Telemedizin in Niedersachsen - Wo schon jetzt digital behandelt wird

Stand: 19.03.2024 15:28 Uhr

Um einen Termin beim Haus- oder Facharzt zu bekommen, braucht es häufig viel Geduld. Um die Praxen zu entlasten, gibt es immer mehr digitale Behandlungsangebote beim Arzt.

von Thees Jagels

Durch den demografischen Wandel müssen Mediziner immer mehr Patienten behandeln. Telemedizin, also die Behandlung übers Internet, spielt zunehmend eine wichtigere Rolle. In Modellprojekten wird dazu in Niedersachsen einiges ausprobiert. Von der Videosprechstunde über telemedizinische Hausarztbesuche bis zur Visite per "Teledoc".  

"Teledoc": Arztbehandlung per Fernbedienung 

Ein Seniorin wird in einem Altenheim von einem sogenannten "Teledoc" untersucht. © Thees Jagels Foto: Thees Jagels
Mit dem "Teledoc" können Ärztinnen und Ärzte quasi per Fernbedienung übers Internet Ultraschall, EKG und Untersuchungen mit dem Stethoskop vornehmen. 

Im Emder Pflegeheim "Heimaadhaven" wird seit Ende Februar 2024 der "Teledoc" im Rahmen eines Modellprojekts getestet. Mit dem 80.000 Euro teuren Gerät können Ärztinnen und Ärzte quasi per Fernbedienung und via Internet Ultraschall, EKG und Untersuchungen mit dem Stethoskop vornehmen. Pflegerinnen schieben dazu eine rollende Apparatur in die Zimmer der Bewohnerinnen und Bewohner und helfen beim Anlegen der medizinischen Messwerkzeuge. Ein Arzt wird per Video dazugeschaltet und kann das Gerät fernsteuern.

Telemedizin: Digitaler Hausbesuch vom Arzt

Seit dem Frühjahr 2019 gibt es laut Kassenärztlicher Vereinigung Niedersachsen telemedizinische Hausbesuche durch Hausarztpraxen. Diese werden durch Versorgungsassistenten aus der Praxis mit einem Smartphone oder Tablet vorgenommen. Mit mobilen Medizinprodukten können die speziell geschulten Versorgungsassistenten auch Vitaldaten der Patienten erfassen. Die Daten werden dann an den Hausarzt übermittelt. In dringenden Fällen kann der Arzt jederzeit per Videokonferenz dazugeschaltet werden.  

Ferndiagnose im Bereitschaftsdienst 

Um den Kassenärztlichen Bereitschaftsdienst an den Wochenenden zu entlasten, kommt auch im Bezirk Delmenhorst Telemedizin zum Einsatz. Im Rahmen eines Modellprojekts werden hier seit 2018 Notfallsanitäter mit digitalen Geräten ausgestattet. Ruft ein Patient die 116117, wird der Sanitäter bei Bedarf zum Patienten geschickt. Wird vor Ort der Rat eines Mediziners benötigt, kann per telemedizinischer Verbindung ein Arzt im Klinikum Oldenburg zu Rate gezogen werden. 

Telenotarzt in Goslar 

Seit 2021 wird im Rahmen eines Modellprojekts in Goslar der sogenannte Telenotarzt erprobt. Auch hier verbindet sich ein Sanitäter in weniger schweren Fällen per Video mit einem Mediziner. Ein Modell, das nach Plänen des Innenministeriums landesweit ausgerollt werden soll. 

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Akutversorgung per Videosprechstunde

Einen ähnlichen Ansatz verfolgt die Anfang 2024 eingeführte Videosprechstunde im kassenärztlichen Bereitschaftsdienst. Rufen Patienten in den Abendstunden oder am Wochenende bei der "116 117" an, haben sie nach vorheriger telefonischer Prüfung die Möglichkeit, an einer Videosprechstunde teilzunehmen. Über die Plattform "docakut.online" nehmen sich Ärztinnen und Ärzte dann der akuten Probleme der Patienten an.  

Trend zur Videosprechstunde nach Corona rückläufig

Ärzte und Psychotherapeuten dürfen Sprechstundentermine auch per Videotelefonat durchführen. Voraussetzung ist ein zertifizierter Videodienstanbieter. Gerade während der Corona-Pandemie wurde die Videosprechstunde von vielen Praxen angeboten. Doch dieser Trend ist laut Kassenärztlicher Vereinigung Niedersachsen mittlerweile rückläufig.  

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Dieses Thema im Programm:

Hallo Niedersachsen | 19.03.2024 | 19:30 Uhr

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