Lockdown-Regelung an Hamburgs Schulen sorgt für Kritik
Während im Süden Deutschlands Schulen wegen Corona dicht bleiben, können Schülerinnen und Schüler in Hamburg auf Wunsch der Eltern weiter zur Schule gehen oder am Fernunterricht teilnehmen. Nicht nur die Opposition kritisiert das.
CDU-Schulexpertin Birgit Stöver sprach am Montag von einem "falschen Signal". Am Sonntag hätten die Ministerpräsidenten und die Bundeskanzlerin verabredet, dass die Schulen in Deutschland ab Mittwoch grundsätzlich geschlossen oder auf Präsenzunterricht möglichst verzichtet werden solle, sagte Stöver.
"Nicht im Geiste der Vereinbarung"

Nach Auffassung der Linken-Politikerin Sabine Boeddinghaus ist der Hamburger Weg "nicht im Geist dieser Vereinbarung und das Gegenteil einer Notbetreuung". Eltern und Schulen seien bei der Umsetzung auf sich allein gestellt, kritisierte Boeddinghaus. "Die Behörde sitzt auf der Tribüne. So geht verantwortungsvolles und präventives Regieren nicht." Sie warf dem Senat vor, "Eltern und Schulen den Schwarzen Peter" zuzuspielen.
Kritik auch aus den Schulen
Die Vereinigung der Schulleitungen der Stadtteilschulen und der Verband der Schulen des gemeinsamen Lernens kritisierten ebenfalls den Senat und forderten einen "Masterplan für die Schule in Pandemiezeiten". Die Aufhebung der Präsenzpflicht und die damit verbundenen Vorgaben erschwerten die Situation in den Schulen und ließen "weder Plan noch Ziel erkennen", hieß es am Montag in einer Erklärung. "Notwendig ist aus unserer Sicht ein klarer, verlässlicher Kurs."
Senat verteidigt sich
Der Senat verteidigte am Dienstag seine Entscheidung bei der Landespressekonferenz. Es gebe viele Menschen in der Stadt, die wichtige Aufgaben für alle anderen erfüllen, sagte Senatssprecher Marcel Schweitzer. "Zum Beispiel die Supermarkt-Kassiererin oder der Labor-Mitarbeiter." Wenn diese im Lockdown keine Kinderbetreuung organisieren können, sei es eine gesellschaftliche Aufgabe, das zu organisieren - sprich: Die Schulen und Kitas offenzulassen. Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) ergänzte: Er wisse, dass viele Eltern das Angebot schätzen würden, selbst entscheiden zu können, ob sie ihr Kind bis zu den Ferien in die Schule schicken.
Anwesenheit soll verbindlich abgefragt werden
Der rot-grüne Senat hatte am Sonntag beschlossen, dass die Türen der Schulen in Hamburg grundsätzlich bis zu den Weihnachtsferien geöffnet bleiben. Allerdings wurde die Anwesenheitspflicht ab Mittwoch zunächst bis zum 10. Januar ausgesetzt. Eltern und volljährige Schüler sollen sich nun verbindlich festlegen, ob sie oder ihre Kinder trotz Lockdowns zur Schule gehen - und zwar wochenweise, wie aus einem am Montag veröffentlichten Schreiben von Landesschulrat Thorsten Altenburg-Hack an die Schulleitungen vorgeht.
Präsenzunterricht soll die normale Länge haben
Bis Dienstag finde noch regulärer Unterricht statt. "Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler bereiten in dieser Zeit den Fernunterricht für die Tage vom 16. bis 18. Dezember 2020 sowie vom 05. bis 08. Januar 2021 vor und klären, welche Schülerinnen und Schüler Fernunterricht bzw. Präsenzunterricht erhalten", schrieb der Landesschulrat. Der Präsenzunterricht solle während des Lockdowns quantitativ die übliche Zeit umfassen. Qualitativ müsse er "nicht dem regulären Unterricht nach Stundentafel entsprechen", aber deutlich über eine reine Notbetreuung hinausgehen, heißt es weiter in dem Schreiben.
