WM in Katar - Vorfreude oder Boykott?
Die Fußball-Weltmeisterschaft der Männer in Katar ist umstritten. Fans stehen vor der Entscheidung: WM schauen oder nicht? Wie gehen Sie mit dem Thema um? In der NDR Info Redezeit sowie in einem Livetream konnten Sie sich beteiligen.
In dem islamischen Staat werden die Rechte von Frauen und sexuellen Minderheiten nicht geachtet, prangern Kritiker an. Zudem ist die Lage der Arbeitsmigranten prekär, beim Bau der WM-Stadien ist es zu tödlichen Unfällen gekommen. Die WM werde instrumentalisiert "zum Zwecke des Sportswashing", mahnt etwa die Evangelische Kirche in Deutschland. Katar selbst weist Kritik am Umgang mit Arbeitnehmer- und Menschenrechten zurück und verweist auf eigene Reformen.
Am Dienstag war Ihre Meinung in der NDR Info Redezeit gefragt: "WM in Katar - Kann man noch unbeschwert Fußball schauen?"
Bereits am Montagabend bestand bei einem Livestream von NDR Info die Möglichkeit, die Diskussion über die Situation in Katar zu verfolgen und auf dem NDR Info-Facebook-Kanal zu kommentieren.
WM in sozialen Medien viel diskutiertes Thema
Auf den Social-Media-Kanälen von NDR Info werden seit Tagen Themen rund um die WM in Katar heftig diskutiert. Es gibt viele Userinnen und User, die sich daran stören, unter welchen Bedingungen das Turnier laufen wird, und die sich die Spiele nicht angucken wollen.
Idee: Ausgewählte Spiele gegen Spenden schauen
Die Medizinethikerin Alena Buyx beispielsweise lässt ihre Söhne die Spiele gucken, dafür müssen sie spenden. "Meine Söhne werden sich ausgewählte WM-Spiele anschauen", sagte Buyx im Podcast "Apokalypse & Filterkaffee". Sie hätten sich entschieden, dass sie für jedes geguckte Spiel eine Spende machen werden. "Für welche Menschenrechtsorganisation bestimmen sie." So sucht die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats im Privaten einen Mittelweg. Denn wegen der Menschenrechtsverstöße in Katar haben viele Menschen Bedenken, sich das Turnier, das am 20. November startet, unbeschwert anzusehen.
Kaum Pläne für Public Viewing
In diesem Jahr verzichten viele Veranstalter und Kneipen-Besitzer in Deutschland auf das sonst so beliebte Public Viewing. Auch der Norden hält sich bedeckt. So hatte die Stadt Kiel frühzeitig beschlossen, Public-Viewing-Pläne nicht zu unterstützen. "Die Kieler Ratsversammlung schließt sich der vielfach geäußerten Kritik an, dass die Fußball-Weltmeisterschaft nicht nach Katar hätte vergeben werden sollen", heißt es in dem Beschluss.
Die Hamburger Bergmanngruppe, die zuletzt zur Weltmeisterschaft 2018 das Fanfest auf dem Heiligengeistfeld organisiert hatte, plant ebenfalls kein Public Viewing. "Sich im Rahmen dieser doch sehr kontroversen Winter-WM als Veranstalter zu präsentieren, kommt für uns nicht infrage", sagte eine Sprecherin. Eine WM mitten in der deutschen Vorweihnachtszeit, Spiele, die teils bereits am Vormittag deutscher Zeit laufen - auch das empfinden viele als unpassend.
Fan-Initiative ruft zum Boykott auf
Bundesweit haben sich rund 100 Gaststätten dem Aufruf der Fan-Initiative "#BoycottQatar2022" angeschlossen, bei ihnen ist während der WM Sendepause. "Es geht auch darum, ein Statement zu setzen", sagt Fabian Spannhut, Wirt der Hamburger Kneipe "Grete".
Die HSV-Supporters, die organisierten Fans und damit die größte Abteilung des HSV, wollen die WM nicht einfach boykottieren, sondern haben gemeinsam mit dem Förderkreis Nordtribüne ein Alternativprogramm entwickelt. Dabei werden die 65.000 Mitglieder aufgefordert, Mannschaften aus anderen Bereichen bei ihren Spielen zu unterstützen, statt sich die Spiele in Katar anzusehen.