Lingen: Atomgegner fordern Stopp von russischem Uran-Transport
Umweltorganisationen aus mehreren Ländern fordern, einen Uran-Transport aus Russland nach Lingen zu stoppen. Die dortige Brennelementefabrik beliefert Atomkraftwerke in mehreren europäischen Ländern.
Aktuell wird im Emsland eine Uran-Lieferung aus Russland erwartet, wie das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) bestätigte. Genehmigungen aus dem Jahr 2021 dienten dafür als Grundlage, sagte ein BASE-Sprecher. Weitere Transporte seien möglich. Zuletzt wurde am 18. Januar und damit rund einen Monat vor Kriegsbeginn am 24. Februar Uran aus Russland nach Lingen geliefert.
Uran-Lieferung: Schiff wird in Rotterdam erwartet
Momentan befinde sich das angereicherte Uran-Hexafluorid auf dem für solche Transporte bekannten Schiff "Mikhail Dudin". Es sei auf dem Weg vom russischen St. Petersburg nach Rotterdam in den Niederlanden, hieß es. Dort soll es Sonntag ankommen.
Kein Uran-Embargo auf EU-Ebene
Von Rotterdam aus solle das Uran mit einer niederländischen Spedition nach Lingen gebracht werden, so die Atomkraftgegner. Die dortige Brennelementefabrik beliefert Kraftwerke in mehreren europäischen Ländern. Die Anlage ist vom deutschen Atomausstieg ausgenommen. Das BASE wollte am Donnerstag aus Sicherheitsgründen keine genaueren Angaben zum Transport machen. Wenn alles technisch in Ordnung sei, müsse das BASE die Transporte genehmigen, sagte ein Sprecher des Bundesumweltministeriums. Es gebe kein Uran-Embargo auf EU-Ebene.
Kritik an Bundesregierung wegen Uran-Transport
Alexander Vent vom Bündnis "Atomkraftgegner im Emsland" kritisierte nicht nur den Transport, sondern auch die Haltung der Ampel-Koalition in Berlin. "Unsere Bundesregierung arbeitet angeblich an der Energie-Unabhängigkeit von Russland und predigt harte Sanktionen." Es passiere jedoch genau das Gegenteil.
Atomkraftgegner: "Uran bringt Geld in Putins Kriegskasse"
In Russland angereichertes Uran, das nach Deutschland gebracht wird, spüle Putins Staatskonzern Rosatom weiter Geld in die Kriegskasse, so Vent. Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) sei für diese Transportgenehmigung zuständig. Sie müsse die Genehmigung für den laufenden Transport - etwa für den Nord-Ostsee-Kanal - widerrufen und die Rückfahrt des Schiffes in die Wege leiten. Vladimir Sliviak von der russischen Umwelt-Organisation Ecodefense und Träger des alternativen Nobelpreises sagte, Rosatom betreibe weltweit Uran-Minen. Der russische Atomkonzern sei bei allen Verarbeitungsschritten wie der Konversion und Anreicherung von Uran bei etwa einem Viertel des EU-Bedarfs eingebunden. Auch am Krieg gegen die Ukraine sei Rosatom mit der Besetzung von Atomkraftwerken beteiligt.