Hamburg erhält ab 2023 ein neues S-Bahn-Liniennetz
Das Hamburger S-Bahn-Netz wird völlig neu geordnet: Die meisten Linien werden neu geschnitten, andere fallen weg. Ab Dezember 2023 soll so mit einer klaren Linienführung für mehr Pünktlichkeit, weniger Zugausfälle und stabilere Anschlussverbindungen gesorgt werden.
Hamburg steht vor dem größten Umbau des S-Bahn-Netzes seit dem Zweiten Weltkrieg. Alle S-Bahn-Linien mit zweistelligen Nummern fallen weg - so die S11, S21 und S31. Teils übernehmen andere Linien ihre Haltestellen. Einzig unverändert bleibt die S1 von Wedel zum Airport, beziehungsweise nach Poppenbüttel.
S-Bahn-Linien werden neu strukturiert
Nach Bergedorf und Aumühle gibt es nur noch eine Linie - die S2. Sie fährt künftig nicht mehr durch den Citytunnel/Jungfernstieg, sondern über Dammtor bis Altona. Die bisherige S3 wird aufgespalten in zwei Linien: Die neue S3 fährt nur noch zwischen Pinneberg und Neugraben und das wie bisher über den Citytunnel/Jungfernstieg. Die S3 fährt dann morgens bis abends immer mit neun Waggons als Langzug. Wer weiter nach Fischbek, Buxtehude und Stade will, muss ab Dezember 2023 auf die S5 umsteigen. Die fährt bis zur Elbgaustraße.
Neues Liniennetz wird in zwei Schritten eingeführt
Das neue Liniennetz soll laut Verkehrsbehörde in zwei Schritten umgesetzt werden. Zuerst erfolgt zum Fahrplanwechsel 2023/24 eine Umstellung auf vier Linien: S1, S2, S3 und S5. Bis 2030 sollen dann in einem zweiten Schritt die Linien S4 und S6 dazu kommen. Die Linie S5 wird dann zudem bis Kaltenkirchen erweitert.
Tschentscher: Hamburgs S-Bahn wird pünktlicher
Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) begründete den Netzumbau mit den Worten: "Hamburgs S-Bahn wird zuverlässiger und pünktlicher." Zudem schaffe man die Voraussetzungen für die Einbindung neuer Linien wie der S4 nach Bad Oldesloe in Schleswig Holstein. Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) erklärte: "Wir erfinden das S-Bahn fahren in Hamburg neu. Dies ist die größte Überarbeitung des HVV-Netzplanes seit Jahrzehnten." Aktuell gebe es 164 S-Bahnen, 2030 sollen es 258 sein.
S-Bahn-Chef Kay Uwe Arnecke geht davon aus, dass mit der Umstellung auch die häufigen Signalstörungen weniger werden, da der gesamte Betrieb entlastet werde. Er räumte aber ein, dass dadurch keine bessere Signalsteuerung Einzug halte. Das seien andere Projekte. Er zählte dazu etwa den Bau neuer elektronischer Stellwerke in Altona West oder in der City.
Fahrgastverband Pro Bahn begrüßt Umstellung
Der Fahrgastverband Pro Bahn begrüßte die Umstellung. Die Fahrgäste müssten sich zwar an neue Liniennummern und an neue Linienführungen gewöhnen, die Anzahl der Fahrtmöglichkeiten steige aber.
Opposition skeptisch
Während die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen das Projekt begrüßten, zeigte sich die Opposition skeptischer. Der CDU-Verkehrsexperte Richard Seelmaecker sagte, die Umstellung sei prinzipiell gut, komme aber viel zu spät. "Wir fordern ja schon seit Jahren schon eine Verbesserung des S-Bahn-Verkehrs. Ich kann nur sehr hoffen, dass es nicht bei einem Luftschloss bleibt an dieser Stelle." Die FDP-Abgeordnete Anna von Treuenfels sprach von einer Neuorganisation alter Probleme. "Einige Langzüge mehr werden nicht das Grundproblem mangelnder neuer Strecken nach Harburg und Umgebung lösen." Weniger Ausfälle und mehr Pünktlichkeit seien natürlich gut, sagte die verkehrspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Heike Sudmann. "Doch die vollgestopften Züge werden auf vielen Strecken erhalten bleiben, denn zusätzliche Angebote und Kapazitäten gibt es erstmal nicht." Neue Linienführungen und Liniennamen reichten nicht aus für die Mobilitätswende. AfD-Fraktionschef Dirk Nockemann sagte, bislang sei das, was der Bürgermeister vorgelegt habe, nichts als ein Versprechen wie viele andere zuvor.
