Studie: Wiederaufbau der Bornplatz-Synagoge ist machbar

Stand: 06.09.2022 19:59 Uhr

Am Dienstag haben die Jüdische Gemeinde in Hamburg und der Senat die Studien-Ergebnisse zum Neubau der Bornplatz-Synagoge vorgestellt. Sie soll am alten Ort im Grindelviertel wieder aufgebaut werden.

Auf dem Platz im Grindelviertel solle wieder ein Ort des jüdischen Lebens entstehen, sagte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) am Dienstagmittag. Ein erster Schritt sei die Machbarkeitsstudie gewesen, diese habe gezeigt, dass ein solcher Neubau möglich sei. Im Vorfeld war der Wiederaufbau heftig diskutiert worden, weil dafür möglicherweise ein Bodenmosaik am Joseph-Carlebach-Platz weichen müsste.

Wiedererrichtung: Keine Kopie der alten Synagoge

Die von einem renommierten Architekturbüro geleitete Studie kommt zum Ergebnis: Der Neubau soll keine Rekonstruktion der von den Nationalsozialisten zerstörten Synagoge werden. Dafür soll der an das Gelände grenzende Hochbunker abgerissen werden, sobald das Denkmalschutzamt grünes Licht dafür gibt. Der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Hamburg, Philipp Stricharz, freut sich auf die Rückkehr an den alten Ort: Es sei sensationell, dass ganz Hamburg mit der Jüdischen Gemeinde den Bau wolle.

Bodenmosaik soll integriert werden

Wie das Gebäude schlussendlich aussehen solle, entscheidet ein Architekturwettbewerb. Im nächsten Jahr soll das Ergebnis feststehen, das Bodenmosaik soll darin integriert werden. Wolfgang Lorch vom beauftragten Architekturbüro stellte verschiedene Varianten vor. Demnach solle es zwei Synagogen geben: Eine für die orthodoxen und eine für die liberalen Juden. Oberbaudirektor Franz-Josef Höing sprach von einem Ensemble, das hier entstehen könne. Es gebe sakrale Bausteine sowie weltliche wie eine Bibliothek oder Kita.

Äußerungen aus Israel

Zuletzt hatte es sogar aus Israel Kritik an einem Wiederaufbau am alten Standort gegeben. 45 Historikerinnen und Historiker, Künstlerinnen und Künstler und Bürgerinnen und Bürger aus Israel wandten sich im Februar in einer gemeinsamen Erklärung gegen den Wiederaufbau im Grindelviertel. Sie sprachen sich für den Erhalt des 1988 entstandenen Bodenmosaiks ein.

Einst größte norddeutsche Synagoge

Das jüdische Gotteshaus war 1906 fertiggestellt worden. Mehr als 1.000 Besucherinnen und Besucher hatten in ihr Platz. Deshalb galt sie lange als die größte Synagoge Norddeutschlands. Im Zuge der Pogrome des 9. November 1938 wurde sie von NS-Anhängern verwüstet und schwer beschädigt. 1939 ließ die Stadt sie abreißen. Heute erinnert nur der Grundriss des Gebäudes in Form eines Bodenmposaiks auf dem leeren Platz an die ehemalige Synagoge. Der einstige Bornplatz heißt heute Joseph-Carlebach-Platz nach dem Hamburger Rabbiner Joseph Carlebach (1883-1942).

Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 06.09.2022 | 10:30 Uhr

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