Omikron in MV auf dem Vormarsch: Laut Experten Anteil über 50Prozent
Bislang tauchen Omikron-Nachweise in den Statistiken in Mecklenburg-Vorpommern nur sporadisch auf. Experten gehen jedoch davon aus, dass diese hochansteckende Variante des Coronavirus im Bundesland schon weit verbreitet ist. Das legen Untersuchungen im größten Abstrichzentrum des Landes an der Unimedizin Rostock nahe.
Der Rostocker Virologe Dr. Philipp Christoph Warnke vom Institut für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene der Universitätsmedizin Rostock geht davon aus, dass die Omikron-Variante in Mecklenburg-Vorpommern schon weit verbreitet ist. Im Lagebericht des Robert Koch-Insituts werden am heutigen 5. Januar ínsgesamt 88 Omikron-Nachweise und -Verdachtsfälle seit Mitte November für Mecklenburg-Vorpommern ausgewiesen. Warnke geht jedoch davon aus, dass es schon weitaus mehr Omikron-Infektionen gibt.
Täglich werden 20 bis 30 Proben auf Omikron getestet
Das gehe aus den Zahlen seines Insituts hervor. Laut Warnke gibt es dort das "größte Abstrichzentrum des Landes". Erst kürzlich wurde die Kapazität von 1.000 auf 2.000 Testungen pro Tag erhöht. Täglich werden zwischen 400 und 1.500 PCR-Testungen durchgeführt. "Wir testen seit dem 13. Dezember auf Omikron - und zwar regelhaft. Und zwar machen wir das in Form einer Stichprobenanalytik. Wir nehmen positive Patientenproben, unterziehen die täglich einer Variantenanalyse - nicht nur auf Omikron, sondern auch auf andere Varianten", sagte der kommissarische Leiter am Institut für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene dem NDR Nordmagazin. Dieses Verfahren werde täglich bei 20 bis 30 Proben angewandt, sodass mittlerweile schon mehrere hundert Positiv-Proben auch auf Omikron untersucht worden seien.
Zum 20. Januar bei 80 Prozent Omikron-Anteil?
"Was wir feststellen, ist das, was zu erwarten war", sagt Warnke. Lag der Omikron-Anteil in der 50. Kalenderwoche Mitte Dezember noch bei drei Prozent, so stieg er in der Woche darauf bereits auf 17 Prozent. In der letzten Woche des Jahres sei er sogar auf 42 Prozent gesprungen. Und in der ersten Woche des neuen Jahres liege der Anteil schon bei knapp 50 Prozent. "Wir sehen den Zuwachs. Ich rechne damit, dass wir zum 20. Januar wahrscheinlich bei 80 Prozent aufwärts liegen", so der Mediziner. Diese relativen Zahlen ließen sich durchaus auf die Gesamtbevölkerung übertragen. "Ich glaube, das was wir hier messen, ist durchaus repräsentativ. Deswegen bewegen wir uns mit Omikron zum aktuellen Zeitpunkt so bei 45 bis 50 Prozent im Land", so Warnke weiter.
Punktmutationen geben Hinweise auf Varianten
Der Nachweis der hochansteckenden Variante erfolge anhand sogenannter Punktmutationen nach PCR-Tests. Dies ist ein Verfahren, das nicht ganz so aufwändig wie eine Genomsequenzierung ist. "Eine Vollgenomsequenzierung ist etwas anderes." Da nehme man das komplette Genom eines Erregers und nicht nur einzelne Veränderungen, die charakteristisch sind, erklärt der Virologe. "Aber die charakteristischen Veränderungen reichen, um das zu klassifizieren. Um Neuerungen, Veränderungen - Viren mutieren ja regelhaft - zu erkennen, muss man sich einfach alle Genomabschnitte angucken", so Warnke. Dies sei aber für eine Aussage, ob die Alpha-, Beta-, Delta- oder Omikron-Variante vorliege, nachrangig.
Beginn einer Welle - mit einer "sehr steilen Flanke"
An der Universitätsmedizin Greifswald werden im Gegensatz zur Unimedizin Rostock auch die genannten Genomsequenzierungen durchgeführt. Der Greifswalder Hygiene-Mediziner Nils Olaf Hübner bestätigt gegenüber dem NDR Nordmagazin im wesentlichen die Einschätzungen Warnkes. "Wir sind gerade im Beginn der Welle - und zwar in einer sehr steilen Flanke." Hübner geht davon aus, dass schon in der vergangenen Woche jede dritte Infektion im Nordosten mit Omikron erfolgt ist.
Da die Fallzahlen sich jeweils innerhalb weniger Tage verdoppeln, liegt die Häufigkeit der Omikron-Infektion jetzt schon bei 62 Prozent, so der Corona-Krisenstab des Landes. Experten rechnen damit, dass Ende des Monats 80 Prozent aller Corona-Infizierten in Mecklenburg-Vorpommern sich mit Omikron angesteckt haben.
Krisenstab zu Omikron: "Sind gut vorbereitet"
Der Corona-Krisenstab im Innenministerium befasste sich in seiner zweiten Sitzung am heutigen Mittwoch mit der Ausbreitung der Omikron-Variante. "Klar ist: Auch bei uns im Land ist Omikron auf dem Vormarsch", sagte Innenminister Christian Pegel (SPD) nach dem Treffen. Den befürchteten Personalmangel in Bereichen der kritischen Infrastruktur sieht Pegel nicht im Verzug. Das hätten ihm die Krisenstäbe der Energie-, Wasser- und weiteren Netzversorger im Land erklärt. Die Situation sei aktuell unproblematisch, so Pegel. "In der Summe habe ich den Eindruck, dass die Betreiber kritischer Infrastrukturen bei uns im Land gut vorbereitet sind, beziehungsweise sich gerade gut vorbereiten für den Fall der Fälle", so der Innenminister.
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