Gründächer sind auf Neubauten im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg zu sehen. © picture alliance/dpa Foto: Markus Scholz

Wie begrünte Dächer in Hamburg die Artenvielfalt fördern

Stand: 09.05.2022 09:50 Uhr

Begrünte Dächer haben einiges zu bieten für Tiere in Hamburg - und werden offenbar zu einer Stütze für die Artenvielfalt. Das hat ein Forschungsprojekt ergeben.

Mit Becherfallen untersuchen Spezialisten und Spezialistinnen der Uni Hamburg und der Züricher Hochschule im Auftrag der Umweltbehörde das Leben auf sieben Gründächern in der Stadt. Dabei haben sie bislang mindestens 235 Käferarten gefunden. Zum Vergleich: In Schleswig-Holstein gibt es etwa 4.000 Käferarten. Auch viele Wespen und Wildbienen wurden registriert.

Auch seltene Käfer krabbeln auf den Gründächern

"Wir haben mehrere Käfer gefunden, die auf der Roten Liste stehen und sehr selten vorkommen - vor allem hier mitten in der Stadt", sagte Hanna Bornholdt, Projektleiterin für Hamburgs Gründachstrategie. Darunter seien viele Arten, die selbst Biologen und Biologinnen nicht erwartet hätten.

Gleichzeitig werde auch die Vogelwelt unterstützt. "Denn wo Insekten sind, gibt es auch mehr Vögel." Wer beispielsweise bei der Umweltbehörde auf ein Gründach steigt, der kann dort etwa brütende Möwen, Austernfischer und Enten finden.

203 Hektar Dachfläche sind begrünt

Die vor zwei Jahren gestartete Untersuchung ist Teil der Hamburger Gründachstrategie, die die Hansestadt 2014 begonnen hat. Ziel ist es, mindestens 70 Prozent der Neubauten und der geeigneten zu sanierenden Dächer zu begrünen. Seit dem Start sind 80 Hektar dazugekommen. Damit gibt es in Hamburg rund 203 Hektar begrünte Dächer, davon 39 Prozent im Wohnungsbau, 35 Prozent im Industrie- und Gewerbebau und 26 Prozent bei sonstigen Gebäuden wie Schulen.

Hamburger Grundeigentümerinnen und Grundeigentümer können für Neubauten und Bestandsgebäude Zuschüsse für den Bau von Gründächern beantragen. 3,5 Millionen Euro stehen als Fördermittel bis Ende 2024 zur Verfügung. Bislang wurden 325 Anträge gestellt und 94.000 Quadratmeter Dachbegrünung bewilligt. Auch Fassadenbegrünung wird seit 2020 gefördert.

DESY und Bunker werden begrünt

Eines der größten Projekte ist hier die Forschungshalle von DESY in Bahrenfeld. Dort wurden 1.900 Quadratmeter Fassade und 2.700 Quadratmeter Dach begrünt und mit rund 25.000 Gräsern, Stauden und Klettergehölzen bepflanzt. Ein zweites Vorzeigeprojekt in Sachen begrünte Gebäude ist der Bunker Feldstraße am Heiligengeistfeld mit seiner geplanten Rundum-Intensiv-Begrünung der oberen fünf Geschosse. 1.000 Bäume, 1.600 Gehölze und 940 Kletterpflanzen sollen dort im öffentlich frei zugänglichen Dachgarten gepflanzt werden.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 09.05.2022 | 11:00 Uhr

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Artenschutz

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