Spatenstich für U5 in Hamburg: Östlicher Abschnitt im Bau
Mit einem Spatenstich in Hamburg-Alsterdorf haben Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) den Startschuss für den Bau der neuen U-Bahnlinie 5 gegeben. Nun regt sich Protest.
Ein "Jahrhundertprojekt" - kein Wort wurde bei der Zeremonie am Freitag häufiger genutzt. Mindestens einhundert Jahre werde die U5 rollen, prophezeite Tschentscher. Angesichts des Baus, der zwei Jahrzehnte dauert und viele Milliarden Euro kostet, ist dem Bürgermeister nicht bange: "Hamburgs Haushalt ist in den letzten Jahren saniert worden. Wir haben hohe Überschüsse. Wir trauen es uns zu, solche wichtigen Investitionen in die Modernität und Mobilität unserer Stadt zu finanzieren."
Tjarks: "Bauphase durchstehen"
Tjarks bezeichnete die U5 als Deutschlands größtes urbanes Verkehrsinfrastrukturprojekt. Hamburg werde den Bau der U5 vollenden, so der Verkehrssenator: "Man braucht auch politischen Mut, um so einen Prozess am Ende durchzustehen. Das gilt sowohl für CO2-Emissionen als auch für die Bauphase. Es ist ja nicht so, dass wir nicht in Hamburgs Straßenraum eingreifen - im Gegenteil."
Strecke führt von Bramfeld bis zu den Arenen im Volkspark
Die neue Ost-West-Verbindung soll über 24 Kilometer Streckenlänge mit 23 neuen Haltestellen von Bramfeld quer durch die City bis zu den Arenen am Altonaer Volkspark führen. Sie soll mehr als 180.000 Hamburgerinnen und Hamburger an das Schnellbahnnetz anschließen.
Östliches Teilstück ist 5,8 Kilometer lang
Das erste jetzt im Bau befindliche Teilstück führt über 5,8 Kilometer von Bramfeld in die City Nord am Stadtpark. Neben diesen beiden Haltestellen müssen zwei weitere neu gebaut werden: Steilshoop und Barmbek Nord. Die bestehende U1-Haltestelle Sengelmannstraße soll zu einer Umsteigestation ausgebaut werden.
Die Kosten für den ersten Abschnitt belaufen sich nach Angaben der Hochbahn auf rund 1,8 Milliarden Euro. Hamburg hofft, dass der Bund den Großteil der Kosten übernimmt. Die bauvorbereitenden Arbeiten hatten schon im vergangenen Jahr begonnen. Erste Probefahrten mit vollautomatischen Zügen sind für 2027 geplant. Die gesamte Linie der U5 soll bis Ende der 2030er-Jahre fertiggestellt werden.
Tunnelbohrmaschine wird Richtung Bramfeld eingesetzt
Am Ort des symbolischen Spatenstichs wird den Angaben zufolge ein Schacht gebaut, von dem aus eine Tunnelbohrmaschine in Richtung Bramfeld starten wird. In Gegenrichtung wird auf 1,8 Kilometer in offener Bauweise in Richtung City Nord gegraben.
Kritik aus vielen Richtungen
Anwohnerinnen und Anwohner aus Steilshoop kritisierten, dass ihnen schon so lange eine U-Bahn versprochen worden sei, dass sie es kaum glauben könnten. Die "Initiative Elbtram" bezeichnet die U5 sogar als neues Finanzloch "Stuttgart 21".
Tjarks: "Keine Planungen für Stadtbahnen"
Verkehrssenator Tjarks wiederspricht: "Es gibt überhaupt keine Planungen für Stadtbahnen. Das bedeutet: Wenn man möchte, dass mehr Menschen auf Schienen befördert werden, wenn man möchte, dass das Schnellbahnnetz ausgebaut wird, dann muss man auch bauen und muss auch vorangehen." Man könne acht Jahre Planung nicht in den Wind schreiben. Unterstützt wird Tjarks von der Handelskammer. Ihr Hauptgeschäftsführer Malte Heine meint, die U5 verbinde erstmals viele Stadtteile und schaffe einen Anreiz für den öffentlichen Nahverkehr.
Aus Protest gegen die Spatenstich hatte sich die verkehrspolitische Sprecherin der Linken, Heike Sudmann, ein Pappschild vor den Bauch gebunden. Darauf stand: "Schnell zum Klimaziel - nur mit der Straßenbahn!" Denn die U5 werde zu spät fertig und koste zu viel: "Die U5 wird maximal bis zur City Nord fahren. Dann wird man feststellen: Wir haben gar kein Geld mehr." Ein Kilometer U-Bahn sei zehnmal so teuer wie ein Kilometer Straßenbahn. "Nur mit der Straßenbahn könnt ihr das Klimaziel 2030 erreichen", sagte Sudmann.