Blaue Blüte der vierblättrigen Einbeere © NDR Foto: Franziska Drewes

Vierblättrige Einbeere: Die Schöne und der Wald

Stand: 14.07.2022 13:34 Uhr

Die Vierblättrige Einbeere ist Blume des Jahres 2022. Weil die Loki Schmidt Stiftung findet: Sie ist eine besonders schützenswerte Art. Sie liebt naturnahe Wälder, von denen es immer weniger gibt.

von Franziska Drewes

Im Plauer Stadtwald, direkt an einem Wanderweg, hat sich die Vierblättrige Einbeere prachtvoll ausgebreitet. Udo Steinhäuser ist gern hier und schaut sich die Pflanze an. "Die Einbeere hat einen Stiel und obendrauf stehen quirlig vier Blätter und über diesen vier Blättern steht eine einzige Beere, die jetzt auch tiefblau aussieht, wie eine Blaubeere nur etwas größer. Das ist für mich als botanisch interessierter Mensch etwas Hochästhetisches und Ungewöhnliches". Im Mai blüht die Einbeere. Dann sieht sie aus wie ein funkelnder Stern. Auch während dieser Zeit ist Udo Steinhäuser oft im Plauer Stadtwald unterwegs. Dieser zeigt an, dass hier noch Vieles stimmt.

Plauer Stadtwald bietet optimale Bedingungen

Udo Steinhäuser arbeitet im Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie. Er ist für die Naturparks in Mecklenburg-Vorpommern zuständig und weiß, dass die Vierblättrige Einbeere in allen Regionen des Landes wächst, allerdings nur in Laubwäldern und nur da, wo die Bedingungen stimmen, so wie im Plauer Stadtwald. "Wir haben hier einen sehr fruchtbaren Boden, der der Eiszeit geschuldet ist. Hier stocken die Buchen, wo es feucht ist die Erlen und die Esche. Die Erle im wirklichen Moorboden, die Esche im staunassen mineralischen Boden und die Buche auf dem Lehmboden zusammen mit dem Ahorn". Der Plauer Stadtwald ist ein Naturschutzgebiet, der mittlerweile nur noch schonend forstwirtschaftlich genutzt wird.

Naturnahe Wälder fehlen als Lebensraum

Die meisten Wälder, bundes- und landesweit, werden bewirtschaftet, um Holz zu ernten. Oft fehlt es an Altholzbeständen. Totholz ist aber wichtig, da es wieder Leben schafft. Im Naturschutzgebiet Plauer Stadtwald wurden Altholzinseln geschaffen, erzählt Udo Steinhäuser. "Der NABU hat hier einhundert, wenn man so will, eigene Bäume, die alt werden dürfen. Und das alles trägt zur Artenvielfalt bei". Ausdruck dessen ist auch die Vierblättrige Einbeere, die in solchen historischen naturnahen Wäldern ausreichend Ruhe und Schatten findet. Das mag die Pflanze.

Tiere als Samentransporteure

Die kleine Waldblume mit ihrer tiefblauen Beere ist ungenießbar. Sie zieht trotzdem die Tiere an, die ihre Samen verteilen. Vor allem Insekten sind es, die diese Aufgabe übernehmen. Wird die Pflanze gefressen, so wird sie unverdaut wieder ausgeschieden.

Wundermittel und Heilpflanze

Zwei Blüten der vierblättrigen Einbeere © NDR Foto: Udo Steinhäuser
Die Pflanze mag naturnahe Wälder mit Ruhe und Schatten.

Früher wurde die Pflanze in der Volksmedizin eingesetzt, etwa bei Nervenleiden oder gegen die Pest. Mithilfe der Beeren wurde auch eine Paste hergestellt, die auf Wunden gegeben wurde, um zu hoffen, dass diese besser heilen. Dennoch, Udo Steinhäuser rät jedem davon ab, die Pflanze zu essen. "Sie soll für uns eine Augenweide sein und das Auge satt machen aber mehr bitte nicht!" Udo Steinhäuser wünscht sich, dass künftig mehr Einbeeren im Land wachsen. Er möchte eine Lanze brechen für die Blume des Jahres und für ihren Lebensraum: naturnahe Laubwälder.

Loki Schmidt, die 2010 verstorbene Ehefrau des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt, rief die Aktion Blume des Jahres 1980 ins Leben. Die Loki Schmidt Stiftung will damit auf Wildpflanzen hinweisen, die vom Aussterben bedroht sind. Im vergangenen Jahr trug der Große Wiesenknopf den Titel.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | 21.10.2020 | 15:00 Uhr

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