Ein historisches Industriegebäude, davor Sommerwiese © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Jens Büttner Foto: Jens Büttner

MV schlägt HTM Peenemünde nun doch nicht für Unesco-Welterbe vor

Stand: 28.10.2021 14:05 Uhr

Das Land Mecklenburg-Vorpommern will vorerst nun doch nicht das Historisch-Technische Museum (HTM) Peenemünde auf Usedom als Unesco-Welterbe vorschlagen. Stattdessen soll die Astronomische Uhr in der Rostocker Marienkirche auf die Vorschlagsliste.

In diesem Jahr werde es bezüglich Peenemünde keinen Vorschlag geben, teilte Bildungsministerin Bettina Martin (SPD) am Donnerstag mit. Das Ministerium beruft sich bei der Entscheidung gegen die Einrichtung rund um die NS-Raketenschmiede in Peenemünde auf ein Gutachten, das das HTM bei der TU Cottbus in Auftrag gegeben hatte. Die Gutachter kamen zu dem Ergebnis, dass die Denkmallandschaft Peenemünde welterbetauglich wäre. Allerdings empfahlen sie zunächst Gespräche mit möglichen Partnern und Opferverbänden.

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Ein verrosteter Eisenbahnwaggon steht im Freigelände des Historisch-Technischen Museums Peenemünde, dahinter ist der Nachbau einer V2-Rakete zu sehen. © picture alliance/dpa Foto: Stefan Sauer

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Eng mit NS-Raketenentwicklung verbunden

Das ehemalige Fischerdorf Peenmünde an der Nordspitze Usedoms ist eng mit der Geschichte der deutschen Raketentechnik verbunden. Dort wurde etwa am weltweit ersten Marschflugkörper und an der ersten funktionierenden Großrakete gearbeitet. Das HTM arbeitet die Geschichte der Entstehung und Nutzung dieser Waffen auf. Sie wurden im Zweiten Weltkrieg auch gegen westeuropäische Großstädte eingesetzt. Dazu wurden in Peenemünde KZ-Häftlinge als Zwangsarbeiter beschäftigt.

Schwesigs Vorschlag stieß auf Zustimmung bei AfD und Ablehnung bei Linker

Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) hatte im Juli angekündigt, der Kultusministerkonferenz vorschlagen zu wollen, das HTM für die Welterbeliste der Unesco anzumelden. Von der AfD-Fraktion bekam Schwesig Zustimmung. Die damals oppositionelle Linke im Landtag hatte das Vorhaben hingegen scharf kritisiert. Die Fraktionsvorsitzende Simone Oldenburg sprach von Geschichtsverzerrung. Inzwischen verhandeln SPD und Linke über die Bildung einer gemeinsamen Regierung. Oldenburg begrüßte am Donnerstag die nun erfolgte Entscheidung. "Es ist gut, wenn es jetzt zu einer breiten Diskussion über die Bedeutung und Einordnung des ehemaligen Raketen-Forschungszentrums Peenemünde, der heutigen Mahn- und Gedenkstätte, kommt", sagte sie. Daran würden sich unter anderem Historiker sowie Opferverbände beteiligen.

HTM und Gemeinde reagieren gelassen

Bis Sonntag müssen die Bundesländer ihre Vorschläge der Kulturminister-Konferenz melden. Deshalb werde Peenemünde in diesem Jahr nicht vorgeschlagen, hieß es aus dem Kultusministerium. Für den Kurator des HTM, Philipp Aumann, ist das keine Katastrophe, wie er gegenüber NDR 1 Radio MV erklärte. Auch die Gemeinde Peenemünde reagierte gelassen. Ein möglicher Welterbe-Status hätte zwar der Bekanntheit gut getan, so der stellvertretende Bürgermeister Daniel Weiß, allerdings will die Gemeinde sich auch baulich entwickeln. Ein Denkmalstatus könnte dem entgegenstehen.

Astronomische Uhr in Rostocker Marienkirche wird vorgeschlagen

Bis Sonntag müssen die Bundesländer ihre Vorschläge der Kulturminister-Konferenz melden. Jedes Bundesland kann zwei Vorschläge unterbreiten. Eine solche ist Voraussetzung für Nominierungen zur Eintragung in die Welterbeliste. Das Land schlägt nun die Astronomische Uhr in der Rostocker Marienkirche zur Aufnahme vor. Diese technisch einzigartige Uhr zeigt seit dem Jahr 1472 neben der Zeit auch Mondphasen und Tierkreiszeichen an. Zuletzt war die Kalenderscheibe vor drei Jahren so verändert worden, das sie nun bis zum Jahr 2150 reicht.

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