MV-Werften: Verhandlungen über "Global 2" - "Endeavour" fast fertig
Landtagspolitiker in MV sehen die Fertigstellung des riesigen "Global 2"-Kreuzfahrtschiffes als wichtigste Kurzfrist-Maßnahme zur Beschäftigungssicherung auf den MV-Werften. Das Land will darüber mit dem Werfteigner Genting verhandeln.
Die Arbeit an der "Global 2" würde Stahlbau bedeuten und damit eine Weiterbeschäftigung auch auf dem Standort in Stralsund, erklärte Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) am Freitag nach einer Sondersitzung des Wirtschaftsausschusses zur Situation auf den Werften. Derzeit ruhen die Arbeiten an dem Schwesterschiff der 342 langen "Global Dream". In einem kürzlich veröffentlichten Video der Geschäftsführung an die Belegschaft, das dem NDR vorliegt, hatte Werften-Geschäftsführer Peter Fetten gesagt, er hoffe auf eine "deutsche Lösung". Genting wolle das Schiff unter Umständen weiterbauen, habe aber selbst kein Geld dafür.
SPD-Wirtschaftspolitiker: "Global 2" ermöglicht Arbeit an allen drei Standorten
Nach Worten des SPD-Wirtschaftspolitikers Jochen Schulte ist allein der Weiterbau und die Fertigstellung der "Global 2" dazu geeignet, zeitnah Arbeit an allen drei Standorten auch im Jahr 2022 zu sichern. "Hier sind sowohl Genting Hong Kong und die Geschäftsführung der MV-Werften auf der einen Seite als auch der Bund und seines Bürgschaftsmandatars Euler-Hermes auf der anderen Seite gefordert, die Voraussetzungen für ein erfolgreiches Weiterarbeiten an den drei Standorten zu schaffen."
"Crystal Endeavour" kann bald ausgeliefert werden
Glawe kündigte Verhandlungen des Landes mit dem Bund und der asiatischen Genting-Gruppe an. Die Geschäftsführung des Mutterkonzerns wird in der kommenden Woche in Mecklenburg-Vorpommern erwartet. Zugleich gab der Minister bekannt, dass die in Stralsund liegende Expeditionsjacht "Crystal Endeavor" bereits zu zu 95 Prozent fertiggestellt sei. An der "Global Dream" wird derzeit in Wismar weiter gebaut.
Hoffen auf Kreditzusage
Laut Schulte sollte es bis Ende März Klarheit geben, ob die Werften über den Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) des Bundes unterstützt werden können. Der kaufmännische Geschäftsführer der MV-Werften, Carsten Haake, hatte gegenüber der Belegschaft erklärt, dass derzeit Wirtschaftsprüfer in Wismar dabei seien, ein Gutachten als Entscheidungsgrundlage für den möglichen, rund 500 Millionen Euro umfassenden Kredit des WSF zu erstellen. Dafür sei Genting bereit, "investierte Mittel in Deutschland von insgesamt gut 500 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen - zur Rückzahlung." Das könnte bedeuten, dass zum Beispiel Gebäude und Anlagen der Werften als Sicherheit angeboten werden könnten, wurde gemutmaßt. Ein Teilbetrag des Geldes ist bereits ausgezahlt worden.
1.200 Stellen werden abgebaut
Die MV-Werften hatten jüngst den Abbau von rund 1.200 der rund 3.000 Arbeitsplätze in den Schiffbaubetrieben in Stralsund, Rostock und Wismar angekündigt. Die Anpassung der Belegschaftsstärke an die vorhandene Arbeit sei eine Voraussetzung dafür, dass der Bund auch die restlichen Mittel freigibt, hatte es zuvor geheißen. Verhandlungen über einen sozialverträglichen Stellenabbau und die Einrichtung einer Transfergesellschaft sollen geführt werden. Schulte sagte weiter, dass Überlegungen etwa für einen Plattformbau oder sonstige Schiffsaufträge erst mittelfristig geeignet seien, Arbeit an den Standorten zu sichern oder neu zu schaffen. Laut Geschäftsführer Fetten will Genting in Zukunft nicht nur auf Kreuzfahrtschiffe setzen, sondern auch Marinetanker und Umspann-Plattformen entwickeln.
Opposition: Rasche Entscheidungen müssen her
Der wirtschaftspolitische Sprecher der oppositionellen Linken, Henning Foerster, forderte die Landesregierung auf, eine Marktpotenzialanalyse für die maritime Wirtschaft in MV vorzulegen und daraus eine Strategie für das Land abzuleiten. Kurzfristig müsse die Bundesregierung die Werften unter den Rettungsschirm nehmen, um so Tausende Jobs zu sichern. Die AfD forderte rasche Entscheidungen gerade zum Standort Stralsund mit rund 600 Mitarbeitern für den Fall, dass Genting diesen aufgeben wolle.
