LNG-Terminal in Moorburg? Hamburg bittet Habeck um Hilfe

Stand: 12.09.2022 06:34 Uhr

Mit schwimmenden Terminals für Tankschiffe mit Flüssiggas (LNG) will sich Deutschland in den kommenden Monaten unabhängiger von russischen Gasimporten machen. In Hamburg sind die Schwierigkeiten dabei offenbar wesentlich größer als bislang bekannt. Nach einem Bericht des "Hamburger Abendblatts" bittet Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) nun beim Bund um Hilfe.

"Lieber Robert ...": So beginnt der dreiseitige Brief von Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) an seinen Parteikollegen, Vizekanzler Robert Habeck. Darin listet Kerstan fünf zentrale Punkte auf, bei denen es bei einem schwimmenden LNG-Terminal in Moorburg klemmt.

Dietrich Lehmann im Studio von NDR 90,3 © NDR Foto: Marco Peter
AUDIO: LNG-Terminal: Hamburg bittet Bund um Hilfe (1 Min)

Fünf zentrale Probleme für Bau eines LNG-Terminals

Demnach findet Hamburg keinen Betreiber. Außerdem müssten in Moorburg mindestens 500.000 Kubikmeter Schlick weggebaggert werden. Zudem soll der Bund die Millionenkosten für Planung und Bau übernehmen. Ein weiteres Problem: Weiter stromauf gelegene Hafenbetriebe wie etwa eine Raffinerie wären zeitweise abgeschnitten, die Süderelbe müsste zeitweise gesperrt werden. Kerstan rechnet mit Klagen und will deshalb laut Brief, dass der Bund das Risiko trägt.

Die Zeit drängt

Dabei drängt die Zeit: Damit das Terminal im Frühjahr in Betrieb gehen kann, müssten die offenen Punkte bereits in den kommenden Wochen geklärt werden. Das LNG-Importterminal sorgt seit Monaten immer wieder für Streit im Senat. Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und Umweltsenator Kerstan haben sich mehrfach dafür ausgesprochen. Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) hat dagegen wie die Hafenwirtschaft schon früh starke Bedenken geäußert.

In Moorburg sollte auch eine Anlage entstehen, die "grünen Wasserstoff" produziert. Wenn jetzt im kommenden Jahr ein Flüssiggasterminal an gleicher Stelle liegen würde, könnte sich die Wasserstoffanlage deutlich verzögern.

Weitere Informationen
Blauer Himmel über dem Rathaus in Hamburg. © picture alliance / imageBROKER Foto: Stefan Ziese

Senat diskutiert weiter über LNG-Terminal im Hamburger Hafen

Die Bundesregierung hat vorerst andere Standorte für die Flüssiggas-Terminals bestimmt, jedoch werden in Hamburg weiter Möglichkeiten geprüft. (03.08.2022) mehr

Ein Schiff, das Flüssiggas (LNG) geladen hat, liegt an einem Terminal. © picture alliance / AA Foto: Burak Milli

Hamburg bekommt vorerst kein schwimmendes LNG-Terminal

Die Bundesregierung hat sich für andere Standorte entschieden. Bürgermeister Tschentscher hält dennoch an den Plänen fest. (20.07.2022) mehr

Gasspeicherfüllstände in und Pipeline-Flüsse nach Deutschland © NDR

Gasspeicher: Der aktuelle Füllstand in Deutschland

Füllstand der Gasspeicher, Gasverbrauch, Gasimporte: Die wichtigsten Daten in der Live-Übersicht. mehr

Weitaufnahme eines LNG-Terminals © Screenshot

Schwimmendes LNG-Terminal in Hamburg: Ungeklärte Fragen

Ein schwimmendes Flüssiggasterminal wird frühestens im Frühsommer 2023 einsatzbereit sein. Zunächst müssen zwei Standorte geprüft werden. (19.07.2022) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 12.09.2022 | 06:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Schifffahrt

Energie

Hamburger Hafen

Mehr Nachrichten aus Hamburg

Das Containerschiff "Ane Maersk" wird in den Hamburger Hafen geschleppt. © Axel Heimken/dpa

Methanol-betriebener Frachter "Ane Maersk" erstmals in Hamburg

Das Containerschiff kann rund 16.000 Boxen transportieren und soll deutlich weniger CO2 ausstoßen als herkömmliche Frachter. mehr