Stand: 01.03.2017 18:32 Uhr

Braunschweiger forschen an Müllabfuhr fürs All

Gerade einmal 60 Jahre ist es her, dass mit Sputnik 1 der erste Satellit ins Weltall geschickt wurde. Zahlreiche Satelliten und Raumsonden folgten. Nachdem sie ihre Mission erfüllt hatten, wurden sie im All zurückgelassen. Seitdem nimmt der Weltraumschrott Jahr für Jahr zu: Ausgediente Satelliten, Raketen, Antriebsmodule und zahlreiche Trümmerteile umkreisen herrenlos die Erde. Immer größer wird die Gefahr, dass der Schrott mit aktiven Satelliten oder Raumstationen wie der ISS kollidiert. Eine Müllabfuhr im All gibt es noch nicht. Aber Wissenschaftler am Institut für Raumfahrtsysteme der Technischen Universität Braunschweig arbeiten daran. Dabei setzen sie auf den sogenannten Gecko-Effekt.

Weltraumschrott: Große Teile sollen entfernt werden

Leider lässt sich auch großer Weltraumschrott nicht einfach so einsammeln. Die umherfliegenden Teile rotieren in der Regel mit mehr oder weniger hoher Geschwindigkeit und sind dadurch beispielsweise für den Greifarm einen Satelliten kaum zu fassen. "Wir versuchen einen Docking-Mechanismus zu erstellen, der biologisch inspirierte Materialien benutzt - sogenannte Gecko-Materialien", sagt Wissenschaftler Enrico Stoll vom Institut für Raumfahrtsysteme. Ähnlich wie die Füße eines Gecko sollen sich die Materialien überall anheften können, so Stoll. Auf diese Weise könnte man Mini-Triebwerke an Weltraumschrott anheften, die der Rotation entgegenwirken und den Schrott sozusagen für den Abtransport vorbereiten. So wollen die Braunschweiger Forscher große Teile des Weltraumschrotts, die ein großes Kollisionsrisiko bergen, aus dem All entfernen. Bis die Müllabfuhr im Weltraum zum Einsatz kommt, kann es allerdings noch Jahre dauern.

Forscher berechnen Wahrscheinlichkeit von Kollisionen

Bis dahin heißt es für Raumstationen und aktive Satelliten: ausweichen. Und so berechnen die Braunschweiger Wissenschaftler im Auftrag der Europäischen Raumfahrtagentur ESA auch das Unfallrisiko durch Weltraumschrott. Denn die Manöver, um dem Weltraumschrott auszuweichen, müssen lange im Vorfeld geplant werden. Stoll kann den Weg Hunderttausender Trümmerteile am Computer berechnen und mögliche Kollisionen vorhersagen. Für Satellitenhersteller sei das sogenannte Braunschweiger Mastermodell unverzichtbar, sagt Stoll.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Unser Thema | 02.03.2017 | 19:05 Uhr

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Luft- und Raumfahrt

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