Ein Baukran steht neben einem Neubau mit Wohnungen in Hamburg. © picture alliance / dpa Foto: Daniel Bockwoldt

Wohnungsbau: Verbände zweifeln an Ziel des Hamburger Senats

Stand: 28.04.2022 19:49 Uhr

Der Hamburger Senat will jedes Jahr 10.000 Wohnungen bauen. Doch erschwerte Rahmenbedingungen für die Baubranche gefährden das Ziel, wie bei einem sogenannten Wohngipfel des Bündnisses für Wohnen deutlich wurde.

Nach der Beratung mit Vertreterinnen und Vertretern der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft erklärte die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen am Donnerstag: "Auch weiterhin hält der Senat an dem Ziel fest, jährlich 10.000 Wohnungen zu genehmigen, mit einem Anteil von 35 Prozent geförderten Wohnungen." Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) fügte jedoch hinzu: "Die aktuellen Entwicklungen in der Bauwirtschaft sind besorgniserregend." Andere Teilnehmende des Wohngipfels bezeichneten sie als "dramatisch".

Steigende Preise, Lieferprobleme, fehlende Fachkräfte

Steigende Energiepreise, Lieferprobleme, Rohstoffmangel und fehlende Fachkräfte: Vieles womit die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft zurzeit zu kämpfen hat, kann auch der Senat nicht ändern. Dennoch wolle man gegensteuern wo es ginge, sagte Stapelfeldt. Es werde zum Beispiel geprüft, wie die weggefallene Bundesförderung für energieeffiziente Gebäude kompensiert werden könne.

"Mission Impossible": Verbände zweifeln an Wohnungsbauziel

Der Direktor des Verbands Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), Andreas Breitner, sagte: "Wir werden das Ziel von 10.000 Wohnungen pro Jahr wahrscheinlich nicht erreichen." Alle Beteiligten am Bau bezahlbarer Wohnungen stünden vor der fast unlösbaren Aufgabe, angesichts der exorbitanten Preissteigerungen bezahlbaren Wohnraum zu errichten. Breitner sprach von einer "Mission Impossible".

"Wir werden diese Marke kaum erreichen"

Der Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen hält das Ziel von 10.000 genehmigten Wohneinheiten pro Jahr mittelfristig zwar nach wie vor für richtig. "Aber in diesem und im nächsten Jahr werden wir diese Marke kaum erreichen", sagte der stellvertretende Landesvorsitzende Jan Petersen. Schon im vergangenen Jahr seien die Erzeugerpreise bei gewerblichen Produkten um durchschnittlich 24 Prozent gestiegen. Der Ukraine-Krieg und die hohen Energiekosten führten zu weiteren Preissteigerungen. Auch die Materialengpässe hätten sich dramatisch verschärft. "Das betrifft insbesondere Stahl, Holz, Bitumen und erdölbasierte Produkte wie Kunst- und Dämmstoffe", erklärte Petersen.

Baugrundstücke fehlen

Dorothee Stapelfeldt (SPD), Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen spricht zur Eröffnung von einem "Wohngipfel" von einem Bündnis für Wohnen. © picture alliance/dpa | Daniel Bockwoldt Foto: Daniel Bockwoldt
Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt: "Die Entwicklungen in der Bauwirtschaft sind besorgniserregend."

Der Vorsitzende des VNW-Landesverbands Hamburg, Marko Lohmann, wies auf ein weiteres Problem hin: "Bereits seit mehr als zwei Jahren fehlen neue Baugrundstücke." Außerdem seien die Zinsen in wenigen Monaten viel schneller gestiegen als erwartet. Den stärksten negativen Einfluss habe aber der plötzliche Wegfall der Neubauförderung der KfW ausgeübt.

Im vergangenen Jahr hatte Hamburg den Bau von insgesamt 10.207 neuen Wohneinheiten genehmigt. Damit war das Versprechen des rot-grünen Senats, ab 2016 jährlich mehr als 10.000 Wohnungen zu genehmigen, noch erreicht worden. Die Zahl neugebauter geförderter Wohnungen war allerdings deutlich gesunken. 2021 seien 1.895 Wohnungen fertiggestellt worden, hatte Stapelfeldt bereits im Januar erklärt. 2020 waren es noch 3.472 gewesen.

Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 28.04.2022 | 19:30 Uhr

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