Schließung des Fahrzeug-Werks in Toddin angekündigt

Stand: 04.04.2023 12:30 Uhr

Die Geschäftsführung der GRW Europe GmbH hat bestätigt, dass ihr Tankfahrzeugbauer-Werk in Toddin (Ludwigslust-Parchim) geschlossen wird. Für die Beschäftigten soll ein Sozialplan entwickelt werden.

Die GRW-Geschäftsführung hat eine Mitteilung der IG Metall bestätigt, in der die Schließung des GRW-Werks in Toddin bei Hagenow angekündigt wurde. Der Betrieb mit rund 70 Beschäftigen soll in knapp drei Monaten - Ende Juni - dichtmachen. Die Schließung komme nur ein Jahr nach der Übernahme des Werks durch die GRW, so ein Gewerkschaftssprecher. Man sei maßlos enttäuscht vom Vorgängerunternehmen Schmitz Cargobull. Dieses habe den Betrieb nur verkauft, um den Standort günstig abzuwickeln, sagte der GRW-Betriebsratsvorsitzende Roland Hinzmann. Der Standort sei heruntergewirtschaftet worden. Der GRW-Geschäftsführer, Dirk Nuxoll, sagte dagegen, dass sehr wohl investiert wurde, zum Beispiel in eine Lackierkabine.

Werk seit Jahren auf der Kippe

Noch bis Anfang 2017 gehörte das Tankfahrzeugbauer-Werk in Toddin dem Konzern Schmitz Cargobull und hatte volle Auftragsbücher. Dann kam es laut Hans-Georg Frericks, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Schwerin, zu einem drastischen Rückgang der Aufträge. Frericks vermutete damals "strategische Absichten" der Konzernspitze, die Produktion verlagern zu wollen. Die Beschäftigten wehrten sich gegen die Pläne des Konzerns, das Werk mit damals 120 Mitarbeitern im Jahr 2018 zu schließen - zunächst mit Erfolg: Schmitz Cargobull investierte weiter in den Standort. Im Juli 2022 wurde das Werk dann mit rund 80 Beschäftigten vom Silo- und Tankfahrzeughersteller GRW übernommen. Schmitz Cargobull war zu diesem Zeitpunkt mit 40 Prozent an der GRW Holding beteiligt, durch die Übernahme bauten die beiden Unternehmen ihre Zusammenarbeit aus.

Energie-und Materialpreise nicht kompensierbar

Hauptgrund für die nun angekündigte, endgültige Schließung sind laut Geschäftsführer Nuxoll wirtschaftliche Schwierigkeiten durch die teilweise extrem gestiegenen Energie- und Materialpreise und Lieferschwierigkeiten. Bei der Übernahme durch GRW war angekündigt worden, noch im vergangenen Jahr 100 Fahrzeuge zu produzieren. Und erst im November hatte das Werk einen neuen Wasserstoff-Lkw vorgeführt. Es habe Nuxoll zufolge auch immer genug Aufträge gegeben - aber die Preise, zum Beispiel von Aluminium und Stahl, sowie Lieferengpässe durch den Ukraine-Krieg hätten große Schwierigkeiten gemacht. Die Aufträge hätten nicht mehr erfüllt und daher nicht mehr ausreichend Gewinn erwirtschaftet werden können.

Sozialplan für Mitarbeiter

Für die Beschäftigten soll jetzt ein Sozialplan verhandelt werden. Gemeinsam mit der Tarifkommission der IG Metall drängen die Mitarbeiter auf Gespräche mit dem Arbeitgeber nach Ostern. Es soll um einen Sozialtarif mit Regelungen zu Abfindungen und zu einer Transfergesellschaft gehen, damit die Beschäftigten - zum Beispiel mit Hilfe von Weiterbildungen - andere Arbeit finden.

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Dieses Thema im Programm:

Nordmagazin | 04.04.2023 | 19:30 Uhr

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