Blick auf das Kohlekraftwerk in Hamburg-Moorburg aus der Luft. © picture alliance

Vattenfall: Wiederanfahren des Kraftwerks Moorburg nicht möglich

Stand: 25.08.2022 13:28 Uhr

Angesichts der drohenden Gasknappheit infolge des Kriegs in der Ukraine werden immer mehr Stimmen laut, die das stillgelegte Kohlekraftwerk Moorburg in Hamburg wiederanfahren wollen. Doch der Energiekonzern Vattenfall winkt ab.

"Auch wenn manche Wünsche vielleicht in eine andere Richtung gehen: Das Kohlekraftwerk Moorburg darf nach den geltenden Regularien nicht mehr betrieben werden", sagte Kraftwerksgeschäftsführer Robert Wacker am Donnerstag. Das Kraftwerk im Hamburger Hafen sei nicht im sogenannten Ersatzkraftwerkebereithaltungsgesetz der Bundesregierung vorgesehen und gehöre auch nicht zur Netzreserve.

Kraftwerk im vergangenen Jahr stillgelegt

Das Kraftwerk war im vergangenen Jahr knapp sechseinhalb Jahre nach seiner Inbetriebnahme 2015 endgültig stillgelegt worden. Es war eines der modernsten und effizientesten Kohlekraftwerke in Deutschland und sollte eigentlich bis 2038 am Netz bleiben. Das statt der geplanten 1,7 rund 3 Milliarden Euro teure Kraftwerk konnte rund elf Milliarden Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugen - das entspricht nahezu dem gesamten Stromverbrauch Hamburgs.

Wichtige Komponenten bereits ausgebaut und verkauft

"Ein Wiederanfahren wäre weder technisch noch wirtschaftlich noch rechtlich realisierbar", sagte Wacker. Laut Vattenfall sind für die Stromproduktion unverzichtbare Komponenten bereits verkauft, ausgebaut und abtransportiert worden. Darunter ein fast 500 Tonnen schwerer Transformator, der das Kraftwerk mit dem Stromnetz verbunden hatte. "Ohne Transformator ist das Kraftwerk nicht mehr ans Netz angeschlossen und kann keinen Strom einspeisen", sagte Wacker. Die 80 Meter hohen Kessel, in denen Dampf erzeugt wurde, sind nach mehr als einem Jahr Stillstand von innen angerostet. Zudem wurde laut Vattenfall bereits damit begonnen, Stoffe wie Öle oder Fette aus dem Leitungssystem zu entfernen. Hinzu komme, dass auch das für den Betrieb notwendige Personal nicht mehr da sei.

Hamburg mit Wasserstoff-Plänen für Standort Moorburg

Was genau mit dem seit den 1970er-Jahren für die Energiegewinnung genutzten Standort mit eigenem Hafen und Gasanschluss künftig passieren soll, ist noch unklar. Die Stadt Hamburg möchte dort gerne in großem Maßstab grünen Wasserstoff produzieren. "Vattenfall ist bereit, den Standort zu übertragen und steht dabei in engem Austausch mit der Stadt Hamburg", sagte Wacker. Derzeit wird geprüft, ob Teile des Kraftwerks genutzt werden können, um an gleicher Stelle Wasserstoff herzustellen. Die nicht benötigten Anlagen sollen ab dem kommenden Sommer abgerissen werden.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 25.08.2022 | 15:00 Uhr

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