Luftaufnahme von Borkum. © picture alliance/Ingo Wagner | Ingo Wagner Foto: Ingo Wagner

Umwelthilfe will geplante Gasbohrungen vor Borkum stoppen

Stand: 17.07.2023 16:14 Uhr

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) will weitere geplante Gasbohrungen vor Borkum langfristig verhindern. Der Verein setzt dafür auf eine Ausweitung der Schutzgebiete im niedersächsischen Wattenmeer.

Die DUH beruft sich dabei auf mehrere Gutachten. Diese würden zeigen, dass schutzwürdige Arten und Lebensräume in den Arealen vorkommen, in denen der niederländische Konzern One-Dyas in Gas fördern will. Das teilte der Verein mit Sitz in Hannover am Montag mit. Die betroffenen Gebiete seien bislang nicht als europäisches Naturschutzgebiet Natura 2.000 ausgewiesen. Die DUH hat deshalb nach eigenen Angaben entsprechende Anträge zur Ausweitung der Schutzzonen beim niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz sowie dem Niedersächsischen Umweltministerium gestellt.

VIDEO: Gasbohrung vor Borkum: Vorwürfe gegen Umweltministerium (30.04.2023) (2 Min)

Gasbohrungen vor Borkum: Schutzgebiete müssen ausgeweitet werden

Die Umweltschützer sprachen von falschen Gebietsgrenzen. Sie fordern vom Landesbergbauamt, sämtliche Genehmigungsverfahren zu stoppen. "Eine Ausweitung der Schutzgebiete Borkum Riff und Borkum Riffgrund ist dringend notwendig, um die sensiblen Riffe vor den negativen Auswirkungen der Gasförderung zu schützen", betonte DUH-Geschäftsführer Sascha Müller-Kraenner. Die bestehende Lücke in den Schutzgebieten müsse umgehend geschlossen werden, bevor One-Dyas Tatsachen schaffe und unumkehrbare Schäden an den Riffen entstünden. Klagen kann die Umwelthilfe nicht. Man werde sich ansonsten aber bei der Europäischen Kommission beschweren, sagte ein Sprecher.

Hohe Kosten für Wiederherstellung eines Riffes

Nach Angaben des Borkumer Bürgermeisters Jürgen Akkermann (parteilos) belaufen sich die Kosten für die Wiederherstellung eines Riffes laut Bundesumweltministerium auf jährlich rund 625.000 Euro pro Hektar. Blieben die Riffe vor Borkum unangetastet, könnten entsprechende Mittel in den Ausbau erneuerbarer Energien oder in den Klimaschutz investiert werden. "Eine Win-win-Situation für den Umweltschutz", unterstrich Akkermann.

Zweites Erkundungsgebiet nördlich von Borkum genehmigt

Bereits im April hatte die DUH vor einem Gericht im niederländischen Den Haag eine einstweilige Verfügung gegen One-Dyas erwirkt. Damit wurden Bauarbeiten zur Vorbereitung von Gasbohrungen in einem angrenzenden Gebiet im Wattenmeer auf Eis gelegt. Von der niederländischen Regierung erhielt One-Dyas jedoch die Genehmigung, in der Nordsee nach weiteren Gasvorkommen zu suchen. Das Erkundungsgebiet liegt demnach rund 30 Kilometer nördlich von Borkum und grenzt an ein mögliches Fördergebiet, das sich auf deutsches Hoheitsgebiet erstreckt.

Weitere Informationen
Reiter im Watt vor der ostfriesischen Insel Borkum. © dpa-Bildfunk Foto: Sina Schuldt/dpa

Suche nach Gas vor Borkum - Niederlande erlauben Testbohrungen

Das niederländische Gasförderunternehmen OneDyas erkundet 30 Kilometer nördlich der Nordsee-Insel ein mögliches Fördergebiet. (24.05.2023) mehr

Menschen protestieren in einer Bohrturm-Formation am Strand von Borkum gegen Gasförderungen vor (Luftaufnahme). © Lucas Wahl / Greenpeace Foto: Lucas Wahl / Greenpeace

Gasförderung vor Borkum wird sich wohl erheblich verzögern

Grund ist ein Gutachten über möglicherweise schützenswerte Riffe. Umweltminister Meyer kündigt umfangreiche Prüfungen an. (08.05.2023) mehr

Taucher der Firma "Submaris" halten ein Schild von "Greenpeace" im Wasser vor Borkum in den Händen. © Uli Kunz / Submaris / Greenpeace Foto: Uli Kunz

Gasbohrung vor Borkum: Hat Ministerium Gutachten verschwiegen?

Greenpeace wirft dem Umweltministerium vor, von schützenswerten Riffen rund um die Bohrstelle gewusst zu haben. (30.04.2023) mehr

Ein Plakat gegen die geplante Erdgasförderung. Ein Konsortium um das niederländische Unternehmen One-Dyas plant von Ende 2024 an Erdgas vor der ostfriesischen Insel zu fördern. © picture alliance/dpa Foto: Sina Schuldt

Erdgasplattform vor Borkum: Betreiber gibt Millionen frei

Das Unternehmen One-Dyas will Materialien wie Stahl bestellen und Verträge für den Bau der Förderplattform abschließen. (25.04.2023) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Oldenburg | 17.07.2023 | 15:00 Uhr

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen

Stephan Weil (SPD), Ministerpräsident von Niedersachsen, spricht in einem Interview. © picture alliance/dpa Foto: Michael Matthey

CDU verschärft Kritik an Bezahlung von Stephan Weils Büroleiterin

Sie fordert personelle Konsequenzen in der Staatskanzlei. Kommende Woche tagt wieder der Untersuchungsausschuss. mehr