VIDEO: NDR Info live: Lohnt sich der Umstieg aufs E-Auto? (18 Min)

E-Auto oder Verbrenner: Was ist besser fürs Klima?

Stand: 06.07.2023 13:03 Uhr

Einer Umfrage von #NDRfragt zufolge wollen sechs von zehn Teilnehmenden derzeit kein Elektroauto kaufen. Ein Grund: Zweifel an der Klimabilanz. Sind die Vorbehalte berechtigt?

Ein Elektroauto wird an einer Ladesäule in Hamburg aufgeladen. © picture alliance / Bildagentur-online/Ohde
Beitrag anhören 5 Min

von Nicolas Lieven

Es sind weiterhin vor allem die vergleichsweise hohen Preise, die Menschen offenbar vom Kauf eines Elektroautos abhalten. Der Preis wird in der Umfrage an Rang eins als Begründung genannt. Aber es ist auch die Reichweite und die mangelnde Lade-Infrastruktur - und vielen Leuten ist der Strom auch zu teuer.

Allerdings ist das Ergebnis der Umfrage nicht repräsentativ, weil der NDR lediglich in der #NDRfragt-Community gefragt hat. Mitgemacht haben 13.000 Leute.

Wie klimaschonend sind Elektroautos wirklich?

Dabei gab es auch überraschende Ergebnisse - zum Beispiel, dass die Mehrheit der Befragten nicht daran glaubt, dass E-Autos besser sind für die Umwelt als Verbrenner. Die Zweifel an der positiven Umweltbilanz von Elektroautos sind also groß. Das deckt sich mit anderen Einschätzungen: Denn wie klimaschonend ein E-Auto ist, hängt von vielen Kriterien ab. Unter anderem davon, ob man das E-Auto mit Ökostrom oder Strom aus einer eigenen Photovoltaik-Anlage betreibt - oder ob man den üblichen Strom-Mix nutzt, der zu fast 50 Prozent aus fossiler Energie besteht. Unbestritten ist aber auch: Wer will, der kann ein E-Auto frei von Kohlendioxid-Emissionen betreiben. Das ist mit einem Verbrenner-Fahrzeug nicht möglich.

Weitere Informationen
Ein Symbol eines Elektroautos markiert einen Parkplatz neben einer E-Ladesäule. © picture alliance/dpa Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Umfrage: Mehrheit würde kein E-Auto kaufen

#NDRfragt: Mehr als die Hälfte hält E-Autos für nicht umweltfreundlicher als den Verbrenner. mehr

Größe des Fahrzeugs ist wichtiger Teil der Rechnung

Wenn man sich die gesamte Umweltbilanz ansieht, ist auch die Größe des Fahrzeugs von Bedeutung. Der Ressourcenverbrauch sinkt erheblich, wenn es um einen kleinen "Cityflitzer" geht. Ganz anders sieht die Bilanz bei einem SUV mit zweieinhalb Tonnen Gewicht und 600 PS-Motor aus. Wobei auch hier gilt: Ein E-Auto hat Vorteile, gerade in großen Städten, weil es ohne Auspuffgase unterwegs ist, ohne Stickstoffdioxid-Emissionen und auch leiser ist als ein Verbrenner-Auto.

Der Tankstutzen eines E-Autos © Colourbox Foto: alho007
AUDIO: Umfrage: Sechs von zehn Teilnehmenden wollen kein E-Auto (7 Min)

EU: Wiederverwertbarkeit von Batterie-Bestandteilen muss besser werden

E-Autos sind allerdings auch abgesehen vom verwendeten Strom-Mix nicht emissionsfrei. Feinstaub etwa fällt auch bei Elektroautos durch Bremsen- und Reifenabrieb an. Ein anderes wichtiges Thema ist der Einsatz von Rohstoffen bei der Herstellung der Autos und die Frage, ob diese später wiederverwendet werden können, wenn das Auto nicht mehr im Verkehr ist. Die Quoten liegen bei 85 bis 95 Prozent - bei allen Autos, auch bei E-Autos. Bei diesen stehen vor allem die Batterien im Fokus, wo die Quote aktuell noch nicht so hoch ist. Bei Batterie-Bestandteilen wie Lithium, Kobalt, Nickel und Kupfer liegt die Wiederverwertbarkeitsquote derzeit etwa bei 50 Prozent. Die Quote muss in Zukunft deutlich steigen - die EU fordert ab 2031, dass 80 bis 95 Prozent der Batterie-Bestandteile wiederverwertet werden können.

Weitere Informationen
Ein Mitarbeiter entnimmt Batteriemodule aus einer ausgedienten Batterie eines Elektroautos im Batterie-Recycling im VW-Werk Salzgitter. © picture alliance/dpa | Julian Stratenschulte Foto: Julian Stratenschulte

E-Auto-Produktion: In Emden soll Lithium-Raffinerie entstehen

Die Anlage soll genügend Lithium für Batterien von 850.000 E-Fahrzeugen liefern. Unterstützung gibt es vom Land. (29.06.2023) mehr

E-Auto-Batterien sind umweltschädlich - Ölförderung aber auch

Auch die Frage, woher die Batterie-Bestandteile kommen, spielt eine Rolle bei der Umwelt- und Sozialverträglichkeits-Bilanz von E-Autos. Denn die Rohstoffe kommen zu großen Teilen aus Ländern, wo sie unter schlechten Bedingungen gewonnen werden. Kobalt etwa kommt vornehmlich aus dem Kongo, Lithium teils aus China. Andererseits ist aber auch die Ölförderung - inklusive Fracking - für konventionelle Fahrzeuge alles andere als umweltschonend. In Zukunft könnten zudem neue Batterietypen an Bedeutung gewinnen, die ohne Lithium und Kobalt auskommen.

Sind Elektroautos nun besser oder nicht?

Alles in allem betrachtet, sind E-Autos dennoch schon heute klimafreundlicher als Verbrenner. Zwar nicht sofort, wenn man einen Neuwagen kauft, aber über die gesamte vermutliche Laufzeit des Wagens. Wobei sich auch da die Situation stetig verbessert. In eine Studie des ADAC hieß es noch vor vier Jahren, dass Elektroautos erst nach rund 120.000 gefahrenen Kilometern klimafreundlicher seien als Benziner. Vor wenigen Monaten wurde diese Studie erneuert. Nun heißt es darin, dass E-Autos nach 50.000 Kilometern klimafreundlicher seien, bei der Verwendung von Ökostrom bereits nach 25.000 Kilometern.

Abschließend ist aber auch wichtig: Individualverkehr wird nie die umweltschonendste Lösung sein. Wirklich notwendig sind neue Mobilitätskonzepte mit mehr öffentlichen Verkehrsmitteln und wirklich umweltschonenden Verkehrsmitteln wie Fahrrädern.

Weitere Informationen
NDR Info live Moderatorin Monika Niedzieski (l.) mit Lisa Göllert von #NDRfragt. © NDR

NDR Info live: Lohnt sich der Umstieg aufs E-Auto?

Beim Verbrenner bleiben oder auf Elektromobilität umsteigen? Im NDR Info Livestream haben Experten bei der Entscheidung geholfen. mehr

Ein E-Auto wird an einer Ladesäule aufgeladen. © picture alliance/dpa | Carsten Koall Foto: Carsten Koall

Je reicher eine Region, desto mehr Elektroautos gibt es

Die Städte mit dem größten Anteil von E-Autos in Niedersachsen sind VW-Standorte und haben mit die höchsten verfügbaren Einkommen. mehr

Ein E-Auto beim Laden. © Colourbox Foto: Patrick Daxenbichler

Elektroauto gebraucht kaufen: Tipps für Verbraucher

Benötigte Reichweite, verfügbare Ladestationen, Zustand der Batterie: Das sollten Käufer von gebrauchten E-Wagen beachten. mehr

Eine Ladesäule wird in Essen (Oldenburg) vor Pressevertretern in Betrieb genommen. © NDR Foto: Thomas Schwierzi

Günstig Elektroauto laden und CO2 einsparen? Ein Feldversuch

Im Landkreis Cloppenburg wird getestet, wie intelligentes Laden Verbrauchern, Stromnetzen und Umwelt zugutekommt. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Wirtschaft | 06.07.2023 | 08:42 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Umweltpolitik

Strom

Energiewende

Straßenverkehr

Ein Smartphone mit einem eingeblendeten NDR Screenshot (Montage) © Colourbox Foto: Blackzheep

NDR Info auf WhatsApp - wie abonniere ich die norddeutschen News?

Informieren Sie sich auf dem WhatsApp-Kanal von NDR Info über die wichtigsten Nachrichten und Dokus aus Norddeutschland. mehr

Eine Frau schaut auf einen Monitor mit dem Schriftzug "#NDRfragt" (Montage) © Colourbox

#NDRfragt - das Meinungsbarometer für den Norden

Wir wollen wissen, was die Menschen in Norddeutschland bewegt. Registrieren Sie sich jetzt für das Dialog- und Umfrageportal des NDR! mehr

Mehr Nachrichten

Zahlreiche Menschen feiern am Hachmannplatz am Hauptbahnhof den Sturz von Syriens Machthaber Assad. © dpa bildfunk Foto: Bodo Marks

Freude über Umsturz in Syrien: Friedliche Kundgebungen im Norden

In mehreren Städten in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und MV sowie in Hamburg ist am Sonntag das Ende des Assad-Regimes gefeiert worden. Tausende Menschen gingen auf die Straßen. mehr