MV-Werften: Demos für Erhalt aller Standorte
Den MV-Werften in Wismar, Rostock und Stralsund droht ein massiver Stellenabbau. An Protestaktionen in Stralsund und Warnemünde beteiligten sich mehrere Hundert Schiffbauer. Die Gewerkschaft IG Metall rief zum Erhalt der Standorte auf - und stellte Forderungen.
Angesichts des angekündigten massiven Arbeitsplatzabbaus bei den MV-Werften haben sich mehrere Hundert Beschäftigte der MV-Werften an Protestaktionen beteiligt. Die IG Metall Küste hatte dazu aufgerufen. In Rostock-Warnemünde versammelten sich am Mittag nach NDR Informationen rund 300 Schiffbauer vor den Werkstoren. Auf Transparenten mit Aufschriften wie "Wenn die Werften sterben, stirbt die Region", machten sie ihrem Unmut Luft. Die Demonstration wurde kurz vor ihrem Ende nach Gesprächen aller Beteiligten aufgelöst. Weil sich mehr als die 150 unter Corona-Schutzbedingungen angemeldeten Teilnehmer versammelt hatte, hatte die Polizei nach eigenen Angaben der Gewerkschaft vorgeschlagen, die Demonstration auf mehrere einzelne, zeitlich versetzte Veranstaltungen mit maximal 150 Teilnehmern aufzuteilen. Dies habe die Gewerkschaft jedoch abgelehnt, so eine Polizeisprecherin.
Autokorso in Stralsund
In Stralsund begann die Demonstration vor den Werkstoren mit einem Autokorso, an dem sich laut Beobachtern rund 200 Wagen beteiligten. Von dort ging es zum Marktplatz der Hansestadt. Die Demo stand unter dem Motto "Stralsund braucht die Werft". Der IG-Metall-Geschäftsführer von Stralsund-Neubrandenburg, Guido Fröschke, forderte, dass der Standort als vollständige Werft und nicht nur als Konstruktionsstandort erhalten bleiben müsse. Von den derzeit rund 530 Stellen in Stralsund sollen laut IG Metall Küste 400 wegfallen. Laut Gewerkschaft gibt es Pläne, dort lediglich eine Konstruktionsabteilung mit einer Rumpfmannschaft zu behalten, sofern keine Folgeaufträge an Land gezogen werden.
Gewerkschaft fordert Hilfe für Entlassene und neue Aufträge
Insgesamt sollen rund 1.200 Stellen an den Werft-Standorten in Wismar, Rostock-Warnemünde und Stralsund abgebaut werden. Dagegen regt sich nun massiver Protest. Seit Monaten ist die Zukunft der Werftstandorte ungewiss und die Ängste der Beschäftigten wachsen. Die IG Metall fordert, dass der Bund zügig Geld aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds bereitstellt und dass die Kurzarbeiterregelung verlängert wird. Die Politik solle zudem dabei helfen, Aufträge zu generieren, und für Beschäftigte, die ihren Arbeitsplatz verlieren, solle genügend Geld für Transfergesellschaften gegeben werden.
IG Metall will nach Pandemie mit grüner Schifffahrt durchstarten
Die Gewerkschaft verweist zudem auf künftige Marktchancen: "Wir müssen es irgendwie schaffen, dass wir Brücken bauen, Zeit gewinnen", sagte Heiko Messerschmidt, Sprecher der IG Metall Küste. Die Werften und die Zulieferindustrie müssten gehalten werden, "damit wir dann wieder durchstarten können auf den Werften im Schiffbau in Mecklenburg-Vorpommern." Er rechne damit, dass der Kreuzfahrtmarkt wieder anziehen werde. Daneben gehe es unter anderem darum, "die grüne Schifffahrt als Chance zu nutzen", mit klimaneutralen oder klimafreundlichen Antrieben. Messerschmidt ist sich sicher: "Das ist die Zukunft des Schiffbaus" auch wegen sich verschärfender Vorgaben.
Genting-Geschäftsführung kommt nach MV
Die Werften werden am Freitag auch den Landtag in Schwerin beschäftigen. Weitere Gespräche sind anberaumt, wenn in der kommenden Woche die Geschäftsführung des Mutterkonzerns Genting die Werftstandorte in Mecklenburg-Vorpommern besucht. Vergangene Woche hatte die Werftenleitung die Beschäftigten darüber informiert, dass mehr als ein Drittel der rund 3.000 Stellen auf den MV Werften mit Standorten in Wismar, Warnemünde und Stralsund zur Disposition steht. Der Mutterkonzern Genting Hongkong, der die Werften 2016 übernommen hatte, war im Zuge der Corona-Pandemie in Schwierigkeiten geraten.
