Ärzteversorgung in Niedersachsen - das wollen die Parteien

Stand: 10.08.2022 18:08 Uhr

In Niedersachsen fehlen Ärztinnen und Ärzte. Vor allem die ländlichen Regionen sind vom Personalmangel betroffen. Welche Pläne haben die Parteien für die kommenden fünf Jahre?

von Mandy Sarti

SPD

Medizinstudenten üben im "Skills Lab" der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) in der Waschstraße vor einem OP-Raum die hygienische Händereinigung (gestellt Szene). © picture alliance/dpa/Julian Stratenschulte Foto: Julian Stratenschulte
Die SPD will nach der Landtagswahl auf eine Landarztquote und auf Sektoren übergreifende Versorgung setzen. (Themenbild)

  • Für eine bessere Versorgung in den ländlichen Regionen setzten sich die Sozialdemokraten für die Einführung einer Landarztquote ein. Die SPD will die Krankenhausplanung neu ausrichten und auf Sektoren übergreifende Versorgung setzen.

  • Praxen in strukturell schwächeren Gebieten sollen konsequent gefördert werden. Die wohnortnahe Versorgung will die SPD mit regionalen Gesundheitszentren sicherstellen.

  • Weil der Ärztemangel sich auch auf die medizinische und psychiatrische Versorgung von Gefangenen auswirkt, plant die SPD in Gefängnissen verstärkt auf Telemedizin setzen. Um mehr Personal zu gewinnen, setzen die Sozialdemokraten auf Stipendien und Kooperationen mit Hochschulen.

  • Insgesamt sollen mehr Studienplätze im Bereich Medizin geschaffen werden - eine konkrete Zahl lässt die Partei allerdings offen.

CDU

An einem Computerbildschirm mit Webcam hängt ein Stethoskop. © picture-alliance/dpa/Monika Skolimowska Foto: Monika Skolimowska
Mit Telemedizin will die CDU die medizinische Versorgung in Justizvollzugsanstalten aufrecht erhalten. (Themenbild)

  • Eine bessere Versorgung soll laut Wahlprogramm durch eine ausgewogenere Verteilung gelingen: Die CDU schlägt eine verbindliche Vorgabe zum Kauf von Arztsitzen vor. Es solle zudem vermieden werden, dass Arztsitze in überversorgten Gebieten nachbesetzt werden, heißt es im Wahlprogramm. Gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung wollen die Christdemokraten darüber hinaus ein Anreizsystem dafür schaffen, dass sich junge Ärztinnen und Ärzte im ländlichen Raum niederlassen.

  • Mithilfe einer Initiative zur Wertschätzung der Selbstständigkeit will die CDU Medizinerinnen und Mediziner dafür begeistern, eine eigene Praxis zu eröffnen. 

  • Auch die CDU will in den Justizvollzugsanstalten verstärkt auf Telemedizin setzen. Die Partei verspricht sich davon, dass so die medizinische Versorgung aufrechterhalten werden kann.

  • Die Christdemokraten versprechen zudem, neue Studienplätze zu schaffen. Laut Wahlprogramm sind für Humanmedizin 200, für Zahnmedizin 50 und für Pharmazie 20 zusätzliche Studienplätze geplant. Zudem soll sich die Zugangsvoraussetzung für das Medizinstudium verändern: Künftig soll nicht mehr nur der Numerus Clausus allein entscheiden - auch Vorerfahrungen und ein Medizintest sollen einfließen.

Grüne

Medizinstudenten üben im "Skills Lab" der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) in einem nachgebildeten OP-Raum das hygienisch korrekte Anlegen eines OP-Kittels (gestellte Szene). © picture alliance/dpa/Julian Stratenschulte Foto: Julian Stratenschulte
Die Grünen wollen an den großen Unikliniken mindestens 200 zusätzliche Medizinstudienplätze schaffen. (Themenbild)

  • Ziel der Grünen ist eine "bedarfsgerechte, wohnortnahe und verlässliche medizinische Versorgung" in ganz Niedersachsen. Sie planen deshalb, Mindesterreichbarkeitsstandards festzulegen. Zudem sollen verstärkt nicht-ärztliche Heilberufe eingebunden werden. Die Grünen versprechen sich davon nicht nur eine verlässlichere Versorgung, sondern auch mehr Hausbesuche.

  • Im ländlichen Raum sollen Reha-Einrichtungen und Apotheken in integrierten Versorgungszentren zusammengeschlossen werden.

  • Allein auf die Landarztquote zu setzen, genügt nach Auffassung der Grünen nicht. Sie setzen sich deswegen für attraktivere Arbeitszeitmodelle und Teamarbeit. Außerdem sollen Unis angebunden werden, um junge Ärztinnen und Ärzte für die Arbeit in der Allgemeinmedizin zu begeistern.

  • Auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf steht im Fokus: Die Grünen setzen sich dafür ein, dass Krippen und Kitas in Krankenhäusern gefördert werden.

  • Die Partei plant, mindestens 200 zusätzliche Medizinstudienplätze zu schaffen.

  • Im Ausland erworbene Abschlüsse sollen leichter anerkannt werden.

FDP

Ein Schild weist an der Eingangstür auf eine Landarztpraxis hin. © picture alliance/dpa/Holger Hollemann Foto: Holger Hollemann
Die Liberalen wollen das Berufsbild Landarzt stärker im Studium verankern. (Themenbild)

  • Die Liberalen sind gegen eine Landarztquote. Stattdessen wollen sie das Berufsbild stärker im Studium verankern. Sie setzen sich daneben für mehr telemedizinische Angebote ein.

  • Wegen der geringen Anzahl an Ärztinnen und Ärzten, die Schwangerschaftsabbrüche durchführen, will die FDP die wohnortnahe Versorgung sicherstellen.

  • Auch die Liberalen wollen die Zahl der Medizinstudienplätze in Hannover, Göttingen und Oldenburg aufstocken. Wie viele Plätze es zusätzlich geben soll, lässt sie aber offen.

AfD

Ein Arzt geht über den Flur eines Krankenhauses. © NDR Foto: Julius Matuschik
Die AfD verspricht moderne Arbeitszeitmodelle für junge Medizinerinnen und Mediziner. (Themenbild)

  • Anders als die anderen Parteien spricht die AfD nicht von einem Fachkräftemangel. Sie ist vielmehr der Überzeugung, dass jährlich Tausende Menschen aus Deutschland abwandern. Deshalb müssten laut Wahlprogramm die Standards angehoben werden. Die Partei fordert: "Menschen, die in Gesundheitsberufen arbeiten, müssen daher die deutsche Sprache in Wort und Schrift sicher beherrschen."

  • Neben den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten sieht die AfD die Zukunft auch in lokalen Gesundheitszentren. Neben der Bündelung der Fachrichtungen verspricht sich die Partei davon auch moderne Arbeitszeitmodelle für junge Medizinerinnen und Mediziner. Nähere Details liefert das Wahlprogramm nicht.

Die Linke

  • Um die medizinische Versorgung im ländlichen Raum zu verbessern, setzt sich die Linke für kommunale Versorgungszentren oder Polikliniken ein. Das Angebot soll durch sogenannte "Doc-Mobile" verstärkt werden. Medizinischem Personal soll es mithilfe von Kleinbussen möglich sein, Hausbesuche zu machen und nicht-ärztliche Aufgaben zu übernehmen. Außerdem will die Linke barrierefreie Shuttle-Angebote zu Arztpraxen und Apotheken einrichten.

  • Sie will ein Förderprogramm für Hausarztpraxen im ländlichen Raum auflegen. Daneben setzt sie sich für ein Landesprogramm "Medizinische Versorgung im ländlichen Raum" ein. Damit will die Partei die flächendeckende, wohnortnahe Gesundheitsversorgung sicherstellen. Dazu gehört auch ein "ausreichendes Angebot an Medizinstudienplätzen". Eine konkrete Zahl lässt sie allerdings offen.

 

So positionieren sich die Parteien zu weiteren Themen:

Bildung

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