Ein Schiff, das Flüssiggas (LNG) geladen hat, liegt an einem Terminal. © picture alliance / AA Foto: Burak Milli

Hamburg bekommt vorerst kein schwimmendes LNG-Terminal

Stand: 20.07.2022 20:48 Uhr

Hamburg bekommt wohl kein schwimmendes Terminal für Tankschiffe mit Flüssiggas (LNG). Die Bundesregierung hat sich stattdessen für die Standorte Stade und Lubmin entschieden.

Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) hatte sich für ein LNG-Terminal im Hafen stark gemacht - ebenso wie Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne). Im Hafen und in der Wirtschaftsbehörde hatte es dagegen von Anfang Bedenken gegeben, unter anderem wegen noch ungeklärter Sicherheitsfragen. Denn schließlich ist Flüssiggas hochexplosiv.

Tschentscher will Plan noch nicht aufgeben

Tschentscher will den Plan zwar immer noch nicht ganz aufgeben und erst einmal ein Gutachten abwarten. Auch die Umweltbehörde will die Pläne weiter vorantreiben. Ob das allerdings realistisch ist, wird in Rathaus-Kreisen bezweifelt. Der Bund habe vier Standorte gesucht - und die seien jetzt alle gefunden, heißt es auf Nachfrage von NDR 90,3. Neben Stade und Lubmin sind es Wilhelmshaven und Brunsbüttel. Mit Flüssiggas wollen Deutschland und die EU unabhängiger werden von Gas aus Russland. Gleichzeitig gilt LNG aber nur als Übergangslösung.

FDP: "Bitterer Tag für den Hamburger Hafen"

Der Hamburger FDP-Chef Michael Kruse wertete die Berliner Entscheidung als Niederlage für Tschentscher. "Im Konzert der norddeutschen Energiehäfen spielt Hamburg neben Wilhelmshaven, Brunsbüttel und Stade nur noch eine Nebenrolle", sagte Kruse einer Mitteilung zufolge. "Ein bitterer Tag für den Hamburger Hafen und seine energieintensive Industrie."

CDU: "Rot-grüner Senat hat sich verhakt"

Die Hamburger CDU sieht in der Vergabe der LNG-Terminals an Stade und Lubmin ebenfalls einen Rückschlag für den Hamburger Hafen. "Während Rotterdam und Antwerpen längst LNG-fähig sind und damit in der aktuellen Krisensituation als Hafenstädte einen wertvollen Beitrag leisten, hat sich der rot-grüne Senat verhakt und wertvolle Zeit verstreichen lassen", kritisierte der Wirtschaftsexperte der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Götz Wiese, am Mittwoch. "Dieses Zaudern konnte der Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister nicht länger abwarten." Im Markt bleibe das ungute Gefühl zurück, dass Hamburg keine Hafenstrategie habe, im Ernstfall nicht entscheidungsfähig sei und somit zur Lösung eines Energienotstands nichts verlässlich beitragen könne, so Wiese weiter.

BUND und NABU begrüßen Entscheidung gegen Hamburg

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) begrüßte hingegen die Entscheidung der Bundesregierung, Hamburg vorerst nicht als Standort für ein schwimmendes LNG-Terminal zu benennen. Geschäftsführer Lucas Schäfer sprach am Mittwoch von einer Absage an ein hochexplosives Terminal mitten im Hamburger Hafen. "Die Entscheidung der Bundesebene bewahrt zwei Millionen Einwohner in Hamburg vor Sicherheitsrisiken, die bis heute von niemandem ausgeräumt werden konnten." Malte Siegert, der Vorsitzende des Naturschutzbundes (NABU) in Hamburg, sieht das ähnlich. Hamburg könne nun seine Pläne zur Wasserstoff-Produktion in Moorburg vorantreiben. Ein LNG-Terminal hätte diese ausgebremst.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 20.07.2022 | 07:00 Uhr

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