Mitarbeitende laufen über einen Gang im Krankenhaus © picture alliance / Zoonar

Trotz Kritik: Bundestag beschließt Krankenhaustransparenzgesetz

Stand: 20.10.2023 11:01 Uhr

Am Donnerstagabend hat der Bundestag das Krankenhaustransparenzgesetz beschlossen. Ein komplizierter Name für ein Gesetz, das Klarheit schaffen will. Kritik kommt unter anderem aus Niedersachsen.

von Katharina Seiler

Durch dieses Gesetz soll es den Patientinnen und Patienten möglich werden, sich über Angebote und Qualität der einzelnen Krankenhäuserzu informieren, um so besser entscheiden zu können, wo sie sich behandeln lassen wollen. Für den stellvertretenden gesundheitspolitischen Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Christos Pantazis aus Braunschweig, ist das Gesetz "ein erster wichtiger Baustein der längst überfälligen Krankenhausreform".

VIDEO: Bund und Länder einigen sich auf Krankenhausreform (11.07.2023) (1 Min)

Spezialisierung und Stufen-System

Ziel der Reform ist es, dass nicht mehr jedes Krankenhaus alles anbieten soll. Stattdessen sollen sich die Kliniken spezialisieren. Manche Häuser würden dann nur noch eine Grundversorgung anbieten. Und das würden Patienten unter anderem durch das Krankenhaustransparenzgesetz erfahren können. Denn dafür sollen den Krankenhäusern bestimmte Versorgungsstufen zugeordnet werden: Versorgungsstufe 1 steht für Basisversorgung, die Stufe 3 dagegen für eine umfassende Versorgung.

CDU: Gesetz beschleunigt Kliniksterben

Dieser Aspekt sorgte bereits im Vorfeld für Kritik: Viele Kliniken befürchten, dass sich durch diese Einteilung nur noch wenige Patienten für Krankenhäuser mit einer Basisversorgung entscheiden werden. Der gesundheitspolitische Sprecher der Union, Tino Sorge, sprach deshalb von einer kalten Strukturbereinigung der Krankenhauslandschaft. Besser wäre es, so Sorge, wenn der Bund den Kliniken stattdessen finanziell helfen würde, um unkontrollierte Insolvenzen zu verhindern.

Kritik auch aus Niedersachsen

Auch der niedersächsische Gesundheitsminister Andreas Philippi (SPD) hatte sich im Vorfeld gegen das Krankenhaustransparenzgesetz ausgesprochen. Das Gesetz bedeute einen hohen bürokratischen Aufwand für die Kliniken und würde die Patienten nur verwirren, so Philippi. Denn die Länder würden den Krankenhäusern später - nach dem Beschluss über die eigentliche Krankenhausreform - erneut Versorgungsstufen zuordnen. Sein Fazit: "Das sogenannte Transparenzgesetz braucht zum jetzigen Zeitpunkt und in dieser Form niemand." Zuerst sollte die Krankenhausreform beschlossen werden, sagte Philippi.

Weitere Informationen
Andreas Philippi (SPD) spricht im Landtag. © picture alliance/dpa | Julian Stratenschulte Foto: Julian Stratenschulte

Insolventes Krankenhaus: Holzmindener von Philippi enttäuscht

Sie wollten dem Gesundheitsminister eine Unterschriftensammlung übergeben. Doch dieser lehnte ab - er sei nicht zuständig. (16.10.2023) mehr

Vor dem Agaplesion Evangelischen Krankenhaus Holzminden ist eine Baustelle. © NDR Foto: Marco Schulze

Betrieb im Agaplesion-Krankenhaus läuft vorerst weiter

Für Patienten der Klinik in Holzminden ändert sich laut Insolvenzverwalter zunächst nichts. Der Landrat will Teile erhalten. (24.08.2023) mehr

Überwachungsmonitor im Krankenhaus. © beerkoff/fotolia Foto: beerkoff

Drei Milliarden Euro für Niedersachsens Krankenhäuser

Die Landesregierung hat am Dienstag die Investitionen beschlossen. Das sei ein Anfang, sagt die Krankenhausgesellschaft. (26.07.2023) mehr

Ein Schild mit einem roten Kreuz weist den Weg zur Notaufnahme. © dpa Foto: Julian Stratenschulte

Krankenhausreform: Niedersachsens Kliniken fordern Finanzspritze

Bund und Länder haben sich am Montag auf Eckpunkte geeinigt. Aus Sicht der Kliniken gibt es Nachbesserungsbedarf. (11.07.2023) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 19.10.2023 | 20:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Gesundheitspolitik

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen

Verkehrsschilder "€žAutobahn"€œ und "€žDurchfahrt verboten" sind an der Autobahnauffahrt in Fahrtrichtung Bremen und Oldenburg zu sehen. © picture alliance/dpa/Friso Gentsch Foto: Friso Gentsch

Marode Brücken in Niedersachsen: Neubau zieht sich hin

Laut Verkehrsministerium könnte es mehr als zehn Jahre dauern, bis alle Baustellen abgearbeitet sind. mehr