Coronavirus: "Bereiten uns auf ersten Fall vor"
Während es in Bayern seit Kurzem die ersten bestätigten Fälle von Patienten mit Corona-Virus in Deutschland gibt, laufen in Kliniken Mecklenburg-Vorpommerns die Vorbereitungen für mögliche Verdachtsfälle im Nordosten weiter. "Wir bereiten uns intensiv auf den ersten Fall vor", sagte der Chef-Hygieniker der Universitätsmedizin Greifswald, Nils-Olaf Hübner, im NDR Nordmagazin. Dabei komme dem Klinikum entgegen, dass es sich schon seit Monaten auf die bevorstehende Grippewelle vorbereite. "Diese Maßnahmen intensivieren wir und passen sie für das neue Virus an", so Hübner.
Verdachtsfälle werden isoliert
Man wolle Patienten mit Symptomen, die in den vergangenen zwei Woche in China waren, frühzeitig erkennen. Wer in Sorge sei, sich möglicherweise mit dem Corona-Virus angesteckt zu haben, solle dies dem Klinikum frühzeitig mitteilen, damit im Krankenhaus die nötigen Vorkehrungen getroffen werden könnten, so Hübner. "Dazu gehört, dass wir eigene Diagnostik-Kapazitäten aufbauen, um dieses Virus vor Ort diagnostizieren zu können und eigene Tests zu haben." Schon jetzt würden Patienten mit Atemwegsinfektionen, die in die Notaufnahme kommen, abgetrennt von Patienten, die das nicht haben. Eventuelle Coronavirus-Verdachtsfälle würden in eigens eingerichteten Isolierzimmern in der Notaufnahme untergebracht.
Rostocker Tropenmediziner empfiehlt Grippeschutzimpfung
Der Rostocker Tropenmediziner Professor Emil Reisinger rief die Menschen zur Grippeschutzimpfung auf. Die Symptome beider Infektionskrankheiten seien so ähnlich, dass jeder Verdachtsfall zur Aufnahme in eine Isolationsstation führen könne, so Reisinger. Da Aufenthalte auf der Isolierstation immens teuer seien, könnten Menschen helfen, diese Kosten zu sparen, wenn sie sich gegen die Grippe impfen lassen. Hintergrund sei, dass es Anzeichen dafür gebe, dass eine Grippewelle im Anmarsch sei. Eine Impfung würde deshalb nicht nur dazu beitragen, dass Kosten eingespart werden, sondern würde die Menschen vor einer schweren Erkrankung bewahren.
Mecklenburg-Vorpommern für Einzelfälle gut gewappnet
Sollten Krankheitsfälle tatsächlich auch in Deutschland auftreten, sieht Reisinger Deutschland gut aufgestellt. "Wenn ein Gesundheitssystem mit so einer Situation fertig wird, dann ist es das deutsche." Auch Mecklenburg-Vorpommern sei gut vorbereitet: Es gebe eine gute Zusammenarbeit mit dem Landesgesundheitsamt und vielen anderen Krankenhäusern. Zudem seien Notfallpläne für Pandemien in den vergangenen Jahren vorbereitet worden. "Es ist aber alles eine Frage der Menge: Wenn besonders viele Fälle auftreten, könnte es Probleme geben. Bei Einzelfällen sind wir gewappnet, diese adäquat zu versorgen."
Keine Auswirkungen für Webasto-Werk in Neubrandenburg
Die jüngsten Infektions-Fälle in Bayern betreffen Mitarbeiter des Automobilzulieferers Webasto. Einer hatte sich während einer internen Schulung bei einer chinesischen Kollegin angesteckt. Auch die anderen Fälle stehen damit offenbar im Zusammenhang. Webasto, das auch ein Werk in Neubrandenburg hat, schloss als Reaktion seine Zentrale im bayerischen Stockdorf. Die Firmenleitung sagte alle Dienstreisen ins In- und Ausland ab, für Reisen nach China gilt sogar eine Reisesperre von vier Wochen Weitere Maßnahmen würden je nach Lage getroffen, hieß es. Derzeit werde ermittelt, welche Kollegen mit den Infizierten in Kontakt waren. Ob unter den 500 Webasto-Mitarbeiter in Neubrandenburg Betroffene sind, ist derzeit nicht bekannt.
Robert-Koch-Institut schätzt Risiko für Deutschland gering ein
Laut Robert-Koch-Institut ist das Risiko der Bevölkerung, sich mit dem Corona-Virus anzustecken, trotz des ersten Falls in Bayern eher gering. In China ist die Zahl der Erkrankungen hingegen weiter gestiegen. Inzwischen liegt die offizielle Zahl der Erkrankungen in der Volksrepublik bei knapp 6.000 und damit höher als während der Sars-Epidemie der Jahre 2002 und 2003. Die Zahl der Todesfälle stieg um weitere 26 auf 132, wie die chinesische Regierung am Mittwoch mitteilte.
Außenministerium bereitet Evakuierungen vor
Das Bundesaußenministerium appellierte an Personen, die verreisen wollen, sich über die Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes zu informieren und nicht zwingend notwendige Reisen abzusagen. Eine Rückholaktion für Staatsangehörige aus betroffenen Gebieten werde vorbereitet, hieß es am Montagabend.
