Hamburger Hafen steigert Containerumschlag im ersten Halbjahr

Stand: 18.08.2022 06:53 Uhr

Trotz gestörter Lieferketten, langer Schiffstaus und Streiks: Der Hamburger Hafen hat im ersten Halbjahr 2022 mehr Container umgeschlagen als im gleichen Vorjahreszeitraum.

Im ersten Halbjahr wurden 4,4 Millionen Standardcontainer an den Kaimauern bewegt, knapp ein Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, wie der Verein Hafen Hamburg Marketing am Mittwoch mitteilte. Im Vergleich zur Konkurrenz in Rotterdam, Antwerpen und Bremen/Bremerhaven, die allesamt Rückgänge zu verzeichnen hätten, habe Hamburg als einziger unter den großen Häfen an der Nordsee einen Zuwachs verbucht und seinen Marktanteil leicht ausgebaut.

Ukraine-Krieg und Lockdown in China belasten Häfen

Alle Häfen hatten wegen des Ukraine-Kriegs und den Corona-Lockdowns in China mit den Verwerfungen im Schiffsverkehr sowie Problemen beim Abtransport der Ladung über Eisenbahn und Lastwagen zu kämpfen. Allerdings waren die Folgen in Hamburg in der ersten Jahreshälfte weniger gravierend als befürchtet.

Streik der Hafenarbeiter wirkt sich wohl erst später aus

Auch die Warnstreiks der Hafenarbeiter und -arbeiterinnen im Juni schlugen bislang kaum zu Buche. Ein Sprecher verwies darauf, dass sich die Container-Staus erst langsam aufgebaut hätten und ihre volle Auswirkung erst im zweiten Halbjahr zeigen dürften. Die Marketingorganisation appellierte an die Gewerkschaft ver.di und die deutschen Seehafenbetriebe, möglichst bald eine Einigung in dem Tarifkonflikt zu erzielen.

Weniger Massengut wegen Sanktionen gegen Russland

Der Gesamtumschlag aller Güter in Deutschlands größtem Hafen schrumpfte in den ersten sechs Monaten um 2,7 Prozent auf 61,8 Millionen Tonnen. Grund waren vor allem die EU-Sanktionen gegen Russland. So sank der Umschlag von Massengut wie Kohle und Erz um knapp neun Prozent auf 17,6 Millionen Tonnen. Der Rückgang hielt sich in Grenzen, weil die Bezugsquellen verlagert wurden. Kohle etwa wurde den Angaben zufolge verstärkt aus anderen Regionen importiert.

China bleibt wichtigster Handelspartner

Die wichtigsten Partnerländer des Hamburger Hafens sind den Angaben zufolge China, die USA und Singapur. Russland sei wegen der Sanktionen von Platz 4 auf Rang 15 abgestürzt.

Hamburger Hafen profitiert von Niedrigwasser im Rhein

Aktuell profitiert der Hamburger Hafen davon, dass Massengüter wegen des Niedrigwassers im Rhein über die Schiene transportiert werden. Denn die Fracht, die sonst in Rotterdam auf Binnenschiffe verladen und dann den Rhein hochgefahren wird, wird derzeit teilweise nach Hamburg umgeleitet. Die Möglichkeiten zur Verlagerung auf die Bahn sind allerdings begrenzt. Denn trotz guter Anbindung des Hamburger Hafens kann längst nicht so viel und so schnell über die Schiene wie per Binnenschiffen transportiert werden, erklärten Vertreter der Hafenwirtschaft.

Entwicklung im zweiten Halbjahr ungewiss

Bis zum Jahresende rechnet die Marketingorganisation des Hamburger Hafens wegen steigender Energiepreise und dem mauen Konsum eher mit einer Abschwächung des Seegüterumschlags. Sollten sich die Lieferketten und die wirtschaftliche Lage jedoch stabilisieren, sei ein Umschlagsergebnis von rund 130 Millionen Tonnen und 8,7 Millionen Standardcontainern wie im Vorjahr nicht ausgeschlossen.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 17.08.2022 | 14:00 Uhr

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