AfD streitet um ihren Vorsitzenden Holm
Die AfD will bei der Bundestagswahl den Vorpommern-Wahlkreis von Kanzlerin Angela Merkel erobern. Doch bei der Nominierung ihres Kandidaten stolpert die Partei erneut über alte Konflikte und neue Streitigkeiten.
Die AfD im Dauerzoff: Parteiinterne Gegner machen wieder einmal Stimmung gegen den Landesvorsitzenden und Bundestagsabgeordneten Leif-Erik Holm. Sie wollen Holms Wahl zum Direktkandidaten im Bundestags-Wahlkreis Vorpommern-Rügen/Vorpommern-Greifswald I für ungültig erklären. Die Begründung dafür: Angeblich hat ein Mitglied abgestimmt, das gar nicht mehr Mitglied gewesen ist.
Holm-Gegner mit Vergangenheit im Neo-Nazi-Milieu
Bei dem Wahlergebnis ist der Vorwurf keine Kleinigkeit: Denn Holm konnte sich Mitte des Monats in Grimmen nur äußert knapp gegen seinen Gegenkandidat Dario Seifert durchsetzen - mit 51 zu 49 Stimmen. Es sind vor allem die Anhänger seines Widersachers Seifert aus dem Kreisverband Vorpommern-Rügen, die auch nach der Wahl Stimmung gegen Holm machen. Sie werfen ihm Nichtstun und unfairen Umgang mit Kritikern vor. Politisch stehen die Holm-Gegner für einen völkisch-nationalistischen Kurs: Der 26-jährige Seifert hatte eine Vergangenheit im Neo-Nazi-Milieu in Stralsund, auch aktuell sympathisiert er in sozialen Medien mit dem rechtsextremen Flügel der AfD.
Ungültige Wahl?
Zu den Seifert-Unterstützer wird auch Thomas Naulin gezählt, der Ex-Polizist war Wahlleiter in Grimmen und er verschickte sechs Tage danach eine E-Mail an alle wichtige Leute in der Partei - mit einer deutlichen Mahnung: "Wir sind Rechtsstaatspartei und haben Satzungen, an die wir uns halten müssen. Hier darf nicht der Eindruck von Mauscheleien entstehen." Konkret meinte Naulin, eine Frau, die in Grimmen abgestimmt habe, sei gar kein Mitglied. Denn sie habe keine Partei-Beiträge bezahlt. Jetzt sollte das "weitere Vorgehen" abgestimmt werden. Er als Wahlleiter müsse die Wahl deshalb für ungültig erklären - auch nachträglich.
Holm: Sachlich falsche Begründung
"Mumpitz" sei das, erklärte Holm. Naulin könne als Wahlleiter nicht nachträglich die Wahl einfach für ungültig erklären. Außerdem sei die Begründung auch sachlich falsch. Denn die Frau habe ihre Mitgliedsbeiträge zwar nicht - wie üblich - an den Bundesverband gezahlt, aber auf das Konto des Kreisverbandes. Als der Irrtum bemerkt worden sei, sei die Frau wieder ganz normal in den Mitgliederlisten geführt worden. Holm vermeidet es aber, seinen Gegner klare Kante zu zeigen, "das sei ein durchschaubarer Versuch einiger Leute, hier ein knapper, aber demokratisches Ergebnis rückgängig zu machen."
Seifert äußert sich nicht
Parteiintern wird dem Vorstoß der Holm-Gegner kaum eine Chance eingeräumt. Der AfD-Bundesvorstand, so heißt es, werde sich die Sache anschauen und dann sehr wahrscheinlich entscheiden, dass die Nominierung Holms nicht wiederholt werden muss. Holms Gegner Seifert hält sich derweil zurück. Er wolle sich nicht äußern, sagte Seifert, meinte auf Anfrage: "Die Vorwürfe werden derzeit intern geprüft und hoffentlich zeitnah aufgeklärt."
