Aussichten auf weiteres Neun-Euro-Ticket schwinden
Nach einem ersten Treffen zwischen Bund und Ländern gibt es weiter wenig Aussicht auf eine Nachfolge zum Neun-Euro-Ticket. In Niedersachsen wollen Organisationen ein Jahresticket für 365 Euro.
Der Umweltverband BUND, der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und das Nahverkehrsbündnis Niedersachsen sind für die Einführung einer landesweiten 365-Euro-Jahresfahrkarte für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Das Ziel der künftigen Landesregierung müsse es sein, die öffentlichen Mobilitätsangebote in der Stadt und auf dem Land massiv auszubauen sowie eine Mobilitätsgarantie für alle Menschen in Niedersachsen sicherzustellen, hieß es. Das Neun-Euro-Ticket läuft Ende August aus. Bis Mitte Juli wurden bundesweit rund 31 Millionen Tickets verkauft. Heute sollen sich Vertreterinnen und Vertreter von Bund und Ländern treffen, um über mögliche Folgelösungen zu beraten.
Organisationen in Niedersachsen befürworten Ticket aus unterschiedlichen Gründen
Der BUND Niedersachsen argumentierte, ein Umstieg auf Bus und Bahn sei ein Beitrag zum dringend erforderlichen Energiesparen. Die große Nachfrage nach dem Ticket zeige, dass Menschen bereit seien, auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen, wenn die Rahmenbedingungen stimmten. Diese Bereitschaft dürfe jetzt nicht ausgebremst werden. Der DGB nannte den ÖPNV "das Rückgrat einer Mobilitätswende für alle". Es brauche dauerhaft attraktive Angebote. Ein solches landesweites Ticket wäre zudem ein wichtiger Schritt, um die Menschen angesichts der dramatisch steigenden Lebenshaltungskosten von Kosten für die Mobilität zu entlasten. Das Nahverkehrsbündnis Niedersachsen bemängelte fehlende Angebote des ÖPNV in den ländlichen Räumen. Die Taktzeiten seien zu gering und die Züge nicht ausreichend, vor allem für eine Beförderung von Berufspendlern.
Vorstoß aus Niedersachsen für den Norden
Zwischenzeitlich hatte das Verkehrsministerium in Niedersachsen ein norddeutsches Modell vorgeschlagen: "Sollte ein bundesweites Ticket nicht umsetzbar sein, könnten alternativ auch die fünf norddeutschen Bundesländer etwas auf die Beine stellen", hatte es geheißen. Konkreter wurde man aber nicht. Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (parteilos) hatte auf den Bund verwiesen: "Eine norddeutsche Lösung wird ohne den Bund im Boot nicht funktionieren." Auch Niedersachsens Verkehrsminister Bernd Althusmann (CDU) hatte an den Bund appelliert: "Es kann ja nicht sein, dass der Bund das Ticket initiiert, die Umsetzung den Ländern überlässt, sich für den Erfolg feiern lässt und dann keine Verantwortung für eine Anschlusslösung übernehmen will."
FDP im Bund ist gegen eine Fortführung des Neun-Euro-Tickets
Eine Eins-zu-Eins-Fortführung des bundesweiten Neun-Euro-Tickets gilt als unwahrscheinlich: Finanzminister Christian Lindner (FDP) ist dagegen. Lindner bekam zuletzt viel Gegenwind: Seine Äußerung über die "Gratismentalität" beim Neun-Euro-Ticket bestätigt für Kritiker den Ruf der FDP als "Partei der Besserverdienenden".