E-Autos aus China: Der Druck auf die deutsche Autoindustrie wächst

Stand: 06.02.2024 06:26 Uhr

Sie gelten als günstiger und im Digitalen der deutschen Konkurrenz überlegen: Elektroautos aus China. Der Import chinesischer Marken nach Deutschland steigt. Zu beobachten ist der Trend auch in Wilhelmshaven.

von Hilke Janssen

Der große Parkplatz direkt am Jade-Weser Port in Wilhelmshaven ist randvoll. In Sichtweite der Containerbrücken stehen hunderte Elektroautos aus China dicht an dicht nebeneinander. Zurzeit kommen in Wilhelmshaven jeden Monat mehrere tausend chinesische E-Autos per Containerschiff an. Von dort liefert die Logistikfirma Mosolf die Fahrzeuge an die Autohäuser. Der Wandel sei hier spürbar, sagt Mosolf-Geschäftsführer Steffen Klatte. "Die asiatischen Hersteller bringen immer mehr Volumen in Richtung Europa." In diesem Jahr rechnet Klatte damit, dass rund 100.000 Elektroautos aus China nach Wilhelmshaven kommen. Deutlich mehr als noch im vergangenen Jahr: da waren es nur 60.000 Wagen. Klatte plant, seine Stellflächen am Jade-Weser-Port fast zu verdoppeln.

Anteil an chinesischen Autos könnte sich vervielfachen

Trotz des Trends: Noch fristen die chinesischen Elektroautos ein Nischen-Dasein. Insgesamt wurden in Deutschland im vergangenen Jahr knapp 525.000 rein elektrische Fahrzeuge neu zugelassen. Nur 5,5 Prozent dieser Autos stammten von Anbietern aus China. Constantin Gall, Autoexperte bei der Unternehmensberatung E.Y. schätzt aber, dass dieser Anteil auf bis zu 20 Prozent wachsen könnte.

Eine Gefahr für VW und BMW?

Frank Schwope spricht vor einer Kamera. © NDR
Autoexperte Frank Schwope schätzt die E-Autos aus China als Konkurenz für deutsche Hersteller ein.

Dass deutsche Hersteller wie VW oder BMW im Konkurrenzkampf auf der Strecke bleiben, sieht der Autoexperte nicht. "Die deutschen Autobauer wurden ja schon oft totgesagt", so Gall im NDR-Interview. Dabei gehörten sie aktuell zu den profitabelsten. Anders schätzt das der Autoexperte Frank Schwope von der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) in Hannover ein. Für Massenhersteller wie VW oder Opel sei die Konkurrenz aus China "sicher eine Gefahr". Bei der Qualität und bei der Digitalisierung der Autos seien die Chinesen heute schon "mindestens gleichwertig zu den europäischen Volumenherstellern".

Für viele Kunden zählt der Preis

Auch im Autohaus Nagel in Hannover geht man davon aus, dass die chinesischen Hersteller den deutschen Automarkt kräftig aufmischen werden. Modelle der chinesischen Marke MG werden hier in den meisten Fällen nicht gekauft, sondern geleast. Ab 200 Euro aufwärts kostet zurzeit eine Monatsrate. Vertriebsleiter Yannic Neubert ist überzeugt, dass es den Kunden von Elektroautos egal ist, ob die Fahrzeuge von einem deutschen oder einem chinesischen Hersteller stammen. Es werde weniger auf die Marke geachtet, sondern vielmehr auf das Preis-Leistungs-Verhältnis, so Neubert. Den Eindruck bestätigt der Autoexperte Frank Schwope von der FHM Hannover. Im Massenmarkt zähle der Preis und nicht das Merkmal "Made in Germany", so Schwope.

Problem: Wegfall der E-Auto-Prämie

Gebremst wird die Nachfrage nach Elektroautos allerdings vom Wegfall des Umweltbonus. Mitte Dezember 2023 wurde die Prämie gestoppt. Davor hatten private Käufer von Elektrofahrzeugen noch - je nach Modell - bis zu 4.500 Euro Zuschuss bekommen. Im Autohaus Nagel ist der Wegfall dieser Prämie spürbar. Viele Kunden seien jetzt zurückhaltend, sagt Verkaufsleiter Yannic Neubert. "Der Kostenfaktor ist beim E-Auto Priorität Nummer Eins". Was für die Händler ärgerlich ist, könnte aber eine gute Nachricht für Kunden sein. "Alle Hersteller stehen unter Druck und müssen ihre Preise jetzt senken", so der Autoexperte Schwope. Das belebe den Konkurrenzkampf.

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