Lars Pegelow kommentiert die Geldsorgen des HSV. © NDR Foto: Screenshot

Kommentar: Neue Ideen im Umgang mit gefährlichen Hunden nötig

Stand: 11.06.2022 08:40 Uhr

Sind einige Hunde von Natur aus gefährlich? Und brauchen wir für solche Tiere schärfere Gesetze? Nach der heftigen Beißattacke auf eine Zweijährige in Hamburg-Rahlstedt wird über diese Frage wieder heftig debattiert. Frauke Reinig meint im Hamburg Kommentar: Blinder Aktionismus bringt hier gar nichts.

von Frauke Reinig

"Wir brauchen keine schärferen Gesetze für die Hunde, sondern für die Halter." Das hat ein NDR Hörer gesagt, als wir Hamburgerinnen und Hamburger zu dem Thema befragt haben. Da hat er recht. Schuld am asozialen Verhalten von Hunden - und nichts anderes ist so ein massiver Angriff - sind die, die ihre Hunde erziehen und sozialisieren. Es ist aber auch nicht von der Hand zu weisen, dass einige Rassen in unqualifizierten Händen deutlich mehr Schaden anrichten können als andere. Deshalb hat Hamburg nach der tödlichen Beißattacke auf den sechsjährigen Volkan vor mehr als 20 Jahren das Halten bestimmter Rassen stark eingeschränkt.

Tierschutzverein: "Das andere Ende der Leine ist entscheidend"

Auch als gefährlich geltende, sogenannte Listenhunde - also Bullterrier und Co. - können treue, liebevolle Familienhunde sein, die keiner Fliege etwas zuleide tun. Wenn sie entsprechend sozialisiert werden. Es kommt immer auf "das andere Ende der Leine an", sagt der Hamburger Tierschutzverein und lehnt ein Halteverbot bestimmter Rassen ab.

Jetzige Hamburger Regelung ist unwirksam

Wie viel oder besser gesagt, wie wenig die jetzige Hamburger Regelung tatsächlich bringt, wissen hier in der Stadt alle Hundehalterinnen und Hundehalter. Was aussieht wie ein sogenannter Listenhund ist höchstwahrscheinlich als Mischling angegeben. Oder gleich bei Freunden oder Verwandten in einem anderen Bundesland gemeldet. So war es auch bei dem inzwischen eingeschläferten Rocky, der an Pfingsten in Rahlstedt die Zweijährige schwer verletzt hat.

Nur zehn Hunde-Kontrolleure in ganz Hamburg

Die Wahrscheinlichkeit, kontrolliert zu werden, ist in Hamburg verschwindend gering. Auf 60.000 Hundehalter und -halterinnen mit 90.000 registrierten Hunden hier in der Stadt kommen keine zehn Stellen beim Hunde-Kontrolldienst. Die allermeisten Hunde-Angriffe passieren im häuslichen Umfeld und kommen von Hunden, die die Opfer kennen. Braucht es also mehr Kontrollen? Einen verpflichtenden "Hundeführerschein"? Sind dann alle Hunde top-erzogen und vollkommen harmlos? Eher nicht.

Ein runder Tisch ist längst überfällig

Aber es gibt immer mehr Hunde in Hamburg. Und es ist Zeit für neue Ideen und Lösungen für ein besseres Miteinander von Menschen und Tieren in der Stadt Die Hamburger CDU fordert einen runden Tisch zum Thema Hunde in Hamburg - an dem nicht nur Politikerinnen und Politiker sondern auch Fachleute sitzen sollen. Nicht nur mit Blick auf die potenziell gefährlichen Hunde hier in der Stadt ist das mehr als überfällig.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | Der Hamburg-Kommentar | 11.06.2022 | 08:40 Uhr

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