Kommentar: Mehr Autos in Hamburg - so kann's nicht weitergehen

Stand: 21.01.2023 08:40 Uhr

Die Klimakatastrophe nimmt immer bedrohlichere Formen an. Der Bund, die Bundesländer und Kommunen versuchen die Menschen dazu zu bewegen, auf das eigene Auto zu verzichten. Bislang vergeblich - die Zahl der in Deutschland zugelassenen Fahrzeuge nimmt immer weiter zu, auch in Hamburg. Irgendetwas läuft bei uns schief, meint Peter Kleffmann.  

von Peter Kleffmann

Auch im vergangenen Jahr war die Zahl der Fahrzeuge in Hamburg auf einem Rekordniveau: Es sind bald 940.000, und fast 90 Prozent der Neuzulassungen haben einen Verbrennungsmotor. Wenn das so weiter geht, dürfen wir in wenigen Jahren womöglich das millionste Fahrzeug begrüßen.

Ein Grund zum Feiern? Vielleicht überreicht ja ein Vertreter des ADAC dem stolzen Besitzer ein goldenes Lenkrad? Mit Sicherheit nicht, denn selbst Deutschlands größter Lobbyverein hat erkannt, dass es so nicht weiter geht und würde vermutlich eher eine Jahreskarte für die Deutsche Bahn überreichen.

Bei der Bahn muss jetzt aufgeholt werden

Ob der Beschenkte dann in Jubelschreie ausbricht, bezweifle ich allerdings. Ich bin kürzlich - seit Längerem mal wieder - Bahn gefahren. Von Bad Segeberg nach Hamburg. Es war noch nicht mal Rush Hour, doch der kleine Regionalzug quoll über. Irgendwo war wieder ein Stellwerk defekt. Um mich herum fluchten die Pendlerinnen und Pendler, für die so etwas leider Alltag ist. Nachdem jahrzehntelang bei der Bahn gespart wurde, muss jetzt aufgeholt werden. Das dauert, viele sind frustriert - und der Klimawandel nimmt darauf leider keine Rücksicht.

Hamburg versucht, Vorreiter zu sein

Die Hansestadt versucht, mit gutem Beispiel voran zu gehen. Der Hamburg-Takt als Ziel - also in fünf Minuten überall ein Mobilitätsangebot, 10.000 autonome Moias, Iokis und Co. bis 2030, neue Radwege und vieles mehr. Trotzdem nimmt die Zahl der Fahrzeuge zu und das ist nicht nur eine Folge des pandemiebedingten Bedürfnisses nach Abstand. Mobilitätswende heißt auch, dass wir uns bewegen müssen. Vieles wird im öffentlichen Personennahverkehr besser, schneller und bequemer - aber eben nicht alles.

Bewegen, Verändern und Opfer bringen

Der Arbeitsweg in Bahn und Bus aus dem Umland dauert womöglich etwas länger als mit dem Auto, da man umsteigen muss. Manche Dinge sind vielleicht etwas unbequemer, aber das ist der Klimawandel auch. Und wenn wir uns nicht bewegen, verändern und Opfer bringen, dann werden unsere Enkelinnen und Enkel ohnehin keinen Führerschein mehr brauchen. Höchstens einen Bootsführerschein, weil die Nordsee in Eimsbüttel beginnt.  

Weitere Informationen
Eine S-Bahn steht am Bahnhof Elbbrücken. © picture alliance/dpa | Jonas Walzberg Foto: Jonas Walzberg

Metropolregion Hamburg: Verkehr soll klimafreundlicher werden

Im Hamburger Rathaus berieten 400 Vertreter aus der Hansestadt und den Nachbarländern über den Verkehr in der Metropolregion. (19.01.2023) mehr

Die Sternbrücke ist eine diagonal über die Straßenkreuzung Max-Brauer-Allee/Stresemannstraße führende Eisenbahnbrücke in den Hamburger Stadtteilen Altona-Altstadt und Sternschanze. © picture alliance / PublicAd | Mirko Hannemann Foto: Mirko Hannemann

Radverkehr in Altona: 1.600 Vorschläge

Bei einer Umfrage zum Radverkehrskonzept kamen viele Anregungen zusammen. Die meisten beziehen sich auf schlechte Radwege. (07.01.2023) mehr

Autos und Lastwagen stehen in Hamburg im Bereich der Elbbrücken im Stau. Im Vordergrund ist ein Ortsschild mit der Aufschrift "Freie und Hansestadt Hamburg" zu sehen. © picture alliance/dpa Foto: Marcus Brandt

Stau-Analyse: Hamburg auf Platz drei in Deutschland

Daten des Verkehrsdienstleisters Inrix zufolge standen die Menschen nur in München und Berlin noch länger im Stau. (10.01.2023) mehr

Ein Mann transportiert Lebensmittel auf einem mit einem Elektromotor unterstützten Lastenfahrrad. © dpa Foto: Wolfram Kastl

Bergedorf startet Pilotprojekt mit Elektro-Lastenrädern

In den ländlichen Gebieten Hamburgs fällt es schwerer, aufs Auto zu verzichten. Familien sollen testen, ob ein Lastenrad ein Ersatz wäre. (29.12.2022) mehr

Eine Frau hält ein Smartphone mit der ioki-App vor ein Shuttle-Fahrzeug. © picture alliance/dpa Foto: Daniel Reinhardt

Harburg: Mehr Carsharing-Stationen und neuer Shuttledienst

Zunächst sind drei neue Leihstationen geplant. Zudem startet der Shuttledienst HVV Hop, bisher bekannt als ioki. (08.12.2022) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | Der Hamburg-Kommentar | 21.01.2023 | 08:40 Uhr

Mehr Nachrichten aus Hamburg

Die Köhlbrandrücke überspannt im Hamburger Hafen die Süderelbe. © dpa Foto: Markus Scholz

Pläne für neue Köhlbrandbrücke nehmen nächste Hürde

Der Wirtschaftsausschuss der Hamburgischen Bürgerschaft hat zugestimmt, dass die alte Brücke in den kommenden Jahren durch eine höhere ersetzt wird. mehr