Studierende aus der Ukraine: Semesterbeitrag unbezahlbar
Als junger Mensch allein sein Studium finanzieren - das ist nie einfach. Besonders schwierig ist es aber, wenn man wegen eines Krieges seine Heimat verlassen muss. Zwei junge Ukrainerinnen studieren seit Kurzem an der Uni Hamburg, der Semesterbeitrag stellt sie vor große Probleme.
Zur Uni gehen zu können, für Ania Krizhevska und Jennia Ferents derzeit eine große Stütze. Ania kommt aus Saporischschja, Jennia aus Charkiw. Im März sind sie nach Hamburg geflohen, haben sich hier kennengelernt, in ihrem Informatikstudium. "Als ich nach Hamburg kam, war ich aufgebracht und traurig. Ich wollte einfach etwas tun. Und studieren ist eine tolle Möglichkeit", sagt Krizhevska.
Als Gaststudentinnen haben sie und Jennia Ferents sich in letzter Minute für das Sommersemester einschreiben können. Doch dann der Schock für die Ukrainerinnen, die hier von Sozialleistungen leben: Auf einen Schlag müssen sie den Semesterbeitrag zahlen, 335 Euro. "Vom Sozialamt bekommen wir 367 Euro. Das ist nicht viel, aber wenn man sparsam lebt, geht's. Doch wenn man studieren will und den Semesterbeitrag auf einmal zahlen muss, ist das unmöglich", sagt Ferents.
Kein Notfonds in Hamburg
In anderen Bundesländern werden Geflüchteten aus der Ukraine Gebühren erlassen oder sie erhalten Geld aus eigens eingerichteten Notfonds. In Hamburg bisher nicht. Aufgrund der Bewerbungsfristen sind hier erst wenige Studierende aus der Ukraine regulär eingeschrieben. Das Studienorientierungsprogramm der Uni Hamburg, für das rund 200 von ihnen angemeldet sind, ist ohnehin kostenlos.
Nur wenige Hochschulen erlassen den Semesterbeitrag
Laut Wissenschaftsbehörde erlassen nur die Hochschulen für Bildende Künste sowie für Musik und Theater den Semesterbeitrag. "Es ist ja auch so, dass ukrainische Flüchtlinge, wenn sie hier den Studentenstatus haben, Bafög beantragen können. Das heißt sie haben genau dieselben Möglichkeiten, wie alle anderen jungen Menschen auch, die hier studieren", sagt Jürgen Allemeyer, Geschäftsführer des Studierendenwerks. Bafög beantragen - das geht für ukrainische Studierende erst seit diesem Monat.
100.000 Euro für einen Notfonds im Wintersemester
Zum Wintersemester will die Wissenschaftsbehörde speziell für sie einen Notfonds schaffen, insgesamt 100.000 Euro. "Das wird jetzt sehr zeitnah aufgesetzt und ist für Studierende aus der Ukraine – ukrainische Studierende, aber auch die sogenannten Drittstaaten-Angehörigen aus der Ukraine – die sagen können ‚Wir sind in einer Notsituation. Wir verfügen nicht über die finanziellen Mittel‘ und die können sich dann dort direkt bewerben", sagt Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne).
Fonds wäre eine große Erleichterung
Für Ania und Jennia wäre der Fonds eine große Erleichterung. Anias Vater in Saporischschja hat durch den Krieg keine Arbeit mehr. Jennia konnte den Beitrag nur bezahlen, weil das Hamburger Ehepaar, das sie aufgenommen hat, ihr das Geld vorgestreckt hat. Beide wollen sich jetzt auf ihr Studium konzentrieren und darauf, Deutsch zu lernen.
