Rostock: In der Stadthalle hat der Landesparteitag der Linken in Mecklenburg-Vorpommern begonnen. © dpa-Bildfunk Foto: Bernd Wüstneck

Neue Führungsspitze der Linken in Mecklenburg-Vorpommern gewählt

Stand: 20.03.2022 12:46 Uhr

Die 21-jährige Vanessa Müller ist gemeinsam mit Peter Ritter an die Spitze der Partei im Nordosten gewählt worden. Ein weiteres wichtiges Thema auf dem Parteitag am Sonnabend war der Krieg in der Ukraine.

Nach zwei Amtszeiten an der Parteispitze hatten Wenke Brüdgam und Torsten Koplin den Weg frei gemacht. In ihre Amtszeit fiel das schlechteste Abschneiden der Partei bei einer Landtagswahl. Vergangenes Jahr hatte die Linke nur 9,9 Prozent der Stimmen im Land bekommen. Die Partei trat trotzdem in eine Koalition mit der SPD und ist damit an der Regierung beteiligt.

Newcomerin ist neue Parteichefin

Vanessa Müller ist die neue Parteichefin geworden. Die 21-Jährige wurde in Schwerin geboren und studiert Politikwissenschaften in Rostock. Sie war die einzige Bewerberin und wurde mit 68 Prozent Zustimmung gewählt. Sie will die Linke gemeinsam mit einem alten Hasen zurück in die Erfolgsspur führen: Peter Ritter, der nach 27 Jahren im Landtag eigentlich ruhiger treten wollte.

Linke Inhalte müssten in der Koalition durchgesetzt werden

Der Stavenhagener saß von 1994 bis 2021 im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern und hatte den Posten des Vorsitzenden von 2001 bis 2009 schon einmal inne. Nun wurde der 62-Jährige mit 56 Prozent erneut zum Landesvorsitzenden gewählt. Wegen eines Todesfalls in seiner Familie war er aber nicht in Rostock anwesend.

Ritter hatte zuvor die erfolgreiche Teilnahme an den Kommunal-und Europawahlen in zwei Jahren in den Mittelpunkt seiner künftigen Arbeit gestellt. Außerdem forderte er, dass linke Inhalte in der Koalitionsvereinbarung durchgesetzt werden.

Fokus auf junge Menschen und Frauen

Die neue Vorsitzende Vanessa Müller forderte einen konsequenten Ausbau des Engagements in den Sozialen Medien. Sie hatte kritisiert, dass die Positionen der Linken nicht bei der Wählerschaft ankommen. "Priorität hat vor allem die Mitglieder-Gewinnung. Aber das reicht nicht. Wir müssen die Mitglieder einbinden", so Müller auf dem Parteitag. Wegen den momentan rückläufigen Mitgliedszahlen wolle sie den Fokus verstärkt auf junge Menschen und Frauen richten.

Der Rostocker Politikwissenschaftler Wolfgang Muno glaubt, dass das Duo gut funktionieren kann und ihre aktuelle Wählerschaft gut abdeckt. Denn die Partei wurde vor allem von jungen und älteren Menschen gewählt. Die neue Vorsitzende studiert an der Universität Rostock auch bei Muno.

Partei brauche klare und eindeutige Positionen

Die stellvertretende Ministerpräsidentin und Bildungsministerin Simone Oldenburg betonte in Rostock, dass die Partei "klare und eindeutige Positionen" brauche. Sie hatte maßgeblichen Anteil daran, dass die Linke am Regierungstisch sitzt. Der Vorsitzende der Linken-Bundestagsfraktion Dietmar Bartsch, dessen Wahlkreis in Rostock liegt, will mit einer anderen Ansprache neue Wählerinnen und Wähler gewinnen. Diese soll vor allem verständlich sein.

Auseinandersetzung mit dem Krieg in der Ukraine

Gestartet war der Parteitag mit einem Moment der Stille. Die Vorsitzende des Linke-Kreisverbandes Rostock, Eva Maria Kröger, machte vor 90 Delegierten deutlich: "Wir müssen uns von der Gewissheit trennen, dass eine gute Zusammenarbeit mit Russland den Frieden in Europa sichert."

 

Russlands Krieg in der Ukraine sei völkerrechtswidrig und durch nichts zu rechtfertigen. Die russischen Truppen müssten sich aus der Ukraine zurückziehen und Putin an den Verhandlungstisch zurückkehren.

Parteiaustritte nach Positionierung

Eine Positionierung, die auch direkte Auswirkungen auf die Linke in Mecklenburg-Vorpommern hat. Laut der scheidenden Vorsitzenden Wenke Brüdgam hätte es noch nie so viele Austritte an einem Tag gegeben, wie an dem Tag, an dem die Linke eine klare Position gegen den Krieg in der Ukraine bezogen hat.

Waffenlieferungen weiterhin ablehnen

Kritik gab es aber auch von der Vorsitzenden der Linken-Bundestagsfraktion, Amira Mohamed Ali, an dem Beschluss der Bundesregierung, 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr auszugeben. Sie machte noch einmal deutlich, dass die Linke auch die Waffenlieferungen an die Ukraine weiter ablehnt.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Der Nachmittag | 20.03.2022 | 13:00 Uhr

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