Auf dem Display eines Fahrkartenautomaten in Hamburg wird das 9-Euro-Ticket zum Kauf angeboten. © picture alliance / dpa Foto: Christian Charisius

Neun-Euro-Ticket in Hamburg begehrt, aber Nachfolge unklar

Stand: 02.08.2022 18:14 Uhr

Das Neun-Euro-Ticket wird von den Hamburgerinnen und Hamburgern sehr gut angenommen. Das geht aus der Zwischenbilanz des Senats hervor. Allein in Hamburg wurden 1,8 Millionen Neun-Euro-Tickets verkauft, aber eine Fortsetzung ist unklar.

"Im Juni hatten wir erstmals wieder mehr Fahrgäste als im Vor-Corona-Sommer," sagte HVV-Geschäftsführerin Anna-Theresa Korbutt am Montag. Im Vergleich zu 2019 seien fünf Prozent mehr Fahrgäste mit den Bussen, Bahnen und Fähren unterwegs gewesen. Für Juni seien 800.000 Tickets verkauft worden, für Juli 700.000 und bisher 180.000 für den August. Hinzu kommen jeweils die 680.000 HVV-Abonnentinnen und -Abonnenten, die ebenfalls nur neun Euro im Monat zahlen.

Fast jeder Zweite nutzte das Neun-Euro-Ticket

Zusammen mit Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) stellte Korbutt die wichtigsten Ergebnisse der Marktforschung zum Neun-Euro-Ticket vor. Fast jeder und jede Zweite fuhr demnach Bus und Bahn mit diesem günstigen Ticket. Die meisten kauften es online. 92 Prozent nutzten es fast ausschließlich im HVV-Bereich. Jeder oder jede achte Befragte wäre ohne das Neun-Euro-Ticket gar nicht vom Auto auf die öffentlichen Verkehrsmittel umgestiegen. Insgesamt habe man rund vier bis fünf Millionen Autofahrten eingespart.

Tjarks: "Brauchen eine einheitliche deutschlandweite Flatrate"

Die Aktion läuft Ende des Monats aus. Wie es danach weitergeht, ist offen. Auch der HVV kann noch nicht sagen, ob und wann es ein bundesweites Nachfolgeticket geben wird - aber man ist sehr daran interessiert, den Schwung an neuen Kundinnen und Kunden mitzunehmen. "Hamburg wird sich wie viele andere Länder dafür einsetzen, eine Nachfolgeregelung zu finden, nämlich ein bundesweit gültiges Ticket, einfach digital buchbar, zu einem einheitlichen Preis", sagte Verkehrssenator Tjarks dem Hamburg Journal im NDR Fernsehen. Bund und Länder müssten zügig ein "attraktives Nachfolgeangebot" erarbeiten. "Wir brauchen eine einheitliche deutschlandweite Flatrate für den öffentlichen Nahverkehr."

Fast 1.000 Tickets werden verlost

Der HVV bietet ab sofort bis zum 21. August unter www.hvv.de/gewinn ein Online-Gewinnspiel an, bei dem 999 Vollzeit-Abonnements für je neun Euro pro Monat verlost werden. Außerdem gibt es ein Sonderangebot für Neukunden und Neukundinnen, die sich für ein Profi-Ticket entscheiden: Für den Zeitraum vom 1. September 2022 bis 31. Dezember 2022 kostet ein ProfiTicket dann monatlich nur 36 Euro.

Tjarks sprach im Hamburg Journal von einem "Schnupperangebot", mit dem man insbesondere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gewinnen wolle. Über Angebote für andere Zielgruppen "werden wir noch ein bisschen nachdenken". Man habe noch einen Monat Zeit, "da kommen wir noch mit ein paar anderen Vorschlägen vorbei".

Kritik von der Opposition

CDU-Fraktionschef Dennis Thering forderte erneut eine dauerhafte Einführung des 365-Euro-Jahrestickets. "Für einen Euro am Tag Busse und Bahnen nutzen - die Stadt Wien zeigt seit Langem, dass das funktioniert und der Anteil von Bussen und Bahnen am Mobilitätsmix dadurch deutlich gesteigert wird", sagte der Oppositionsführer in der Hamburgischen Bürgerschaft. Kritik am Verkehrssenator kam von der FDP-Abgeordneten Anna von Treuenfels-Frowein. Statt Millionen Euro in den "fahrradfokussierten Umbau der Straßenräume" zu investieren, sollte Tjarks das Geld besser für den HVV verwenden. AfD-Fraktionschef Dirk Nockemann sagte, die Fahrgastzahlen sprächen für sich. Doch sei das Neun-Euro-Ticket dauerhaft nicht finanzierbar, "sondern lediglich kurzfristige Symbolpolitik".

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Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | Hamburg Journal | 02.08.2022 | 19:30 Uhr

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