"Pimmelgate": Polizei will Plakat nicht mehr übermalen
Im Hamburger Schanzenviertel hatten Unbekannte ein Plakat an der Roten Flora mit dem Titel "Andy, Du bist so 1 Pimmel" aufgehängt, Polizisten übermalten es, kurz darauf tauchte der Schriftzug wieder auf. Jetzt soll Schluss mit dem Hin und Her sein.
Im Zusammenhang mit dem "Pimmelgate"-Plakat will die Hamburger Polizei das Katz-und-Maus-Spiel beenden. Sie wird das Plakat am linksalternativen Kulturzentrum Rote Flora im Hamburger Schanzenviertel mit dem Schriftzug "Andy, Du bist so 1 Pimmel" nicht mehr übermalen, wie eine Sprecherin der Nachrichtenagentur dpa am Dienstag sagte. Unbekannte hatten das Plakat am Sonnabend angebracht, seitdem hatten es Polizisten zwei Mal übermalt. Am Dienstag stand der Spruch in leicht abgewandelter Form wieder auf dem Plakat, diesmal mit dem Zusatz "tritt zurück".
"Handlungsoptionen bei Staatsanwaltschaft ausgelotet"
Die Polizei hatte am Vortag erklärt, dass bei diesem Schriftzug eine Beleidigung im Raum stehe. Die Polizei unterliege dabei dem Legalitätsprinzip und müsse tätig werden. Jetzt erklärte die Sprecherin, die Polizei habe nun Handlungsoptionen mit der Staatsanwaltschaft ausgelotet, um aus dieser Spirale herauszukommen. Bei Grundwiederholung der Aussage und dem Wissen, dass Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) bei gleichlautenden Beleidigungen nicht gewillt sei, Strafantrag zu stellen, könne die Polizei auf Erstattung einer Anzeige verzichten. Die Beamtinnen und Beamten machten ein Foto, und damit habe es sich. Das Plakat werde nicht mehr übermalt.
Polizeigewerkschaft hatte "Pimmelgate"-Einsätze kritisiert
Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) in Hamburg hatte zuvor die vielen Einsätze im Zusammenhang mit der "Pimmelgate"-Affäre kritisiert. Die Polizei habe Wichtigeres zu tun, als ständig Malermeister vor der Roten Flora zu sein oder Aufkleber abzukratzen, sagte DPolG-Landeschef Thomas Jungfer.
Tweet als Auslöser
Auslöser des Zwists war ein im Mai an Grote gerichteter Tweet beim Kurznachrichtendienst Twitter mit dem Wortlaut "Du bist so 1 Pimmel". Er kam als Reaktion auf einen Tweet von Grote, in dem dieser Menschen als "ignorant" bezeichnete, die trotz Corona im Schanzenviertel gefeiert hatten. Grote selbst hatte zu Beginn der Pandemie seine neuerliche Berufung zum Innensenator unter Missachtung der Corona-Regeln in einer Kneipe gefeiert und dafür eine Geldbuße zahlen müssen.
Umstrittene Durchsuchung
Zum "Pimmelgate" wurde die Angelegenheit, als die Staatsanwaltschaft nach einem Strafantrag Grotes wegen Beleidigung im September die Wohnung des mutmaßlichen Urhebers des Tweets durchsuchen ließ. Tausende Menschen kritisierten die Aktion im Netz unter dem Hashtag "Pimmelgate" als unverhältnismäßig und überzogen. In den vergangenen Wochen hatten Unbekannte wiederholt gelbe Aufkleber mit dem Slogan "Andy, Du bist so 1 Pimmel" im Umfeld der Wohnung des Senators auf St. Pauli angebracht. Auch die Aufkleber wurden von der Polizei entfernt. Der Staatsschutz ermittelt gegen unbekannt.
