Andy Grote (SPD), Hamburgs Innensenator, spricht während einer Landespressekonferenz.

Hamburg: Kriminalität geht im Corona-Jahr weiter zurück

Stand: 02.02.2021 19:24 Uhr

Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD), Polizeipräsident Ralf Martin Meyer und LKA-Chef Mirko Streiber haben am Dienstag die jährliche Kriminalstatistik vorgestellt. Insgesamt ist die Kriminalität im vergangenen Jahr um 3,5 Prozent auf rund 200.000 Fälle zurückgegangen - und damit auf den niedrigsten Stand seit 1979.

Es seien 203.536 Straftaten registriert worden, nach 210.832 im Jahr 2019, teilte die Polizei mit. Die Aufklärungsquote stieg von 46,7 auf 47,7 Prozent. "Das zurückliegende Jahr war auch für die Polizei ein absolutes Ausnahmejahr", sagte Innensenator Grote. Die Corona-Pandemie habe der Kriminalitätsentwicklung einen deutlichen Stempel aufgedrückt.

Weniger Einbrüche und Taschendiebstahl

"Mehr Abstand, Kontaktreduzierung, keine großen Veranstaltungen - das hat zu Rückgängen geführt, unter anderem bei Taschendiebstählen. Es hat aber auch zu weniger Wohnungseinbrüchen geführt, weil bestimmte Tätergruppen weniger reisen konnten und die Menschen mehr zu Hause waren." Konkret ging die Zahl der Wohnungseinbrüche um 20,2 Prozent zurück, die Zahl der Taschendiebstähle um 22,7 Prozent.

Mehr Fahrräder geklaut

Andy Grote (SPD), Hamburgs Innensenator, spricht während einer Landespressekonferenz.
"Das zurückliegende Jahr war auch für die Polizei ein absolutes Ausnahmejahr", sagte Innensenator Andy Grote (SPD).

Dagegen stieg die Zahl der Fahrraddiebstähle um 20,7 Prozent auf 14.500 Fälle. Meyer erklärte dies mit vermehrten Tatgelegenheiten: Der Radverkehr habe in Hamburg im vergangenen Jahr um 33 Prozent zugenommen. Die Räder würden vor allem im öffentlichen Raum gestohlen. Die Aufklärungsquote liege zwischen drei und vier Prozent. LKA-Chef Streiber appellierte an die Besitzer und Besitzerinnen, ihr Gefährt codieren zu lassen.

Mehr Betrugsfälle im Internet

Der Onlinebetrug stieg um etwa 1.100 Fälle auf rund 9.400. Das liegt laut Streiber vor allem an der vermehrten Nutzung des Internets für alltägliche Dinge. "Zur Meidung von Geschäften und Banken werden Transaktionen online vorgenommen und das ist natürlich auch für Straftäter interessant", sagte Streiber.

Für Dennis Gladiator (CDU) muss die Polizei besser im Kampf gegen Internetkriminalität ausgestattet werden. Das Risiko für Täter erwischt zu werden, sei sehr gering. Das sieht Dirk Nockemann von der AfD ähnlich. SPD-Politiker Sören Schumacher will verstärkt auf Aufklärung setzen.

Starker Anstieg bei Vergewaltigungen

Besonders auffällig in der aktuellen Statistik: Die Zahl der Vergewaltigungen und schweren sexuellen Übergriffe stieg um 35,9 Prozent auf 295 Fälle. Streiber führte dies vor allem auf eine stärkere Anzeigebereitschaft zurück.

Partnerschaftsgewalt nahm zu

Während die Gewaltkriminalität insgesamt leicht um 2,4 Prozent sank, erfasste die Polizei 9 Prozent mehr Opfer von Partnerschaftsgewalt. "Dabei handelt es sich um 78 Prozent weibliche Personen", sagte Streiber. "Die Geschädigten wurden in der überwiegenden Mehrzahl Opfer einfacher Körperverletzung." Grünen-Fraktionschefin Jennifer Jasberg nannte die Zahlen bedrückend. Auch Deniz Celik von den Linken ist besorgt und spricht von dringendem Handlungsbedarf.

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 02.02.2021 | 15:00 Uhr

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