Hamburger Justiz durch Drogenprozesse stark belastet
Die Hamburger Justiz arbeitet am Limit, weil es immer mehr Drogenprozesse mit Daten aus den Encrochat-Ermittlungen gibt.
Französische Fahnder hatten die Verschlüsselungssoftware vor einem Jahr geknackt und Tausende Chats von Kriminellen aufgedeckt - auch aus Hamburg. Viele Strafkammern würden seitdem fast nichts anderes mehr bearbeiten können, erklärte Gerichtssprecher Kai Wantzen: "Vor allem die allgemeinen Kammern. Da hat jede Encrochat-Prozesse auf dem Tisch. Nur das Schwurgericht, die Jugend- und Wirtschaftskammern haben keine Drogenprozesse." Die Justiz sei so stark belastet, dass andere Fälle durch Encrochat verdrängt würden.
Software galt als unentschlüsselbar
Die Software Encrochat galt als unentschlüsselbar. Vor allem Drogenhändler hatten sie genutzt. Sie fühlten sich so sicher, dass sie sich in ihren Chats unbefangen mit echten Namen ansprachen und sich Fotos von erbeuteten Kokain-Paketen zuschickten. Bessere Beweise konnte es kaum geben.
Staatsanwaltschaft: Noch fünf Jahre Encrochat-Verfahren
Die Hamburger Staatsanwaltschaft schreibt eine Anklage nach der nächsten. Anfang Oktober hat sie extra noch eine Abteilung für Drogendelikte bekommen. Dennoch geht die Staatsanwaltschaft laut ihrer Sprecherin Liddy Öchtering davon aus, dass die Encrochat-Verfahren die Hamburger Justiz noch fünf Jahre lang beschäftigten werden.
In den vergangenen Monaten 103 Enchrochat-Verfahren
Normalerweise hat das Landgericht im Jahr rund 400 neue Fälle. In den vergangenen Monaten kamen zudem bisher 103 Encrochat-Verfahren noch hinzu. Die Politik hat das Problem durchaus gesehen und reagiert: Insgesamt 52 neue Stellen haben Polizei, Staatsanwaltschaft und Gerichte neu bekommen, das Landgericht konnte sogar drei neue Strafkammern dafür einrichten. Dennoch arbeitet die Justiz am Limit.
Großer Prozess beginnt Ende Oktober
Ein vorläufiger Höhepunkt dürfte Ende Oktober erreicht sein. Dann beginnt vor dem Landgericht der vorerst größte Encrochat-Prozess - mit gleich elf angeklagten mutmaßlichen Kokaindealern.
