Britta Kehrhahn © NDR/picture alliance/dpa Foto: NDR/Christian Charisius

Kommentar zum HSV: Wüstefelds verbaler Amoklauf

Stand: 06.08.2022 15:07 Uhr

Der HSV will unbedingt in die Fußball-Bundesliga zurückkehren. Die Euphorie der Fans war vor nur wenigen Wochen riesengroß. Aber dann entbrannten ein Machtkampf und viel Streit beim HSV. Der Club kommt in ganz Deutschland wieder ins Gerede. Britta Kehrhahn kommentiert.

von Britta Kehrhahn

Wie sagte HSV-Trainer Tim Walter am vergangenen Wochenende nach dem schlechten Pokalspiel in Bayreuth: "Wir wissen doch, was hier in Hamburg los ist. Das erreicht auch die Köpfe der Spieler."

Probleme des HSV: Volksparkstadion-Sanierung und Finanzen

Der HSV ist ein brennendes Wrack - angezündet von einem Fan, der vor rund neun Monaten Anteile am HSV gekauft hat und wenig später vom Aufsichtsrat in den Vorstand berufen wurde: Thomas Wüstefeld. Wie gesagt: Er ist Fan, mischt sich gerne in die sportlichen Belange seines Vorstandskollegen Jonas Boldt ein, so dass sich viele schon wundern. Und er verbrüdert sich auch gerne mit anderen Fans, wie zum Beispiel bei der Mitgliederversammlung des HSV. Dort sagte Vorstand Wüstefeld wörtlich, wie geil er das fand, wenn er früher im Stadion nach Bier gestunken hat. Nun gut … Mit Bier kommt Wüstefeld zurzeit nicht weiter. Denn es gibt große Probleme im Verein, die zu lösen sind: Die Sanierung des Volksparkstadions, das Umschiffen einer Finanzkatastrophe.

Nicht ausreichend informiert?

Wüstefeld scheint Gespräche mit Vorliebe bilateral zu führen, ob mit der Stadt oder vereinsintern. Er berichtet gerne von besten Verbindungen zu potenziellen Geldgebern. Nun gehört es offenbar zum Geschäft im Profifußball, anzugeben. Auch das mag man Wüstefeld vielleicht noch zugestehen. Aber nun ist Schluss. Was Wüstefeld in dieser Woche gemacht hat, war ein verbaler, imageschädigender Amoklauf. Wüstefeld hat fast jeden öffentlich attackiert: seinen Vorstandskollegen Jonas Boldt, Investor Klaus-Michael Kühne und seinen Vorgänger Frank Wettstein. Motto: Er, Wüstefeld, sei im vergangenen Winter nicht ausreichend informiert worden über die Finanzen, über die Stadionsanierung, über den Deal mit der Stadt. Sorry, Herr Wüstefeld. Das hätten Sie wissen können, denn Sie saßen damals im Aufsichtsrat und hatten alle Chancen dieser Welt, Informationen einzufordern.

Aufsichtsrat ist uneinig

Und jetzt als Vorstand zu jammern, ist einfach jämmerlich. Wer kann ihn feuern? Nur der Aufsichtsrat. Aber der ist auch uneinig. Und Aufsichtsratschef Marcell Jansen ist ein Buddy von Wüstefeld. Und was macht Jansen? Nichts. Der HSV ist ein Fass ohne Boden.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | Der Hamburg-Kommentar | 06.08.2022 | 08:40 Uhr

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