ministerium. Entscheidungen brauche es aber bald, um Planungssicherheit zu haben, sagt Arno Kwade.