Kerstan: Warmwasser im Notfall "nur zu bestimmten Tageszeiten"
Die Sorge vor einem Gasmangel wird immer größer. Die Bundesnetzagentur befürchtet, dass Russland bald kein Gas mehr liefert und dafür Wartungsarbeiten an der Leitung Nord Stream 1 zum Anlass nimmt. Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) denkt bereits darüber nach, warmes Wasser für Privathaushalte zu begrenzen.
"In einer akuten Gasmangellage könnte warmes Wasser in einem Notfall nur zu bestimmten Tageszeiten zur Verfügung gestellt werden", sagte Kerstan der "Welt am Sonntag". Auch eine generelle Absenkung der maximalen Raumtemperatur im Fernwärmenetz käme in Betracht.
Lieferbeschränkungen für einzelne Stadtteile möglich
Es werde in Hamburg allein aus technischen Gründen nicht überall möglich sein, in einem solchen Fall zwischen gewerblichen und privaten Kunden zu unterscheiden. Wenn es nicht gelinge, ausreichend Gas bei den großen Betrieben einzusparen, könnten Lieferbeschränkungen in einzelnen Stadtteilen die Folge sein.
LNG-Terminal im Hafen frühestens im Mai
Kerstan erklärte zudem, dass ein mögliches provisorisches LNG-Terminal im Hamburger Hafen frühestens Mitte kommenden Jahres betriebsbereit wäre. Es werde sich im Laufe des Juli herausstellen, ob und an welchem Standort ein solches Terminal in Hamburg machbar sei. Das Gas könnte dort voraussichtlich ab Mai 2023 umgeschlagen werden. Die vollständigen Ergebnisse der Standort-Überprüfungen würden im Oktober vorliegen, sagte Kerstan.
Habeck: Erste LNG-Terminals zum Jahreswechsel in Betrieb
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) erklärte unterdessen der "Welt am Sonntag", dass die ersten beiden provisorischen LNG-Terminals in Wilhelmshaven und Brunsbüttel zum Jahreswechsel in Betrieb genommen werden sollen.
CDU-Chef Ploß will längere Laufzeiten für Atomkraftwerke
Verärgert auf die Äußerungen Kerstans reagierte Hamburgs CDU-Chef Christoph Ploß. Im Gespräch mit NDR Info sagte er, im Moment hätte die Bundesregierung noch Optionen, "damit es nicht zu einem solchen Horror-Szenario kommt". Er nannte als eine Möglichkeit die Verlängerung der Laufzeiten der verbliebenen Atomkraftwerke. So könnte man mehr Strom gewinnen und damit auch mehr Gas einsparen, was derzeit für die Stromgewinnung genutzt werde. "Und wenn die Grünen diese Option nicht nutzen wollen, dann sind sie möglicherweise politisch dafür verantwortlich, was da jetzt im Raum steht." Er wünsche sich, dass die Grünen nicht immer wieder darüber sprechen würden, wo man überall die Menschen einschränken muss. Sie sollten stattdessen alle zur Verfügung stehenden Optionen nutzen, damit die Krise bewältigt werden könne.
